Weniger Sans Papiers als angenommen

publiziert: Dienstag, 26. Apr 2005 / 14:30 Uhr

Bern - In der Schweiz leben laut einer neuen Studie rund 90 000 Sans Papiers. Diese Zahl liegt weit unter den bisherigen Schätzungen, die bis 300 000 gingen.

Sans Papiers kommen vor allem dort vor, wo das Volkseinkommen hoch ist.
Sans Papiers kommen vor allem dort vor, wo das Volkseinkommen hoch ist.
3 Meldungen im Zusammenhang
Hintergrund des Phänomens Sans Papiers ist nicht die Asylpolitik, sondern der Arbeitsmarkt. In Bern wurde eine Studie präsentiert, die das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag des Bundesamtes für Migration erstellt hatte. Ziel des Projekts war es, die Zahl der Sans Papiers möglichst zuverlässig zu ermitteln und Daten über Zusammensetzung, Lebensweise und Probleme dieser Population zu gewinnen.

Als Sans Papiers im Sinne der Studie gelten Menschen, die sich länger als einen Monat ohne geregelte Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz aufhalten und keine feste Absicht haben, das Land zu verlassen. Nicht gleichzusetzen sind sie mit (papierlosen) abgewiesenen oder untergetauchten Asylsuchenden.

Kein Zusammenhang mit Asylpolitik

Aufgrund von Teilstudien in den sechs Kantonen Zürich, Basel-Stadt, Thurgau, Genf, Waadt und Tessin kamen die gfs-Forscher zum Schluss, dass es 2004 hochgerechnet in der Schweiz zwischen 80 000 und 100 000 Sans Papiers gab. Im März hatte Justizminister Christoph Blocher im Parlament noch von 50 000 bis 300 000 gesprochen. Mehrheitlich wohnen Sans Papiers im urbanen Gebiet.

Neben den Zahlen korrigiert die Studie auch ein anderes Bild: Der in der öffentlichen Diskussion immer wieder hergestellte Zusammenhang mit einer restriktiven Asylpolitik lässt sich nicht belegen. Weder sind die Sans Papiers zahlreicher, wo es viele Flüchtlinge gibt, noch häuften sie sich auffällig, wenn viele Asylsuchende abgewiesen wurden.

Sans Papiers arbieten mehrheitlich

Eng verbunden ist das Phänomen hingegen mit dem Arbeitsmarkt. Sans Papiers sind überwiegend erwerbstätig - meist in prekären Arbeitsverhältnissen mit tiefem Lohn und vielen Wochenstunden. Die Mehrzahl ist 20 bis 40 Jahre alt und alleinstehend. Im urbanen Gebiet wohnen viele Sans Papiers mit Verwandten, Freunden oder Landsleuten zusammen.

In den Städten überwiegen die oft in Privathaushalten beschäftigten Frauen, auf dem Lande - vor allem in der Landwirtschaft - die Männer. In den eher städtischen Kantonen bilden Sans Papiers aus Lateinamerika die grösste Gruppe, in den ländlichen solche aus dem Balkan.

Sans Papiers kommen vor allem dort vor, wo das Volkseinkommen hoch ist. In wirtschaftlich guten Zeiten dürfte ihre Zahl eher zunehmen, in schlechteren eher zurückgehen.

(rp/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Lausanne - Hunderte Personen ... mehr lesen
Die Demonstranten forderten die Legalisierung der abgewiesenen Asylbewerber.
Befragungsmethoden von Asylbewerbern und deren schnelle Rückführung ist ein Kritikpunkt.
Freiburg - Die Verschärfung der ... mehr lesen
Zürich - Trotz Unterstützung aus der ... mehr lesen
Freunde und Bekannte setzten sich vehement für deren Verbleib in der Schweiz ein. (Bild: Archiv)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Dabei bilden Fotografien aus dem Erbe von Kurt Graf/fotolib Basel den Ausgangspunkt. mehr lesen  
Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) 2022  Im Jahr 2022 lag der Medianlohn für Vollzeitstellen in der Gesamtwirtschaft (privater und öffentlicher Sektor) bei 6788 Franken brutto pro Monat. Die Lohnpyramide blieb zwischen 2008 und 2022 ... mehr lesen
Männer bekommen im Schnitt immer noch viel mehr Gehalt, gerade in Positionen mit höherer Verantwortung.
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 2°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 3°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 3°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 1°C 6°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 7°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten