Phänomen untersucht

Vorurteile kann man im Schlaf loswerden

publiziert: Donnerstag, 28. Mai 2015 / 23:00 Uhr
Schlafen tut gut.
Schlafen tut gut.

Evanston - Rassistische und sexistische Vorurteile können im Schlaf abgebaut werden. Allerdings sei dafür ein spezielles Nickerchen und zuvor ein besonderes Training gegen Vorurteile nötig, berichten US-Forscher.

5 Meldungen im Zusammenhang
Bereits seit längerem ist bekannt, dass bestimmte Erinnerungen während des Schlafs reaktiviert und gestärkt werden können. Wurde zum Beispiel in Versuchen eine Lernepisode mit einem Geruch oder einem Klang verknüpft und dieser Reiz während des Schlafs erneut präsentiert, konnte das Erlernte später besser abgerufen werden.

Dieses Phänomen wurde etwa für Fakten und Emotionen untersucht. Xiaoqing Hu von der Northwestern University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) und seine Kollegen wollten nun wissen, ob durch diesen Mechanismus auch langjährig bestehende Denkmuster verändert werden können - etwa bestimmte rassistische und sexistische Stereotypen.

In ihrer Studie, die nun im Fachjournal «Science» veröffentlicht wurde, arbeiteten die Wissenschaftler mit 40 weissen Frauen und Männern. Zunächst stellten die Forscher in einem Test fest, wie sehr die Probanden zu gewissen sexistischen und rassistischen Stereotypen neigen.

Spezielles Training

Dann absolvierten die Testpersonen ein spezielles Training: Sie mussten ein Porträt eines Menschen einem Begriff zuordnen, der ihrem Vorurteil entgegengesetzt war. Ein Frauengesicht musste etwa mit dem Begriff «Mathematik» verknüpft werden, ein Gesicht eines Dunkelhäutigen mit positiv belegten Wörtern wie «Sonnenschein».

Bei jeder erfolgreichen Paarung von Bild und Begriff erklang ein bestimmter Ton, abhängig davon, ob es um Sexismus oder Rassismus ging. Nach dem Training machten die Probanden einen 90-minütigen Mittagsschlaf. In der Tiefschlafphase spielten ihnen die Forscher entweder den Rassismus- oder den Sexismus-Ton vor.

Mittagsschlaf

Als die Wissenschaftler nach dem Schläfchen erneut die Stereotypen der Testpersonen abfragten, stellten sie eine deutliche Minderung bei der Kategorie von Vorurteilen fest, deren dazugehöriger Ton während des Schlafens erklungen war. Dieses Ergebnis war auch eine Woche nach dem Training noch messbar.

«Hu und seine Kollegen zeigen, welches bemerkenswerte Potenzial die gezielte Gedächtnis-Reaktivierung während des Schlafs hat, wenn es um die Veränderung tief verwurzelter Angewohnheiten geht», schreibt Jan Born von der Universität Tübingen in einem Kommentar zur Studie. Es gebe aber noch viele offene Fragen, etwa zur Rolle der Lernumgebung.

Solange die Mechanismen nicht vollständig geklärt seien, bestehe die Gefahr, dass zuvor verlernte Vorurteile wieder erlangt werden. Es sei sogar vorstellbar, dass der genau gegenteilige Effekt erzielt werde - also Vorurteile verstärkt und nicht gemindert werden.

«Der Schlaf ist ein Zustand, in dem ein Individuum ohne willentliches Bewusstsein und somit ungeschützt gegenüber Suggestionen ist», schreibt Born weiter. Deshalb sei es wichtig, bei weiterer Forschung auf diesem Gebiet auch ethische Überlegungen mit einzubeziehen.

Hu und seine Kollegen können sich vorstellen, dass die Methode der Reaktivierung im Schlaf in Zukunft noch weiterentwickelt wird. Und Menschen dabei helfen könnte, schlechte Angewohnheiten wie Rauchen, ungesunde Essgewohnheiten und selbstsüchtiges Verhalten zu ändern.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Esteban Toledo, Doktorand an der Königlichen Technischen Hochschule (KTH), arbeitet mit dem Prototyp der entkoppelten Wasserspaltung.
Esteban Toledo, Doktorand an der Königlichen Technischen ...
Forscher haben ein neues Konzept zur effizienteren Gewinnung von Wasserstoffenergie vorgestellt, bei dem Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten wird, ohne das gefährliche Risiko einer Vermischung der beiden Gase. mehr lesen 
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit ... mehr lesen
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
Beton ohne Emissionen: Empa-Forscher Mateusz Wyrzykowski (rechts) und Nikolajs Toropovs.
Kohlenstoff im Beton - Auf CO2 bauen  Forschende des «Concrete & Asphalt Labs» der Empa arbeiten daran, Beton klimaneutral zu machen. Sie untersuchen das Potenzial ... mehr lesen  
Zürcher Hochschule der Künste  Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) wurde von der Regierung anerkannt gemäss dem Gesetz zur Förderung und Koordination von Hochschulen. Neben ... mehr lesen
Zhdk, Zürcher Hochschule der Künste, im Toni-Areal, Industriequartier, Zürich.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Basel 6°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 2°C 14°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Bern 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 4°C 17°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Genf 6°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 18°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten