US-Wahlen

Warum Hillary Clinton von vorne beginnen muss

publiziert: Montag, 12. Okt 2015 / 14:05 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 14. Okt 2015 / 14:33 Uhr
«Sie muss es irgendwie schaffen, von vorne zu beginnen und ein neues Feuer der Begeisterung entfachen.»
«Sie muss es irgendwie schaffen, von vorne zu beginnen und ein neues Feuer der Begeisterung entfachen.»

Hillary Clinton ist die berühmteste Frau in der amerikanischen Politiklandschaft, sie wird von den mächtigsten Vertretern der Demokratischen Partei unterstützt und sie weiss die Unterstützung der reichsten Spender hinter sich.

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Warum also stürzt sie vor der ersten Präsidentschaftsdebatte ihrer Partei in den Umfragen so dramatisch ab?

«Anfang dieses Jahres war Hillary die am meisten bewunderte Person des öffentlichen Lebens», sagte zuletzt ihr Ehemann, der ehemalige Präsident Bill Clinton. «Was ist also geschehen? Na, der Präsidentschaftswahlkampf ist geschehen.» Und wie er geschehen ist.

Wie ihr Ehemann stolz herausstellte, ergab die jährliche Umfrage der Gallup Organization, dass Hillary Clinton die am meisten bewunderte Frau der USA sei. Seit zwei Jahrzehnten landet sie in dieser Umfrage nahezu jedes Jahr auf dem ersten Rang.

Diese dauerhafte Hochachtung schwindet jedoch entweder oder ist letztendlich gar gänzlich irrelevant. Eine Umfrage von USA Today und der Suffolk Universität ergab, dass im Juli noch 59 Prozent der potentiellen Wähler der Demokratischen Partei hinter Hillary Clinton standen. In diesem Monat kommt sie nur noch auf einen Wert von 41 Prozent.

Das Mitglied der Demokraten, das allerdings die grössten Menschenmassen anzieht ist nicht Clinton, sondern der Senator aus Vermont Bernie Sanders, ein Sozialist, der jahrzehntelang nur eine Randerscheinung des öffentlichen Lebens in Amerika war. Die spannendste Personalie der Demokraten ist indes Vizepräsident Joe Biden, der sich noch immer nicht für oder gegen eine Kandidatur entschieden hat. Bidens Mitarbeiter haben zu verstehen gegeben, dass der Vizepräsident bei der anstehenden Debatte nicht vor Ort sein werde. Für jene Bewerber jedoch, die die Möglichkeit sich zu messen wahrnehmen, ist die Debatte eine bisher noch nicht da gewesene Möglichkeit.

Ein Millionenpublikum wird die Präsidentschaftsdebatte am Dienstagabend amerikanischer Hauptsendezeit verfolgen. Weder Sanders noch der ehemalige Gouverneur von Maryland Martin O'Malley oder der ehemalige Senator Jim Webb und auch nicht der frühere Gouverneur von Rhode Island Lincoln Chaffee haben jemals vor mehr Menschen gesprochen.

Die Debatte stellt auch eine grosse Möglichkeit für Clinton dar, um Enthusiasmus zu erzeugen und die Tonart zu verändern, in der über ihre Kandidatur gesprochen wird. Schliesslich wurden die Schlagzeilen in den letzten Monaten in erster Linie von einer komplizierten Kontroverse über ihre Emails dominiert. Anders als sozusagen jeder aktuelle Mitarbeiter der Regierung der Vereinigten Staaten nutzte Clinton nämlich während ihrer vierjährigen Amtszeit als Aussenministerin im ersten   Kabinett von Präsident Barack Obama ihre persönlichen Emailadressen, die auf einem privaten Computerserver zusammenliefen.

Nachdem Republikanische Politiker auf die Offenlegung ihrer offiziellen Korrespondenz gedrängt hatten, stellten Clintons Anwälte der Regierung 55'000 Seiten an Emails zur Verfügung, die daraufhin schrittweise geprüft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Ob Clinton dies nun damals wusste oder nicht, doch einige wenige dieser Nachrichten enthielten Informationen, die mittlerweile als geheim eingestuft sind. Solche auf einem privaten Server abzulegen - ohne Absicherung durch hochentwickelte Verschlüsselungstechnologien - könnte eine Verletzung der Sicherheitsvorschriften gewesen sein.

Clinton entschuldigte sich zwar nach einiger Zeit, allerdings wirft sie den Republikanern auch vor, aus ihren Emails ein Wahlkampfthema gemacht zu haben. Und mindestens ein mächtiger Republikaner pflichtete ihr in diesem Punkt sogar bei.

«Jeder dachte, Hillary Clinton wäre unschlagbar», sagte Kevin McCarthy, Fraktionsvorsitzender der Republikaner im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten. «Und wie steht sie heute da? Ihre Umfragewerte werden immer schlechter. Und warum? Weil man ihr nicht vertrauen kann. Doch niemand hätte von all dem etwas mitbekommen, hätten wir nicht gekämpft und unser Ziel auch erreicht.»

McCarthy hat sich mittlerweile von dieser Bemerkung distanziert und erklärte, dass das Interesse der Republikaner an Clintons Emails Teil einer noch immer andauernden Untersuchung ohne parteipolitische Hintergedanken gewesen sein.

Die Jagd nach den Emails hat Clinton aber zweifelsohne geschadet. Wie die USA Today-Umfrage ergab, glauben 70 Prozent der Wähler, die Email-Affäre habe Clintons Chancen ins Weisse Haus einzuziehen, geschmälert.

Als ehemalige First Lady, Senatorin und Aussenministerin hat Clinton mehr Erfahrung als alle anderen Kandidaten im Rennen. Sie ist eine Persönlichkeit, die dem amerikanischen Volk wohlbekannt ist und die viele Bewunderer hat. Gleichzeitig vermag sie es jedoch nicht, die zähen Zweifel abzuschütteln und das Zischen der bösen Zungen verstummen zu lassen.

Sie muss es irgendwie schaffen, von vorne zu beginnen und ein neues Feuer der Begeisterung entfachen. Dazu wird sie in der Debatte die Chance bekommen.

Die Präsidentschaftsdebatte der Demokratischen Partei überträgt CNN International live am Mittwoch, den 14. Oktober, ab 01.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Eine Wiederholung wird am Mittwoch, den 14. Oktober, um 13.00 Uhr und um 21.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit ausgestrahlt. Weitere Informationen unter http://us.cnn.com/politics.

 

(Jonathan Mann, CNN International/CNN-News)

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