Washington klagt - Arabische Welt will sich nicht beugen

publiziert: Freitag, 8. Aug 2003 / 14:55 Uhr / aktualisiert: Freitag, 8. Aug 2003 / 15:40 Uhr

Kairo - US-Aussenminister Colin Powell gibt sich offensichtlich keine Mühe, seinen Unmut zu verbergen. Er erwartet von den arabischen Staaten mehr Kooperation in Zusammenhang mit dem Wiederaufbau in Irak.

Die Weigerung der arabischen Staaten, den unter US-Aufsicht gegründeten provisorischen irakischen Regierungsrat anzuerkennen und Soldaten nach Irak zu schicken, sei bedauerlich, erklärte Powell am Donnerstagabend (Ortszeit) in Washington.

Doch will er den Arabern eine zweite Chance geben: "In den kommenden Wochen werden wir mit der Arabischen Liga zusammenarbeiten, während sie sich auf ihr September-Treffen vorbereitet."

Wie diese Art der Zusammenarbeit aussieht, wissen die arabischen Staaten inzwischen nur zu genau. Jeder Aussenminister bekommt vor der Sitzung eine Art Wunschliste aus Washington überreicht.

Der Generalsekretär der Liga, Amre Mussa, erhält meist einen ermahnenden Anruf von Powell.

Absurde Szenen

Bei der Sitzung des Minister-Komitees in Kairo am vergangenen Dienstag spielten sich nach Angaben eines Teilnehmers geradezu absurde Szenen ab.

Kurz nach Beginn der Sitzung meldet sich plötzlich der saudische Aussenminister Prinz Saud el Feisal zu Wort.

Weshalb denn bisher keiner den Mumm gehabt habe, den jüngsten Powell-Brief zu Irak anzusprechen, den ja wohl nicht nur er, sondern auch alle anderen Minister erhalten hätten.

Der Prinz blickt abwartend zu Boden. Für kurze Zeit herrscht betretenes Schweigen. "Ich habe nichts erhalten", erklärt Mussa.

Auch Ägyptens Aussenminister Ahmed Maher spielt den Vorgang herunter. Ein Vertreter der US-Botschaft in Kairo habe einem Beamten niedrigen Ranges in seinem Ministerium diesen Brief überreicht, erklärt er nach Angaben anderer Delegierter.

Keine Einigung

Nach und nach räumen auch andere Anwesende den Erhalt der Botschaft ein. Die Minister Ägyptens, Saudi-Arabiens, Syriens und Libyens erklären jedoch, es sei undenkbar, dass arabische Soldaten, selbst wenn sie nur im Sanitätsdienst oder in der Logistik tätig wären, die amerikanische Besatzungsarmee in Irak unterstützen und ihr so den Anschein von Legitimität verleihen.

"Können Sie sich etwa vorstellen, dass sich ein Ägypter bei einer Schiesserei zwischen Irakern und US-Soldaten auf die Seite des Amerikaners stellt - ich nicht?" ruft jemand durch den Saal.

Ein anderer sagt, wenn die Araber überhaupt jemanden unterstützen sollten, dann die bewaffneten Iraker, die versuchten, die Amerikaner aus dem Land zu vertreiben.

Etwas gemässigtere Töne kommen aus den Delegationen von Jordanien und Katar, die zumindest eine Beteiligung an einer Irak-Friedenstruppe nicht ausschliessen wollten, sollte es dafür ein UNO-Mandat geben.

Druck heruntergespielt

Ähnlich verhält es sich mit Powells Forderung nach der Anerkennung des irakischen Regierungsrats. Zwar werden in den kommenden Tagen fünf Vertreter des Rats zum Besuch bei der Arabischen Liga in Kairo erwartet.

Dennoch sind sich die Minister einig, dass nur eine Hand voll Mitglieder des 25-köpfigen Rats überhaupt die Unterstützung der irakischen Bevölkerung besässen.

Deshalb könne man dem Rat nicht den gleichen Status verleihen wie etwa einst der PLO.

Um vor ihren Landsleuten jeden Eindruck von Schwäche zu vermeiden, sind die arabischen Führer derzeit ausserdem peinlich darum bemüht, den Druck aus Washington herunterzuspielen, obwohl vielen das Beispiel Irak Angst und Schrecken einjagt.

(Anne-Beatrice Clasmann/dpa)

 
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