Was den Piraten antreibt (Filmpiraten Teil 2/2)

publiziert: Freitag, 14. Okt 2005 / 13:53 Uhr / aktualisiert: Freitag, 14. Okt 2005 / 15:31 Uhr

Den Fan reizt es, einen Film vor dem offiziellem Start gesehen zu haben. Den Piraten reizt primär, alle Sicherheitsmassnahmen ad absurdum zu führen.

Am meisten reizt es einen Raubkopierer, der monopolisierten, globalen Filmbranche zu schaden.
Am meisten reizt es einen Raubkopierer, der monopolisierten, globalen Filmbranche zu schaden.
8 Meldungen im Zusammenhang
„Klar ist das geiler“, so äussert sich auf einem Internetforum ein sogenannter Tauschbörsianer, „wenn die halbe Welt Star Wars 3 zieht und man Erster war.“ Erwartungsfroh sagen die Kopierer, Release Groups genannt, sogar voraus, wer von ihnen als Erster den Film ins Netz stellen wird.

Nicht illegaler Profit ist der Antrieb der Piraten, sondern die Herausforderung, einem Konzern ins globale Handwerk zu pfuschen. Und diese Herausforderung wird durch neue Sicherheitsmassnahmen nur reizvoller.

Branchen-Streitigkeiten

Auf der Suche nach diesem lachenden Dritten zerstreiten sich derweil Kinobetrieb und Filmverleih. „Wieviele Vorkehrungen künftig im Kino getroffen werden, hängt davon ab, wie viel wir uns vom Verleih vorschreiben lassen“, gibt sich Rolf Häfeli, Betreiber eines Landkinos, kämpferisch.

Ins selbe Horn stösst die Wiler Kinobetreiberin Felicitas Wittibschlager, die es befremden würde, ihre Gäste mit Nachtsichtgerät beobachten zu lassen.

Kontraproduktiv

Dass die Zuschauer ihre Handys abgeben müssen, führe zu kontraproduktiven Reaktionen und treibe das Publikum der Heimkino-Konkurrenz geradezu in die Arme. Und in einem Thurgauer Kino hintertreibt man die Bemühung des Verleihs, indem die schriftliche Warnung vor dem Hauptfilm einfach weggeschnitten wird.

Dabei ist mit dem Verleihern nicht zu spassen. Gegen ein Kino in Deutschland, auf das die abgefilmte Raubkopie von „Traumschiff Surprise“ zurückgeführt werden konnte, hat der Verleih den Prozess eröffnet.

Amerika diktiert

Doch meist erfüllen die Verleiher nur widerwillig die schärferen Auflagen, die ihnen von den amerikanischen Mutterhäusern diktiert werden. Denn eigentlich wissen Verleiher ebenso wie Kinobetreiber, dass der Pirat nicht in der Schweiz und auch nicht in der Projektionskabine zu finden ist.

Der sitzt vielmehr an der Quelle: entweder im Kopierwerk, wo die 35mm-Bänder gezogen werden. Oder sogar noch einen Produktionsschritt früher, im Schnittraum der Filmemacher.

Eine Raubkopie des Ursprungmaterials ist qualitativ nicht von der handelsüblichen DVD zu unterscheiden. Es erstaunt darum nicht, dass die Verleiher die 35mm-Kopie wie ihren Augapfel hüten.

Ins Vernichtungswerk

Nach der Kinoauswertung wurden die Filmstreifen jeweils unter notarieller Aufsicht ins Vernichtungswerk gegeben (ein Vorgang, den die Cinémathéque Suisse, die wenigstens eine Kopie jedes in der Schweiz gezeigten Films aufbewahrt, immer sehr bedauert hat).

Aus Umweltschutzgründen werden die Filme heute nicht mehr verbrannt – die Firma Filmsped, zuständig für den Versand, schafft jährlich 60 Tonnen zum Recycling nach Deutschland. Um sicherzustellen, dass auch an der Endstation niemand eine Kopie missbräuchlich verwenden kann, wirft man jeweils eine Rolle des Films schon hier in den Abfall.

Übrigens: „Star Wars“ wurde, allen Sicherheitsvorkehrungen zum Trotz, als Bootleg-Kopie ins Internet gestellt.


(Roland Schäfli/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Auf MiiVi.com wurden die User mit einer Vorschau zu «Batman Returns» gelockt.
Santa Monica - Beim Vorfall um eine ... mehr lesen
Santa Monica - Im Kampf gegen ... mehr lesen
MiiVi.com war nur für kurze Zeit online.
3,8 Milliarden Dollar der Umsatzeinbussen seien auf Raubkopien zurückzuführen.
Los Angeles - Wegen Film-Piraterie ... mehr lesen
Die Verluste, die Piraten der ... mehr lesen
Bei sogenannten «Sneak-Previews» werden bei den Besuchern Kontrollen durchgeführt.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Man stelle sich vor: Eine alte Frau surft im Internet und lädt sich illegal Musik herunter...
Von einem absurden Fall berichtet ... mehr lesen
Bald wird das Urheberrecht angepasst. Auch um der Musikindustrie aus der Misere zu helfen.
Noch bis Ende Januar dauert die ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Um der steigenden Verbreitung manipulierter Inhalte entgegenzuwirken, haben sich Google, Meta und OpenAI der C2PA angeschlossen. Ihr Ziel ist es, Standards zu entwickeln, um authentische Inhalte von solchen zu unterscheiden, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. mehr lesen 
Menschliche Beteiligung ist unerlässlich für KI-generierte Kunstwerke ohne US-Copyright  In zunehmend mehr Bereichen wird die KI-Technologie eingesetzt, jedoch hat ein US-Gericht bestätigt, ... mehr lesen  
Das KI-erzeugte Bild «A Recent Entrance to Paradise» (2018) ist «Public Domain».
Wehrt sich gegen das KI-Training von OpenAI mit ihren Texten: The New York Times.
Die New York Times prüft eine Urheberrechtsklage gegen OpenAI, ein KI-Forschungslabor, das ChatGPT entwickelt hat, einen Chatbot, der Texte generieren kann, die von Menschen geschriebenen Texten ... mehr lesen  
Grosse Musikkonzerne machen jetzt Druck vor Gericht  Das gemeinnützige Internet Archive wurde von sechs grossen Musiklabels verklagt, weil es Aufnahmen von 78rpm-Schallplatten, die bis etwa in die 1950er ... mehr lesen
Knister, knister.
Magnettonband mit der Aufnahme von B.B. Kings Konzert am Jazzfestival Montreux von 1980 aus dem Archiv der Claude Nobs Foundation. Das Band befindet sich in einem fortgeschrittenen Stadium des Verfalls, sodass es mit herkömmlichen Methoden nicht mehr direkt abgespielt werden kann.
eGadgets Montreux-Festival: Musik wird mit Röntgenlicht gerettet Das Paul Scherrer Institut hat eine ...
Domain Namen registrieren
Domain Name Registration
Zur Domain Registration erhalten Sie: Weiterleitung auf bestehende Website, E-Mail Weiterleitung, Online Administration, freundlichen Support per Telefon oder E-Mail ...
Domainsuche starten:


 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Basel 4°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
St. Gallen 1°C 8°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 1°C 10°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Luzern 3°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 2°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Lugano 4°C 15°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten