Was bringt Benedikt?

publiziert: Dienstag, 19. Apr 2005 / 20:42 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 20. Apr 2005 / 07:13 Uhr

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Er war der Favorit, oder zumindest einer von ihnen. Dass er so schnell gewählt wurde, war aber doch eine kleine Überraschung. Doch scheinbar ist Benedikt XVI, wie der einstige Kardinal Joseph Ratzinger genannt sein will, genau der Papst den sich viele Kirchenobere wünschten.

Der erste Grund scheint makaber zu sein: Der erste neue Papst dieses Jahrtausends ist mit 78 Jahren schon relativ alt. Sein Pontifikat dürfte nicht sehr lange dauern – sicher nicht so lange, wie jenes von JPII, der Manchen trotz seiner Popularität der Kirche zu sehr seinen Stempel aufdrückte.

Dazu sollte es kein allzu volkstümlicher Papst werden, der sich vor allem mit seinen Schäfchen umgeben will. Ratzinger gilt als einer, der auch vor unbequemen Arbeiten in der Kirchenorganisation nicht zurückschreckt. Dies ist eine Baustelle, um die sein Vorgänger immer wieder einen Bogen machte. Erst, weil er scheinbar keine Lust hatte, danach, weil er nicht mehr konnte.

So war die Wahl vermutlich keine Abfuhr an die Kardinäle aus Südamerika oder Afrika. Es kann als ein Aufschub gedeutet werden, der nötig ist, weil jetzt ein Mann wie Ratzinger gefragt ist, um aufzuräumen und den Weg vorzubereiten. Dass auch er sich so versteht, deutete er damit an, als er sich selbst als einfachen Arbeiter im Weinberg Gottes bezeichnete. Kein Visionär wurde da gewählt, sondern ein Aufräumer und einer, der – als engster Vertraute des alten Papstes – auch für Kontinuität steht.

Soweit könnte man das, was schon vorher über den bayrischen Kardinal gesagt wurde, zusammenfassen. Was darüber hinaus geht, ist Spekulation. Päpste treten nicht mit einem Regierungsprogramm an. Der einzige Hinweis, den der neue Papst gab, war der von ihm gewählte Name, Benedikt XVI. Wenn sich Ratzinger mit dieser Wahl auf den unmittelbaren Namensvorgänger bezieht, ist diese eine interessante Auswahl, die er getroffen hat. Benedikt XV war ein Papst in einer schwierigen, schrecklichen Zeit. Benedikt XV ist kein sehr bekannter Papst gewesen, obwohl er es verdient hätte, hatte er doch versucht, dem Morden des ersten Weltkrieges Einhalt zu gebieten. Fast zeitgleich mit dem Beginn jenes Krieges in sein Amt gewählt, versuchte er 1917, zwischen den verfeindeten Mächten zu vermitteln. Ein unerhörtes Verhalten in einer Zeit, wo Kriegsgurgeln den Ton in der Welt angaben. Er hatte zwar keinen Erfolg dabei, aber sein 5-Punkte-Plan beeindruckt noch heute mit dem moderaten Ton. So könnte sich Benedikt XVI also vielleicht als Versöhner sehen in einer Zeit voller internationaler Spannungen.

Doch wie gesagt, ist dies Spekulation. Vielleicht bezieht er sich ja auch auf den Heiligen Benedikt von Nursia, den Begründer des Benediktinerordens. Und dessen Slogan ist ja hinlänglich bekannt: Ora et Labora – Bete und Arbeite.

Und damit wäre man ja wieder beim Arbeiter angelangt. Doch vermutlich liegt noch viel mehr hinter diesem Namen. Ratzinger gilt als hochintelligent, humorvoll aber auch als konservativ und schrifttreu. Er gilt aber auch als erdverbunden und gewievt im Umgang mit dem gigantischen Apparat der katholischen Kirche.

Also, was nun? Vermutlich steht uns kein spektakuläres Pontifikat bevor. Aber eines, in dem viele Dinge angestossen und erledigt werden. Es dürfte spannend werden, aber nur für die, die genau hinsehen.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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