Anwalt bittet Clinton um Hilfe

Wallenberg möglicherweise noch am Leben

publiziert: Samstag, 30. Dez 2000 / 07:09 Uhr

Honolulu - Der 1945 verschwundene schwedische Diplomat Raoul Wallenberg, der während des Zweiten Weltkriegs zehntausenden Juden das Leben rettete, ist nach Ansicht seiner Familie möglicherweise noch am Leben.

Der Anwalt der Familie, Morris Wolff, berief sich am Freitag auf Berichte, der offiziell für tot erklärte Diplomat halte sich in einer psychiatrischen Anstalt bei Moskau auf.

Der ehemalige ungarische Kriegsgefangene Andre Tamas, der im August nach 50 Jahren in einem russischen Krankenhaus entlassen worden war, habe angegeben, Wallenberg gesehen zu haben, sagte Wolff. Auch mehrere ehemalige sowjetische Gefangene behaupteten, Wallenberg noch in den 70er und 80er Jahren lebend gesehen zu haben. Wolff forderte US-Präsident Bill Clinton in einem Brief auf, sich bei dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nach dem Schicksal des Diplomaten zu erkundigen.

Wallenberg hatte während des Zweiten Weltkriegs in Ungarn schwedische Pässe an Juden verteilt und für den diplomatischen Schutz ganzer Stadtteile von Budapest gesorgt. Dabei rettete er schätzungsweise mindestens 20.000 Juden das Leben. Zuletzt gesehen wurde Wallenberg im Januar 1945 in Budapest im Alter von 32 Jahren. Nach seinem Verschwinden behauptete die Sowjetunion zunächst, er sei bei Kämpfen ums Leben gekommen. 1957 sagte der damalige Außenminister Andrei Gromiko, Wallenberg sei 1947 in sowjetischem Gewahrsam an einem Herzinfarkt gestorben. Vor zwei Wochen räumte Russland ein, Wallenberg sei ungerechtfertigt wegen Spionage inhaftiert worden und etwa zweieinhalb Jahre später gestorben. Einzelheiten über die Todesursache wurden nicht genannt.

(sda)

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