Vorschau auf den Grossen Preis von Brasilien

publiziert: Mittwoch, 27. Mrz 2002 / 22:27 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 28. Mrz 2002 / 00:03 Uhr

Sao Paulo - Auf der Strecke "zwischen Seen", wie das brasilianische Interlagos wörtlich übersetzt heißt, geht die Formel 1 am Ostersonntag beim Grand Prix von Brasilien in die dritte Runde der diesjährigen Weltmeisterschaft.

Start im "Autodromo Jose Carlos Pace" ist um 14:00 Uhr Ortszeit (19:00 Uhr MESZ). Für Teams wie Fahrer stellt der brasilianische Grand Prix immer wieder eine besondere Herausforderung dar.

Für die Fahrer heißt es, körperlich absolut fit zu sein, da nicht nur die heißen Temperaturen in Südamerika und die hohe Luftfeuchtigkeit ihren Tribut zollen. Ganz besonders die vielen Unebenheiten im Belag und die Tatsache, dass die 4,309 km lange Strecke als einzige Strecke neben Imola gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird, machen selbst dem durchtrainiertesten Nacken schwer zu schaffen. Die Teams müssen nicht nur aus diesem Grund eine sehr gute Abstimmung für die Autos finden, um Probleme mit abgeschmirgelten Unterböden und verrutschten Frontflügeln, wie bei David Coulthards McLaren-Mercedes 1999 geschehen, zu vermeiden.

Viele soziale Probleme

Bei Fahrern und Teams gehört der Grand Prix von Brasilien nicht gerade zu den Favoriten. BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher meinte sogar einmal: "Nur wer seine Frau loswerden will, nimmt sie mit nach Brasilien." Leider gehört Sao Paulo neben Mexiko City und Tokio nicht nur zu den drei größten Städten der Welt, sondern aufgrund der extremen Unterschiede zwischen Arm und Reich auch zu jenen mit der höchsten Kriminalitätsrate. Die Slums rund um die 13 Kilometer von Interlagos entfernte Stadt passen so gar nicht zum Image der Formel 1.

Vorsicht ist also auf jeden Fall angebracht. Auch der Straßenverkehr ist gewöhnungsbedürftig. In einer 20-Millionen-Stadt - Sao Paulo liegt etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel, 80 Kilometer vom Atlantik entfernt - in der täglich über 5 Millionen Autos die Straßen in ein heilloses Chaos verwandeln, tut man als Besucher gut daran, sich in die geübten Hände der Taxifahrer zu begeben. Das spart jede Menge Nerven und ist durchaus erschwinglich.

Die schönen Seiten von Sao Paulo

Man sollte, je nachdem, wo man wohnt, aber trotzdem genügend Zeit für die tägliche Anfahrt zur Strecke einplanen, da eine Stunde Fahrtzeit für zehn Kilometer in Sao Paulo nicht unüblich ist. Fans, die ihre Stars aus der Nähe sehen wollen sowie Autogrammjäger haben es in Brasilien relativ einfach. Die meisten Fahrer wohnen im Hotel "Transamerica", nur die McLaren-Mannschaft nächtigt traditionell im "Melia".

Abends trifft man den einen oder anderen auch schon mal beim gemütlichen Essen in der Churrascheria "Fogo do Chao", im "Baby Beef" oder der "La Vecchia Cucina" an, und Sonntagabend geht's zum Tanzen ins "Love Story" oder ins "Charlie's". Für ausgedehnte Einkaufstouren empfiehlt sich das Shopping Center Morumbi, übrigens ganz in der Nähe des Friedhofs Morumbi, auf dem Ayrton Senna begraben ist. Für Fans sicher ein Muss.

Sao Paulo trennt die Spreu vom Weizen

71 Runden sind am Renntag im "Autodromo Jose Carlos Pace" von Interlagos, einem Vorort von Sao Paulo, zu absolvieren, bei einer Streckenlänge von 4,309 Kilometern entspricht dies einer Renndistanz von 305,909 Kilometern. Mit drei Siegen, insgesamt neun Podiumsplätzen und neun Platzierungen in den Punkten und keinem einzigen Ausfall ist Michael Schumacher der mit Abstand erfolgreichste aktive Formel-1-Fahrer in Brasilien. Erfolgreichster Pilot überhaupt beim Brasilien-Grand-Prix war jedoch Alain Prost mit sechs Siegen (1982, 1984, 1985, 1987, 1988, 1990).

Jahr für Jahr fordern die heißen Temperaturen und die wellige Piste nicht nur die Fahrer, sondern auch die Autos, was zu vielen Ausfällen führt. Lokalmatador Rubens Barrichello, der nur unweit der Rennstrecke aufwuchs, kann ein Lied davon singen. Ausgerechnet er sah bei neun Starts bisher nur einmal die Zielflagge, 1994 als Vierter. Im letzten Jahr kamen im Regen-Chaosrennen lediglich zehn der 22 gestarteten Fahrer ins Ziel. Obwohl die Veranstalter immer wieder neu asphaltieren, bekommen sie die Bodenwellen nicht in den Griff. Das liegt daran, dass der Untergrund, auf dem die Rennstrecke errichtet wurde, so sehr nachgibt, dass hier keine Häuser gebaut werden durften.

Brasilien – seit langem ein Wackelkandidat

Wegen der hohen Kriminalität, dem schlechten Zustand der Boxenanlagen und der Piste sowie den chaotischen Verhältnissen um die Rennstrecke herum (immer wieder werden Teammitglieder auf offener Straße ausgeraubt) wurden Rufe laut, das Rennen aus dem Kalender zu streichen. Doch was wäre die Formel 1 ohne ein Rennen auf brasilianischem Boden?

Einst war es Volksheld Ayrton Senna, der wie Rubens Barrichello und Felipe Massa ein "Paulista" ist und das Rennen wieder von Rio nach Sao Paulo lockte, auch wenn sicherlich die Tatsache, dass der Franzose Philippe Streiff im Vorjahr nach einem Unfall wegen mangelhafter Hilfeleistung durch das Streckenpersonal eine Querschnittslähmung davon trug, dem Streckenwechsel nachhalf.

Interlagos – eine moderne Strecke wird langsam alt

Es war 1973, als der Große Preis von Brasilien erstmals in Interlagos stattfand, bevor man 1979 das Rennen über einige Jahre hinweg in Jacarepagua in der Nähe von Rio de Janeiro austrug. 1980 kehrte das Rennen nach Interlagos zurück, bevor die Strecke 1990 modernisiert wurde. Übrigens stammt ein Teil des Streckendesigns aus dem Kopf des legendären Nationalhelden Ayrton Senna, was erklärt, warum der Streckenverlauf den Fahrern zumeist gefällt und der Kurs fahrerisch recht anspruchsvoll ist.

Ungewöhnlich ist in Brasilien vor allem die Start- und Zielgerade, die nicht eben ist und die Autos am Start leicht ins Rollen geraten lässt. Ferner liegt sie niedriger als die Boxengasse, was dazu führt, dass die Teamchefs auf ihren Kommandoständen wie in einer Theaterlogo auf ihre Fahrer schauen können. Für die nicht nummerierte Haupttribüne stehen viele Fans eine ganze Nacht Schlange, was vor den Eingängen zu chaotischen Zuständen führt. Den Europäer, der nicht selten unter dem Verkehrschaos, dem Smog und oftmals auch einer Magenverstimmung wegen des Essens leidet, ein wenig erholsames Erlebnis.

Technisch anspruchsvoller Kurs

Die Strecke selbst sorgt dafür, dass die Fahrer und ihre Ingenieure beim Abstimmen der Autos tüchtig ins Schwitzen kommen. Im Qualifying wird für eine schnelle Runde mit viel Flügel gefahren, im Rennen benötigt man eine völlig andere Abstimmung, um auf den langen Geraden über genügend Höchstgeschwindigkeit zu verfügen um überholen zu können und um nicht selbst überholt zu werden.

Los geht es auf der Start- und Zielgeraden, auf der die Piloten Tempo 310 erreichen. Das "Senna-S" nach Start und Ziel, das nur mit 106 km/h durchfahren wird und nach unten abfällt, bietet eine gute Überholmöglichkeit. Der Kurvenausgang ist wichtig, um auf der folgenden Geraden möglichst schnell zu sein. Bei rund 305 km/h steigen die Piloten wieder in die Eisen, um eine mit 137 km/h mittelschnellen Linkskurve zu durchfahren, die von einem sehr schnellen Linksknick gefolgt wird.

Nach diesem schnellen Teil folgt das Infield, das mit seinen drei Kurven, die mit weniger als 100 km/h durchfahren werden, eigentlich nach sehr viel Flügel verlangt. Hier gilt es, den richtigen Kompromiss zu finden. Nach der aufregenden 'Mergulho'-Senke, die mit 187 km/h durchfahren wird, geht es nach einem Linksknick in Richtung Start- und Zielgerade. In der letzten Kurve gilt es aus diesem Grund, für die folgende lang gezogene Linkskurve Schwung zu holen. Ab dort geht es bis zum "Senna-S" mit Vollgas weiter.

Saison 2001: David Coulthard übersteht das Regenchaos

Mitten im Rennen ging ein Regenschauer nieder, der dafür sorgte, dass das Klassement gewaltig durcheinander gewirbelt wurde. Doch schon davor ging es drunter und drüber. Zuerst knallte Ferrari-Pilot Rubens Barrichello Ralf Schumacher ins Heck, dann der überrundete Jos Verstappen Juan-Pablo Montoya im zweiten BMW-Williams. Das Rennen konnte nach einer tollen Fahrt David Coulthard im McLaren-Mercedes für sich entscheiden – damit war die Statistik die seit 1994 galt, dass jener Fahrer, der in Brasilien gewinnt, auch Weltmeister wird, ungültig. Michael Schumacher rettete noch einen zweiten Platz vor Nick Heidfeld, der im Sauber-Petronas seinen ersten Podiumsplatz einfahren konnte. Von den 22 gestarteten Fahrern sahen 12 die Zielfahne nicht.

Saison 2000: Schumacher siegt

Mit rund vier Sekunden Vorsprung sicherte sich Michael Schumacher vor zwei Jahren seinen zweiten Saisonsieg vor McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard, der aber nach dem Rennen wegen eines zu niedrigen Frontflügels disqualifiziert wurde. Benetton-Pilot Giancarlo Fisichella rückte deshalb auf den zweiten Platz vor, Heinz-Harald Frentzen im Jordan-Mugen-Honda wurde Dritter. Jenson Button wurde Sechster und holte mit seinen 20 Jahren als jüngster Brite aller Zeiten seinen ersten Punkt. Das Sauber-Team zog beide Autos bereits vor dem Qualifying zurück, nachdem zwei Heckflügel an beiden Autos brachen.

Saison 1999: Mika Häkkinen triumphiert

Für Mika Häkkinen war es der zweite Sieg in Folge auf dem anspruchvollen Kurs von Interlagos und anschließend sollte er auch seinen zweiten WM-Titel gewinnen. Der Finne hatte Glück, denn ein Getriebeproblem ließ ihn zunächst weit zurückfallen, doch das lahmende Auto reparierte sich wie von Geisterhand von selbst. Michael Schumacher konnte überholen, einer lag jedoch überraschend noch weiter vorne: Rubens Barrichello. Doch kurze Zeit später war mit der wundersamen Führung Schluss, als der Ford-Motor im Stewart des Brasilianers verrauchte.

Saison 1998: McLaren-Mercedes dominiert

Die dominierenden McLaren-Mercedes belegten die komplette erste Startreihe für sich und gaben die Doppelführung auch nicht mehr ab, Mika Häkkinen siegte so vor David Coulthard. Die größte Überraschung des Rennens war Alexander Wurz, der ein tolles Rennen mit vielen Überholmanövern fuhr und auf den vierten Platz kam. Mika Häkkinen siegt nicht nur in Brasilien sondern wird auch Weltmeister.

Saison 1997: Der Tag des Jacques Villeneuve

Glück für Jacques Villeneuve: Nach einer Beinahekollision mit Michael Schumacher muss der Kanadier durch die Wiese fahren und verliert viel Zeit, kann aber wieder von vorne starten, als die Rennleitung das Rennen nach einem Unfall noch in der ersten Runde abbricht. Jacques Villeneuve gewinnt das Rennen und wird Weltmeister.

Saison 1996: Damon Hill ist der "King of Brazilia"

Damon Hill zeigte in Brasilien mit seinem zweiten Saisonsieg, dass er auch im Regen gut fahren kann. Mit mehr als 17 Sekunden Vorsprung kam der spätere Weltmeister vor Jean Alesi im Benetton ins Ziel. Lokalmatador Rubens Barrichello lag auf Platz drei, bevor er sich kurz vor Ende des Rennens von der Strecke drehte. Mika Salo konnte den Tyrrell auf den fünften Platz ins Ziel bringen.

Saison 1995: Das Jahr des Michael Schumachers

Im Qualifying landete Michael Schumacher mit seinem Benetton mit rund 220 km/h in einer Mauer und das Team kündigte an, dass man den amtierenden Weltmeister nur dann ins Rennen schicken wird, wenn der Grund für das Unglück geklärt ist. Das konnte man und so stürmte Schumacher vor Williams-Pilot David Coulthard auf das Podium. Beide Fahrer wurden nach dem Rennen jedoch wegen illegalen Sprits aus der Wertung genommen, nach einer Nachverhandlung aber wieder gewertet, wohingegen den Teams die Punkte aberkannt wurden.

Quelle:www.f1total.com

(kil/news.ch)

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