Von Schulmädchen und Lederhosen: Studie über den deutschen Sexfilm der 70-er Jahre

publiziert: Donnerstag, 1. Mai 2003 / 09:47 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 1. Mai 2003 / 14:20 Uhr

Bern - Der mehrteilige "Schulmädchen-Report" war in den 70-er Jahren einer der grössten Kinohits in Deutschland. Auch in der Schweiz wurde er zum Grosserfolg.

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Mehr als sechs Millionen Menschen sahen den ersten Film, der den Untertitel "Was Eltern nicht für möglich halten" trug. Heute wirken die angeblich halb-authentischen Szenen in ihrer Pril-Blumen-Optik unfreiwillig komisch - und sagen doch eine Menge über Moral und die Gesellschaft dieser Zeit. Diesem Stück deutscher Popkultur hat der Berliner Bertz Verlag ein Buch gewidmet.

Autorin Annette Miersch (Jahrgang 1968) wuchs in der DDR auf und war verblüfft, als sie Anfang der 90er Jahre die Sexfilmchen im Privatfernsehen entdeckte.

"Hier fegten offenbar gehirnamputierte, einzig triebgesteuerte Frauen und Männer halb oder ganz nackt über den Bildschirm, immer auf der Suche nach der nächsten sexuellen Vollzugsmöglichkeit", schreibt sie in der Einleitung.

Dann folgt ihre wissenschaftliche Studie, samt theoretischer Abhandlung über Michel Foucault bis hin zu detaillierten Tabellen, wie und wer mit wem im "Schulmädchen-Report" zur Sache kommt.

Heiner Lauterbach und Ingrid Steeger

Die Filmreihe basiert auf einem Buch mit Schülerinnen- Interviews von Günther Hunold, dessen Rechte sich der Produzent Wolf C. Hartwig sicherte. Dieser besteht heute noch darauf, dass seine Sexstreifen durchaus authentische Elemente haben.

"Ich behaupte, dass alles, was ich gezeigt habe, im täglichen Leben vorgekommen ist, alles. Jede Situation." So verführt "Renate W., 18 Jahre" auf einem Klassenausflug den Busfahrer oder "Barbara H., 15 Jahre" lässt sich angeblich bereitwillig auf den Stiefvater ein.

Miersch belegt indes, dass die jungen Mädchen - in ultrakurzen Röckchen und mit Lolita-Zöpfen - in den Filmen vorzugsweise deutlich älteren Männern an die Wäsche gehen, was eher Richtung Altherrenfantasie deutet.

Auch waren die Schulmädchen meist gar keine, da das Gesetz keine Beschäftigung von unter 16-Jährigen erlaubte. Für seine 13 Filme brauchte Hartwig rund 800 Mädchen dieses Alters, die möglichst noch jünger aussehen sollten.

"Und Sie werden lachen, wo ich die meisten hergeholt habe: aus dem Supermarkt, die Verkäuferinnen" Auch mittlerweile bekannte deutsche Schauspieler wie Heiner Lauterbach, Ingrid Steeger und Friedrich von Thun wirkten bei den Filmen mit.

Keine Pornografie

Als pornografisch gelten sie nicht, es gibt keine Geschlechtsteile in Nahaufnahme. Doch auch diese softe Variante zog: 100 Millionen Besucher weltweit sollen sich die 13 "Schulmädchen-Reports" angesehen haben, heisst es.

Die Reihe war Teil einer Sexfilm-Welle der 70er, die drei Subgenres hatte: den Sex-Report, den ambitionierten Aufklärungsfilm (Oswalt Kolle) und den klamaukigen Lederhosen-Film ("Pudelnackt in Oberbayern").

Das alles war keine sexuelle Revolution, meint Miersch. Aber: "Zumindest die Sprachlosigkeit in Sachen Sexualität schien überwunden."

Die Erfolgswelle näherte sich dem Ende, als Pornografie Mitte der 70er Jahre teilweise legalisiert wurde. Wer Sex sehen wollte, ging ins Porno-Kino, später kamen die Videos hinzu. Mehr als 30 Jahre später gilt der "Schulmädchen-Report" wohl weder als erotisch noch als schmuddelig; die Zeit der ironischen Distanz ist gekommen.

(bsk/dpa)

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