Von Straussen und Elefanten

publiziert: Donnerstag, 17. Jun 2010 / 09:00 Uhr

Strausse sollen angeblich den Kopf in den Sand stecken, wenn Gefahr droht. Und unbekümmert jeglicher Konsequenzen sollen Elefanten schon in Porzellanläden gesehen worden sein… Strausse wie Elefanten müssen herhalten, um menschliches Verhalten zu beschreiben. Interessanterweise sind nämlich beide Verhalten beim Menschen weit verbreitet, wenn es um den Klimawandel geht.

Andreas Fischlin ist Professor für Systemökologie an der ETH Zürich.
Andreas Fischlin ist Professor für Systemökologie an der ETH Zürich.
Was geschieht mit den Straussen und den Elefanten aber wirklich, wenn wir dem Klimawandel freien Lauf liessen? Exakte Prognosen sind nicht möglich, trotzdem können wir Aussagen machen: Anhand globaler Vegetationsmodelle können wir für verschiedenste Klimaszenarien zukünftige Auswirkungen auf Ökosysteme abschätzen.

Schwindender Lebensraum

Diese Modellrechnungen zeigen, dass der heutige Lebensraum der Strausse und afrikanischen Elefanten in einem sich wandelnden Klima durch zunehmende Trockenheit schwindet. In Afrika bilden sich andernorts aber auch neue Savannen. Vom afrikanischen Elefanten als Langstreckenwanderer wäre zu erwarten, dass er sich an diese veränderten Lebensräume anpasst. Hierzu darf ihm der Mensch allerdings nicht im Wege stehen.

Artenvielfalt: Ungebremster Klimawandel birgt Gefahren

Und wie wird es den anderen Arten ergehen? Artspezifische Verbreitungsmodelle zeigen, dass bis 2080 für 25% bis 40% der 277 untersuchten afrikanischen Säugetierarten deren Lebensraum alleine durch den Klimawandel so stark schwindet, dass sie gemäss der international festgelegten Kriterien als kritisch gefährdet oder von unmittelbarem Aussterben betroffen sein werden.

Wir haben im letzten Bericht des Weltklimarats aus derartigen Studien eine Gesamtsicht zusammengestellt. Sie ergab im Falle eines ungebremsten Klimawandels weltweit Artenverluste von durchschnittlich grob bis zu einem Drittel.

Selbst bei einer Begrenzung der mittleren Erderwärmung auf 2°C (wie in Kopenhagen festgeschrieben) sind empfindlichste Ökosysteme wie Korallenriffe oder die mediterrane Vegetation Südafrikas immer noch durch erhebliche Artenverluste bedroht. Allerdings sind die zurzeit vorgeschlagenen Klimaschutz-Massnahmen ungenügend, denn sie steuern auf eine Erwärmung von weltweit durchschnittlich 3.5°C zu. Für die Schweiz dürfte dies übrigens eine Erwärmung von fast 7°C bedeuten. Dann drohten bei uns wie auch weltweit äusserst kritische Verluste bei der Artenvielfalt.

Keine Vogel-Strauss-Taktik

Wie sollen wir mit solchen Risiken umgehen? Ich bin überzeugt, dass uns weder eine Vogel-Strauss-Klimapolitik noch Grobfahrlässigkeit weiterbringen werden. Mit dem Klimawandel gefährden wir nicht nur andere Arten, sondern möglicherweise unsere eigenen Lebensgrundlagen in einem bislang nie dagewesenen Ausmass.

Die menschliche Existenz lässt sich ja nicht aus der Natur herauslösen. Und da wir kaum davon ausgehen können, dass durch eine weiterhin wachsende menschliche Bevölkerung der Druck auf die Lebensräume anderer Arten abnimmt, ergeben sich in Kombination mit dem Klimawandel fatale Konsequenzen für die Ökosysteme - und damit langfristig für unsere Lebensgrundlagen. Wollen wir das wirklich?

(Andreas Fischlin/ETH-Zukunftsblog)

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