Vorolympische Zuversicht allenthalben

publiziert: Freitag, 11. Nov 2005 / 07:56 Uhr

Obwohl von Schnee noch weit und breit nichts zu sehen ist, steigt die Fieberkurve der nordischen Skisportler langsam, aber stetig an.

Gian Gilli gibt sich vorsichtig optimistisch.
Gian Gilli gibt sich vorsichtig optimistisch.
Im Vorfeld der Olympia-Saison geben sich die Exponenten von Swiss-Ski gewohnt zuversichtlich.

Beim Betrachten des Clips mit den Höhepunkten von Salt Lake City 2002 muss den an der gestrigen Medienkonferenz in Bern anwesenden Verbandsvertretern warm ums Herz geworden sein.

Für die nordische Abteilung von Swiss-Ski gab es an den Winterspielen im Bundesstaat Utah Erfolge zu feiern, mit denen nicht einmal die kühnsten Optimisten gerechnet hatten.

Dass die Schweiz auch in Turin einen Doppelolympiasieger im Skispringen (Simon Ammann) und eine Bronze-Staffel im Frauen-Langlauf stellt, erwartet nun aber wirklich niemand.

Medaille ist Tabuwort

Das Wort Medaille wagte im «Mantel» des Stade de Suisse jedenfalls weder Duri Bezzola als Präsident noch Gian Gilli als Chef Leistungssport oder einer der vier Disziplinenchefs in den Mund zu nehmen.

Ein Blick auf die Weltcup- und WM-Resultate der Saison 2004/05 verdeutlicht, dass eine vorsichtige Erwartungshaltung angebracht ist.

Weltcup-Podestplätze des Skispringers Andreas Küttel in Willingen und der Kombinierer im Teamwettkampf von Pragelato stechen als einsame Highlights hervor.

Leisten statt jammern

In den Statements der Verantwortlichen zum bevorstehenden Winter schwang gestern trotzdem vor allem Zuversicht mit. Die leidigen Geschichten von fehlenden Mitteln, personellen Fluktuationen und nicht enden wollenden Bastelarbeiten an den Verbandsstrukturen waren für einmal nur am Rande ein Thema.

«Unsere Sportler sind Anpassungskünstler», sagte Gian Gilli. Anpassen müssen sie sich nicht nur an die veränderten Rahmenbedingungen im Skiverband, sondern auch an die verschärften Selektionskriterien von Swiss Olympic.

Für die Mehrheit der Kandidatinnen und Kandidaten besteht die grösste Herausforderung der nächsten Monate schliesslich darin, sich überhaupt für Torino 2006 zu qualifizieren.

Status quo erhalten

Wendet man die Selektionskriterin auf den vergangen Winter an, kommt man in den Sparten Langlauf (8), Skispringen (4), Nordische Kombination (4) und Biathlon (2) auf eine Delegation von insgesamt 18 Athletinnen und Athleten, wovon zwölf die Kriterien für eine Einzelselektion erfüllen.

Gilli rechnet «im Optimalfall» mit 19 Schweizer Nordischen im Olympia-Gewand. Weil mindestens die Wahrung des Status quo «dank» der insgesamt enttäuschenden Vorsaison auch von kritischen Geistern für realistisch gehalten wird, sollten sich seine Hoffnungen erfüllen lassen.

Optimiertes Konzept

Obwohl der Rotstift vor den nordischen Sparten nicht Halt machte, stellten sich im Umfeld der Athleten über den Sommer auch Verbesserungen ein.

Das Konzept mit nationalen Stützpunkten für den Spitzensport-Bereich wurde mit der Eröffnung der Einsiedler Schanzen um einen der wichtigsten Eckpfeiler ergänzt.

Nach den Biathleten (Realp) und den Langläufern (Davos/Andermatt) verfügen nun auch die Spezialspringer und Kombinierer über ein Leistungszentrum, das diesen Namen verdient.

Die Schützlinge von Berni Schödler konnten fast die Hälfte ihrer gut 500 Sommersprünge im Klosterdorf absolvieren, was weniger Auslandreisen und eine flexiblere Trainingsgestaltung ermöglichte.

Zwei neue Cheftrainer

Die Skispringer haben wie die Biathleten einen Sommer ohne personelle Turbulenzen hinter sich, was mit den im Grossen und Ganzen ansprechenden Resultaten des Winters korrespondiert.

In den anderen Disziplinen kam es zu gewichtigen Rochaden. Eugen Krügel stieg nach der Degradierung von Michael Angermann und der nach nur einem Monat erfolgten Trennung von dessen Nachfolger Urban Hettich vom Junioren- zum Cheftrainer der Kombinierer auf.

Erwin Lauber wechselte in die Privatwirtschaft und wurde als Langlauf-Cheftrainer von Disziplinenchef Michel Antzemberger abgelöst.

Wechsel nicht entscheidend

Im Vergleich zu einem allfälligen Abgang des sportlichen Kapitäns Gilli sind die Wechsel allerdings Peanuts.

Der Engadiner hat nach der Nichtwahl für den Posten des Direktors ein Angebot als Chef Alpin erhalten, das inhaltlich (noch) nicht seinen Vorstellungen entspricht. Nun erwartet Gilli eine Reaktion auf seinen Gegenvorschlag. Bis Ende Monat will er Klarheit.

Gillis Stellvertreter hat sich schon im Sommer neu orientiert und wird erst nach dem Olympia-Winter ersetzt. Hippolyt Kempf arbeitet für das Bundesamt für Sport und nicht mehr als Chef Nordisch von Swiss Ski.

Den Nebenjob als Disziplinenchef der Kombinierer hat der Olympiasieger von 1988 behalten. In dieser Funktion ist er mit Prognosen vorsichtig geworden.

Nachdem er die Ziele für seine Athleten während Jahren unschweizerisch hoch angesetzt hatte, lehnte er sich gestern zumindest im Plenum keinen Zentimeter aus dem Fenster. Wenn es in Turin etwas zu holen gibt, dann ohnehin mit Taten statt Worten.

Die ersten Weltcup-Events. Langlauf (nach dem Prolog in Düsseldorf Ende Oktober): 19./20. November in Beitostölen (No). -- Biathlon: 23. bis 27. November in Östersund (Sd). -- Skispringen: 25./26. November in Kuusamo (Fi). -- Nordische Kombination: 25./27. November in Kuusamo.

(von Philipp Bärtsch, Bern/Si)

 
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