Untersuchung gegen UBS und CS

Weko verdächtigt Banken der Kartellabreden bei Derivaten

publiziert: Freitag, 3. Feb 2012 / 08:26 Uhr / aktualisiert: Samstag, 4. Feb 2012 / 11:44 Uhr
UBS und Credit Suisse mit Fahnen geschmückt am Paradeplatz Zürich.
UBS und Credit Suisse mit Fahnen geschmückt am Paradeplatz Zürich.

Bern - Die Wettbewerbskommission (Weko) hat eine Untersuchung gegen die Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie gegen zehn ausländische Institute eröffnet. Grund ist eine Selbstanzeige, wonach es zu Kartellabsprachen bei Referenzzinssätzen sowie bei Derivatepreisen gekommen ist.

2 Meldungen im Zusammenhang
Die Banken sollen in den Jahren 2006 bis 2010 durch Absprachen die Referenzzinssätze LIBOR und TIBOR sowie die Handelsbedingungen von Derivaten beeinflusst haben, um beim Handel mit solchen Finanzinstrumenten Gewinne zu erzielen, teilte die Weko am Freitag mit.

LIBOR und TIBOR sind von Bankenvereinigungen ermittelte Referenzzinssätze, die das Zinsniveau auf dem Interbankenmarkt widerspiegeln sollen. Sie werden aus den täglichen Eingaben der verschiedenen Banken auf tagesaktueller Basis für mehrere Währungen berechnet.

Bei der Untersuchung der Weko gehe es um die Referenzzinssätze Libor (London Interbank Offered Rate) und Tibor (Tokyo Interbank Offered Rate) für die japanische Währung Yen, sagte Thomas Nydegger von der Weko auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Es geht also nicht um den Franken-Libor, der für die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) massgeblich ist.

Zahlreiche ausländische Banken betroffen

Mit den Absprachen zu Eingaben konnten die Derivatehändler möglicherweise die Referenzzinssätze zu ihren Gunsten verfälschen, wie die Weko schreibt. Daneben sollen sich die Derivatehändler ebenfalls über die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskursen (Spreads) von Derivaten abgesprochen und dadurch Kunden diese Finanzinstrumente zu «marktunüblichen Konditionen» verkauft haben.

Von der Untersuchung sind neben UBS und CS zahlreiche ausländische Banken wie die Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ, Citigroup, Deutsche Bank, HSBC, JP Morgan Chase, Mizuho Financial, Rabobank, Royal Bank of Scotland, Société Générale, Sumitomo Mitsui Banking Corporation sowie weitere Finanzintermediäre betroffen.

Wichtig für Finanzwelt

Die Referenzzinssätze Libor und Tibor sollen das Zinsniveau auf dem Interbankenmarkt widerspiegeln. Der Libor ist einer der massgeblichen Richtsätze für die Finanzwelt. An ihm richtet sich die Festlegung der meisten Kredite und Verpflichtungen aus. Das an den Libor gekoppelte Marktvolumen beziffert die britische Bankenvereinigung (BBA), die den Libor festlegt, laut Medienberichten auf die Riesensumme von 350'000 Mrd. Dollar.

Libor und Tibor werden von Bankenvereinigungen in London beziehungsweise Tokio aus den täglichen Eingaben der verschiedenen Banken auf tagesaktueller Basis für mehrere Währungen berechnet. Für die Feststellung des Yen-Libor melden täglich 15 Grossbanken jenen Zins, zu dem die jeweilige Bank einen Interbankenkredit in Yen mit einer Laufzeit von bis zu zwölf Monaten erhalten könnte.

Um Manipulationen und Ausreisser auszuschliessen, werden jeweils das oberste und das unterste Viertel der Meldungen nicht berücksichtigt. Aus den mittleren 50 Prozent wird ein Durchschnitt berechnet, der den Libor ergibt.

Verfälschungen vermutet

Mit den Absprachen zu Eingaben konnten die Derivatehändler möglicherweise die Referenzzinssätze zu ihren Gunsten verfälschen, wie die Weko schreibt. Möglicherweise hätten Händler auch aus der Schweiz über Chatforen oder Emails versucht, den Yen-Libor zu koordinieren, sagte Nydegger: «Da haben wir aber noch keine gesicherten Erkenntnisse.»

(knob/sda)

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