Von den Gefahren des Energiesparens

publiziert: Freitag, 2. Mrz 2007 / 11:51 Uhr / aktualisiert: Freitag, 2. Mrz 2007 / 12:13 Uhr

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Wenn es um politische Diskussionen geht, darf am Verstand manch durchaus kluger Zeitgenossen gezweifelt werden. So erstaunt im Moment ein überraschend grosser Teil des rechten politischen Spektrums in der Debatte um die Klimaerwärmung und das sparsame Umgehen mit Energie.

Mit vermeintlichem Todesmut stellen sich da Publizisten dem gegenwärtigen Konsens entgegen, dass es endlich notwendig wäre, natürliche Ressourcen sparsamer und effizienter zu benutzen. Es wird von der Gefahr «Milliarden teurer, nutzloser Sparprogramme» gesprochen, von dem Risiko, Rohstoffe besser einzusetzen, obwohl die Katastrophenszenarien der UNO und der meisten Klimaforscher womöglich nicht stimmten.

Der Autor neigt zwar momentan dazu, jenen Szenarien glauben zu schenken. Doch was, wenn dem nicht so wäre? Was droht uns, wenn die Sparprogramme gar keinen Einfluss auf das Klima hätten?

Nehmen wir mal an, uns würde es gelingen, den Verbrauch fossiler und elektrischer Energie um 30% zu senken und weitere 15% durch lokale erneuerbare Energien zu ersetzen.

Die einzigen Verlierer in diesem Szenario wären die Öl- und Energiekonzerne, wobei es speziell die Ölgiganten wie Exxon und BP treffen würde. Und von diesen besonders jene, die sich als reine Ölproduzenten betrachten. Energiekonzerne mit einer umfassenderen Sichtweise ihrer Marktposition hingegen hätten neue Chancen: Z.b. könnte ein Energieversorger seinen Konsumenten nicht mehr Strom, Öl oder Gas Wasser verkaufen, sondern das Produkt, das durch Strom entsteht.

Solange die Beleuchtung angenehm ist und der Herd das Essen richtig kocht, spielt es keine unmittelbare Rolle, ob dafür mehr oder weniger Strom gebraucht wird. Würde also der Energieversorger die Dienstleistung «Licht» anbieten, könnte der Konsument bestimmen, wie er die Wohnung beleuchtet haben will und der Stromversorger würde des Kunden Beleuchtungsinfrastruktur zu einem Pauschalpreis stellen. Bei einem solchen Modell wäre die Diskussion um das Verbot von Energie fressenden Glühbirnen gar nie erst aufgekommen und von einem Verlust an Lebensqualität nirgends die Rede.

Ebenso könnte mit der Klimatisierung verfahren werden. Die Preise würden sich aus Wohnfläche und gewünschter Innentemperatur im Winter und Sommer herleiten. Isolierung, effiziente Heiz- und Klimaanlagen und eine optimale Klimatisierungsinfrastruktur wären Sache des Energieversorgers. In schlecht isolierten Häusern dürfte während einer gewissen Zeit ein höherer Tarif verlangt und mit den Mehreinnahmen energetische Verbesserungen am Haus finanziert werden. Wird der Wärmeversorger gewechselt, muss die neue Firma der alten eine Ablöse für die geleisteten Verbesserungen zahlen.

Das Entscheidende an einem solchen Modell ist, dass man nicht für Gas und Strom zahlt, sondern für den Nutzen daraus. Die Motivation, so effizient mit der Energie, die hinein gesteckt wird, umzugehen wie möglich, liegt beim Versorger – drastische Ersparnisse wären eine automatische Folge.

Dies sind nur wenige Beispiele, die noch um viele erweitert werden könnten. Alles, was mit einer vernünftigen, am Resultat orientierten Verwendung von Ressourcen riskiert wird, ist eine Verlagerung in der Industrie - hin zum technologischen Fortschritt, weg vom primitiven Verschwenden. Natürlich bestünde auch die Gefahr von weniger Umweltverschmutzung, einer längeren Verfügbarkeit der Rohstoffe und einer kleineren Abhängigkeit von mörderischen Regimen, die sich nur durch die mit Fördererträgen finanzierte Staatskorruption an der Macht halten können.

Diese «Risiken» allein sollten attraktiv genug sein, zu motivieren, Energie zu sparen und dafür neue Wege zu suchen. Klimawandel hin, Treibhauseffekte her.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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