Was der Klimawandel mit Bärenpelzen und Omeletten gemeinsam hat

publiziert: Dienstag, 16. Aug 2011 / 09:40 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 16. Aug 2011 / 10:33 Uhr
Gabi Hildesheimer ist Geschäftsführerin von Öbu, dem Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften.
Gabi Hildesheimer ist Geschäftsführerin von Öbu, dem Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften.

Kennen Sie das Sprichwort «Man kann den Pelz des Bären nicht waschen, ohne ihn nass zu machen»? Unsere französischsprachigen Compatriotes meinen das gleiche mit «On ne peut pas faire une omelette sans casser des Eufs». Beide Sprichwörter drücken aus, dass gewisse Eingriffe notwendig sind, wenn wir Veränderungen erreichen möchten. Wieso ich auf dieses Thema komme?

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Kürzlich las ich Folgendes in der Skizze des Aktionsplans «Energiestrategie 2050» des Bundesamts für Energie: «Verursachergerechten, haushaltsneutralen und marktwirtschaftlichen Lenkungsinstrumenten wie steuerlichen Anreizen kommen in der Zukunft grosse und wachsende Bedeutungen zu. Diese Instrumente haben jedoch eine hohe Eingriffstiefe und sind daher mit der gebotenen Zurückhaltung zu behandeln.» Da musste ich an Bärenpelze und Omeletten denken!

Wir wollen unsere gesellschaftlichen Strukturen so verändern, dass wir durch unsere Existenz nicht die eigenen Lebensgrundlagen zerstören. Wir möchten eine nachhaltige Gesellschaft werden. Gleichzeitig möchten wir eine hohe Lebensqualität erhalten, was wohl auch möglich ist. Aber um beides zu erreichen, müssen wir einige Spielregeln ändern. Instrumente, die zu wenig tief eingreifen, werden zum erforderlichen Strukturwandel auch nicht genügend beitragen. Solche Instrumente mit geringer Eingriffstiefe sind ineffizient: Nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich, weil sie die herkömmlichen Prozesse nur an der Oberfläche berühren. Wollen wir einen Strukturwandel erreichen, so werden an Altbewährtes neue Anforderungen gestellt. Das ist in der Regel teuer. Instrumente, die bewirken, dass die Prozesse von Anfang an richtig gestaltet werden - also solche mit hoher Eingriffstiefe! - haben einleuchtenderweise weniger negative Nebenwirkungen und Reibungsverluste.

Lenkungsinstrumente sind nötig, um den Klimawandel zu bremsen

«Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.» sagt Tancredi im Roman «Il Gattopardo» von Giuseppe Tomasi di Lampedusa, als sich das Zeitalter der Aristokraten dem Ende zuneigt. Die Aristokraten können an den alten Strukturen kleben und lamentieren, dass sie ihre Macht verlieren. Oder sie passen sich geschickt an die neuen Verhältnisse an, helfen mit, das aufkommende Bürgertum zu gestalten. Die Romanfigur Tancredi heiratet deshalb die Bürgertochter Angelica.

Die Geschichte lässt sich auf heute übertragen: Wer heute an den Energieträgern und Produktionsmethoden von Gestern hängt und darum Massnahmen mit grosser Eingriffstiefe verhindert, kann vielleicht ein Weilchen länger seine Privilegien geniessen. Das Ende ist jedoch absehbar. Bedauerlich ist, dass durch die Verzögerung der Schaden für die Nachkommen grösser wird.

Mein Fazit: Wenn wir Pfannkuchen essen wollen, müssen wir die Eier aufschlagen. Wenn wir uns wärmen wollen, müssen wir das stinkende Bärenfell mit Wasser und Seife waschen. Wenn wir den Klimawandel in den Griff bekommen wollen, sollten wir lieber bald «tief eingreifen», mit verursachergerechten, haushaltsneutralen und marktwirtschaftlichen Lenkungsinstrumenten wie zum Beispiel steuerlichen Anreizen.

(Gastautorin Gabi Hildesheimer/ETH-Zukunftsblog)

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