Wann kiffen (und saufen) blöd macht

publiziert: Freitag, 31. Aug 2012 / 13:25 Uhr
Joint: Schlecht für junge Hirne
Joint: Schlecht für junge Hirne

Die Langzeitstudie an ca. 1000 Neuseeländern hat ein klares Ergebnis erbracht: Wer früh mit dem Kiffen anfängt und dran bleibt, wird blöder, als er sein müsste (oder weniger klug, als er sein könnte). Doch die wahre Aussage der sehr aufwändig gemachten 40-Jahr-Studie ist viel interessanter.

8 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Direkter Link zur Studie
Link der zitierten Studie. Begrenzter Zugang
pnas.org

Gute Zusammenfassung der Studie auf Englisch
Nature hatt die Resultate hier Objektiv zusammengefasst und kommentiert.
nature.com

Die neurologische Forschung der letzten Jahre hat immer mehr Erkenntnisse hervor gebracht, was die Entwicklung des Hirnes angeht. So ist es nun zum Beispiel klar, warum pubertierende Teenies so unausstehlich sind (vielfach, zumindest): Ihr Hirn befindet sich in einer totalen Umbauphase, die Wahrnehmung emotionaler Äusserungen ist stark eingeschränkt, die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte schnell zu begreifen, limitiert. Nach diesem Umbau wird das Hirn dann nicht mehr jenes eines Kindes, sondern das eines Erwachsenen sein.

Wenn in dieser kritischen Phase der Entwicklung des Menschen von aussen neuroaktive Substanzen eingebracht werden, kann das Entstehen eines gut funktionierenden, erwachsenen Gehirns beeinträchtigt werden. Es ist in etwa so, wie wenn bei einem Hausumbau auf einmal nicht nur ein Polier zu viel gesoffen hätte, sondern der Architekt vollgedröhnt auf den Bau kommt, der Maurer vor dem Mörtel auftragen eine Linie Koks von der Mauer snifft, während der Baggerfahrer Heroin von der Folie raucht.

Sie würden vermutlich auch nicht ein solches Haus bewohnen wollen, oder? Eben. Doch die Schädigung des jugendlichen Hirns findet natürlich nicht nur durch THC statt. Alkohol hat mindestens - vermutlich noch stärkere - negative Auswirkungen und genau das gleiche kann von vielen synthetischen Designerdrogen gesagt werden.

Die Studie stellte - hier waren die Agenturmeldungen meist vage - fest, dass der IQ derjenigen, die früh mit dem Kiffen begonnen hatten, um durchschnittlich 8 Punkte tiefer war, als am Beginn der Drogen-Karriere vor 20 Jahren. Jene, die nicht kifften, hatten sogar einen sehr kleinen IQ-Anstieg von einem Punkt, während jene (auch das wurde fast nirgends erwähnt), die beim ersten Joint älter als 18 waren, keinen IQ-Verlust erlitten. Dass sich die Hirne der Früh-Kiffer bei nachträglicher Abstinenz kaum erholten, ist ein weiterer Hinweis auf eine Entwicklungsstörung.

Natürlich werden sich nun - nicht als letzte - Politiker auf diese Studie stürzen, unter ihnen nicht wenige Drogen-Hardliner, um den Schrecken von Joints in den krassesten Farben zu malen, während der Zugang von Jugendlichen zu Alkohol, unserem legal erhältlichen Neurotoxin und dessen Auswirkungen, nicht einmal am Rande erwähnt wird. Andere wiederum werden die Studie verharmlosen und in nostalgischem Nebel herum wabbeln, weil Sie (allenfalls als Spätfolge?) nicht begreifen, dass es nicht um Rausch- und Lustfeindlichkeit, sondern um einen begründeten, zeitlich begrenzten Schutz des Hirns geht, jenes Organs, das jeden von uns absolut definiert. Vor allem auch, da heutige Cannabis-Anwender wesentlich potenteres Kraut als die Studienteilnehmer von damals rauchen.

Die Studie sagt vor allem eines: Das Hirn von Heranwachsenden wird durch neuroaktive Substanzen in seiner Entwicklung beeinträchtigt und dass es in dieser Zeit des Lebens gut wäre, die Birne nicht vollzudröhnen. Da es recht schwierig ist, dies den Pubertierenden selbst beizubringen (siehe oben), ist es die Aufgabe der Gesellschaft - auch im kollektiven Interesse - hier jene Schranken zu setzen, welche das Problem möglichst minimieren und nicht der Befriedigung irgendwelcher ideologischer Verbohrtheiten dienen.

Doch in einer Zeit immer stärker ideologisierter Politik auf dies zu hoffen, kann durchaus als Hinweis darauf gesehen werden, dass der Autor selbst womöglich zu viel gekifft hat, selbst wenn dieser garantiert, noch nie einen Joint, oder auch nur den Teil eines solchen, inhaliert hat.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
New Haven - Der Konsum von ... mehr lesen 1
«Bei Mengen, die einem halben oder ganzen Joint entsprechen, verursachte das Delta-9-THC psychotische Effekte»
Mit zunehmendem Alter kämpfen ehemals angesagte Jugendliche oft mit Alkohol- und Drogenproblemen. (Symbolbild)
Teenager, die in der Schulheit als ... mehr lesen
Bern - 20 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz trinkt zu oft oder regelmässig ... mehr lesen
Die schweizer Bevölkerung trinkt allgemein zu viel Alkohol.
Den Kiffern soll es in Zukunft an den Kragen gehen.
Bern - Der Nationalrat bleibt dabei: ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Wälder und Nationalparks litten auch lange nach der Ernte unter den Folgen des illegalen Cannabis-Anbaus, erklärte das Ministerium. (Symbolbild)
Los Angeles - Bei einer gross angelegten Razzia gegen den illegalen Cannabis-Anbau haben die US-Behörden in sieben westlichen Bundesstaaten mehr als 500'000 illegale Hanf-Pflanzen ... mehr lesen
Knapsack/Berlin - Medikamente mit dem Inhaltsstoff Cannabis lindern ... mehr lesen 10
Heilkraut nicht unbedingt fürs Gehirn: Marihuana.
Eine Busse von 100 Franken ist im Gespräch.
Bern - Wer über 18 Jahre alt ist und ... mehr lesen
kiffen
und wenn ich Jugendliche kenne, die gelegentlich kiffen und trotzdem Bestpunkte im Studium erreichen? Alkohol trinken scheint ja gang und gäbe zu sein. Die Frage wäre: weshalb braucht die Jugend dies Zeug's? Viel, viel wichtiger wäre, wenn Haschisch in der Medizin verwendet werden dürfte: Schmerzen, Schlaflosigkeit würden behandelt, ohne die schädigenden Pillen der "Wirtschaft". Die Verschreibung natürlich per Rezept. Es wäre vielen Kranken geholfen, und dies ohne Nebenwirkungen, wie ich weiss!!
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
«Hier hätte ich noch eine ...
In den USA ist bei einer Frau mit Harnwegsinfektion zum ersten mal ein Bakterium aufgetaucht, das gegen das letzte Reserve-Antibiotikum resistent ist. Wer Angst vor ISIS hat, sollte sich überlegen, ob er seinen Paranoia-Focus nicht neu einstellen will. Denn das hier ist jenseits aller im Alltag sonst verklickerten Gefahren anzusiedeln. mehr lesen 4
Durch ungeschickte Avancen von SBB- und Post-Chefs, droht die Service-Public-Initiative tatsächlich angenommen zu werden. Von bürgerlicher Seite her solle ... mehr lesen  
Künftig mindestens 500'000.-- und die ganze Schweiz inklusive: SwissPass, der schon bald mal GACH heissen könnte.
Urversion von IBM's Supercomputer WATSON: Basis für 'ROSS'... und unsere zukünftigen Regierungen?
Eine renommierte US-Kanzlei stellt einen neuen Anwalt Namens Ross ein. Die Aufgabe: Teil des Insolvenz-Teams zu sein und sich durch Millionen Seiten Unternehmensrecht kämpfen. Und ... mehr lesen  
In letzter Zeit wurden aus Terrorangst zwei Flüge in den USA aufgehalten. Dies, weil Passagiere sich vor Mitreisenden wegen deren 'verdächtigen' Verhaltens bedroht fühlten. Die Bedrohungen: Differentialgleichungen und ein Telefongespräch auf Arabisch. Sollten Sie also in nächster Zeit in den USA unterwegs sein, hier ein paar Tipps fürs problemlose Reisen. mehr lesen  
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Basel 6°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 2°C 14°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Bern 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 4°C 17°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Genf 6°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 18°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten