Wachsende Armut und Hunger in USA: Kein gefährliches Thema für Bush

publiziert: Mittwoch, 5. Nov 2003 / 08:59 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 5. Nov 2003 / 09:17 Uhr

Washington - Während Präsident Georg W. Bush mit anziehendem Wirtschaftswachstum frohlockt, ist in vielen US-Städten die Armut auf einen historischen Höchststand gestiegen; in der Metropole New York gelten 18 von 100 Bürger als arm. Arm bedeutet in den USA für eine vierköpfige Familie Einkünfte von weniger als 18 390 Dollar.

Auch die Mülleimer und Abfallkörbe in den Strassen rund um das Weisse Haus in Washington werden jeden Tag durchwühlt. Obdachlose in schäbiger, zuweilen zerlumpter Kleidung suchen nach Essensresten oder anderen verwertbaren Dingen.

Armut und Hunger sind mitten in der Hauptstadt des mächtigsten Landes der Welt täglich greifbar. "Im Raum Washington gehen jeden Abend fast 100 000 Kinder hungrig zu Bett", heisst es in diesen Tagen in Zeitungsanzeigen - mit dieser bitteren Wahrheit wirbt die Supermarktkette "Giant" für ihre Weihnachtsspendenaktion.

Neuer Rekord

Auch die "New York Times" startete gut acht Wochen vor Heiligabend ihre traditionelle Sammelaktion. Obwohl sich der Durchschnittspreis einer Wohnung in Manhattan der Millionen-Dollar-Grenze nähere, so die Zeitung, "wächst die Zahl der Armen und Obdachlosen... Selten war in dieser Stadt die Alltagsarmut so greifbar wie heute."

18 von 100 New Yorkern seien verarmt. Die Zahl der Obdachlosen habe mit fast 40 000 - doppelt so viel wie vor fünf Jahren - einen neuen Rekord erreicht. In den USA leiden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums zwischen vier und sieben Millionen Menschen, unter ihnen viele hunderttausend Kinder, an Hunger.

Randgruppen profitieren kaum

Aber ebenso wie über die Ursachen der Armut gibt es auch über die Zahlen selbst in den USA höchst unterschiedliche Sichtweisen. US-Präsident George W. Bush frohlockt dieser Tage über das höchste Wachstum der Wirtschaft seit Jahren, preist seine radikalen Steuerkürzungen als wegweisend für eine blühende Ökonomie.

Das hat bisher jedoch kaum positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gehabt. So gut wie keinen Einfluss haben die guten Nachrichten von der US-Wirtschaft auf die Probleme der sozialen Randgruppen. Die Zahl der Armen in den USA wächst wieder.

Fast 35 Millionen der 282 Millionen US-Bürger gelten nach den jüngsten statistischen Angaben (für 2002) als arm, 1,4 Millionen mehr als im Vorjahr. Statistisch gilt in den USA als arm, wer in etwa weniger als die Hälfte eines Durchschnittseinkommens bezieht. Arm bedeutet für eine vierköpfige Familie Einkünfte von weniger als 18 390 Dollar.

Für Bush keine Gefahr

Dennoch braucht Bush ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl das Thema kaum zu fürchten. Denn die Armuts-Zahlen 2002 brachten für eine schleppende Konjunktur einen vergleichsweise nur geringen Anstieg. Zudem bedeuten selbst die Zahlen im Vergleich der letzten vier Jahrzehnte ein ungefähres Verharren auf einem historischen Tiefststand.

Lediglich in den Boomjahren bis 2001 gab es noch etwas weniger Arme als heute. "Amerikaner erwarten vom Staat schlicht weniger an sozialer Fürsorge als Europäer", betont der Sozialwissenschaftler David Garrison, stellvertretender Direktor des renommierten liberalen Brookings-Instituts in Washington.

Konservative Soziologen wie Robert Rector von der Heritage Stiftung in Washington formuliert, was in den USA Mehrheitsmeinung ist: für Armut in den USA mit ihren unbegrenzten Chancen sei vor allem jeder einzelne selbst verantwortlich.

(Laszlo Trankovits/dpa)

 
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