Arbeitssiedlung

Warum wohnen wir nicht, wo wir arbeiten?

publiziert: Freitag, 27. Sep 2013 / 15:42 Uhr

Es ist ein alltägliches Paradoxon: jeden Morgen wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich, wie Leute zur Arbeit kommen - einige mit dem Auto, die meisten zu Fuss von der nächsten Tramhaltestelle.

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Ich selber fahre ebenfalls mit dem Tram an die ETH und komme meist rechtzeitig, um zu beobachten, wie sich die Leute im Haus gegenüber zur Arbeit aufmachen. Warum arbeiten wir dort, wo andere wohnen - und arbeiten nicht dort, wo wir auch wohnen?

Das erwähnte Paradoxon gilt nicht nur in der Stadt Zürich - Ähnliches können wir auch in grösserem Massstab beobachten: da fährt die eine Person von Zürich nach Bern, um dort zu arbeiten, während die andere gerade den umgekehrten Weg wählt. Gefragt sind also Konzepte, die Wohnen und Arbeiten vereinen.

Die Arbeitersiedlung als Vorbild?

Die Frage nach der funktionalen Aufteilung unserer Städte in Gebiete, wo vornehmlich gewohnt bzw. gearbeitet wird, steht zu Beginn der Geschichte. Die Durchmischung von Wohnen und Arbeiten ist die Antwort darauf. Aber genügt das? Wohl nicht ganz, denn bei mir im Quartier wie auch dort, wo ich arbeite, sind Wohnen und Arbeiten durchaus gemischt, aber eben nicht durch die gleichen Leute. Was wir brauchen, sind Gebiete, in denen diejenigen Menschen arbeiten, die dort auch wohnen. Sei es im gleichen Gebäude oder in Fussdistanz im Quartier. Beispiele aus früheren Zeiten gibt es viele; eines, das aktuell wiederbelebt wird, steht in Möhlin (Kanton Aargau): die «Bata-Siedlung» (siehe Abbildung 2).

Die Ausgangslage ist klassisch: der Patron einer Grossfirma erstellt für seine Arbeitenden und deren Familien Häuser in nächster Umgebung der Fabrikationsanlagen - im Sinne eines paternalistischen Humanismus. Kann eine solche Idee auch in der heutigen Zeit angestrebt werden?

Gefragt sind Konzepte, die auf das 21. Jahrhundert angepasst sind: erste Beispiele gibt es

Die Zeiten haben sich geändert seit der Ära «Bata»: wir leben zwar noch in Haushalten zusammen, haben aber unterschiedliche Arbeits- oder Ausbildungsorte, und sind angehalten beruflich mobil zu sein. Aber trotzdem: Wohnen und Arbeiten am selben Ort ist eine Lebensform, die sich einige vorstellen können, und die wir auch ermöglichen und fördern sollten. Denn nur so lässt sich der Pendelverkehr einschränken. Allfällige positive Effekte auf die Freizeitmobilität wären zu erwarten. Es gibt aktuell tatsächlich einige Beispiele, die Gebiete in diese Richtung entwickeln. Die Bandbreite geht von luxuriösen bis zu alternativen Lebensformen. So wird ein Gebiet am Bahnhof Rotkreuz für rund 1500 Bewohner und etwa 2500 Arbeitsplätze gebaut. Als Zielgruppe angesprochen werden insbesondere die Mitarbeitenden der Novartis, die hier neu ihren Schweizer Hauptsitz ansiedelt. Und auf dem Hunziker-Areal in der Stadt Zürich entsteht eine Siedlung, wo rund 1000 Personen aus allen Generationen wohnen und arbeiten werden.

Vielleicht werde ich mir also eine Wohnung in der Nähe der ETH suchen? Oder wird die ETH dereinst auch Wohnungen zur Verfügung stellen? Einige der Arbeitsplätze sind ja aktuell in tollen Wohnhäusern und würden sich dafür sicher anbieten.

(Dr. Michael Stauffacher/ETH-Zukunftsblog)

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