Wenn das Telefon zum Geldspielgerät wird

publiziert: Sonntag, 5. Sep 2004 / 20:15 Uhr

Für das Glücksspiel gelten in Deutschland strenge Vorschriften. Ohne behördliche Erlaubnis ist deren öffentliche Veranstaltung verboten. Dabei sind nicht nur Organisation und Durchführung des Spiels mit Strafe bedroht, sondern auch die Teilnahme.

Das Telefon wird immer häufiger für Gewinnspiele eingesetzt.
Das Telefon wird immer häufiger für Gewinnspiele eingesetzt.
Und die Anforderungen sind durchaus hoch: Wer beispielsweise die behördliche Erlaubnis will, Geldspielgeräte aufzustellen, muss mit Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamts, Auszug aus der Schuldnerkartei, Führungszeugnis und bis zu 1000 Euro zum Gewerbeamt.

Die erlaubten Formen des Glücksspiels sind zumeist an strenge Regeln geknüpft. Bei Geldspielgeräten sind etwa maximaler Einsatz, maximaler Gewinn, minimale Ausschüttungsquote und minimale Dauer eines Spiels fest vorgeschrieben. In einer Gaststätte dürfen nicht mehr als zwei Geräte aufgestellt werden. Jugendlichen ist die Teilnahme verboten.

Der Spielsucht vorbeugen

Dem Wirt, der trotzdem Kinder an den Automaten spielen lässt, drohen Strafen. Beim Lotto gibt es zwar kein Einsatzlimit und extrem hohe Gewinne, aber immerhin ist die Zahl der Ausspielungen begrenzt. Ein Teil der Einsätze fließt an die Wohlfahrtsverbände.

Ziel aller dieser Regeln ist - zumindest auf dem Papier - der Spielsucht vorzubeugen und zu verhindern, dass sich Menschen um Haus und Hof spielen.

Spiele ohne Grenzen

Doch diese strengen Regeln scheinen nicht für Gewinnspiele zu gelten, die übers Fernsehen veranstaltet werden. So wirbt 9 live für "je 333.333,33 Euro", mit denen die Jackpots bei "Alles auf Rot" prall gefüllt seien. Um derartig viel Geld kann man an keinem der frei aufstellbaren Automaten spielen.

Eine 0137-Nummer frisst in Verbindung mit der Wahlwiederholungstaste das Geld schneller als jeder Spielautomat. Sie ist zudem weniger transparent, denn das im Groschengrab versenkte Geld fehlt unmittelbar danach im Geldbeutel, während die "dicke Rechnung" bei 0137 erst eine bis fünf Wochen später kommt.

Inzwischen ist man auch auf kaum einem Kanal mehr vor 0137 sicher. Selbst auf dem "Familiensender" Super-RTL fragt abends der Moderator bei "voll total" vor der Werbung die Zuschauer, ob sie sich die Haushaltskasse etwas aufbessern wollen. Alles, was man tun müsse, sei, bei einer bestimmten 0137-Rufnummer anzurufen.

"Mitmachfernsehen" gibt es schon lange

Nun ist an sich das "Mitmachfernsehen" fast so alt, wie das Medium selber. Schon seit über drei Jahrzehnten gibt es beispielsweise die Wahl zum Tor des Monats. Regelmäßig wurden dazu von den Zuschauern Millionen Postkarten auf den Weg geschickt. Das war zwar ebenfalls nicht billig, doch gibt es eine Menge Unterschiede zwischen dem klassischen "Tor des Monats" mit Postkarten-Teilnahme und aktuellen 0137-Gewinnspielen: Es gab keine Ausschüttungen an den Sender.

Je mehr Einsendungen es gab, um so mehr Arbeit hatte der Sender mit dem Zählen der Stimmen. Anders hingegen bei 0137, wo die Technik das Zählen abnimmt. Je mehr Teilnehmer anrufen, desto mehr verdient zudem der Sender. Dieser hat folglich ein starkes Interesse, besonders erfolgreiche Spiele wiederholt stattfinden zu lassen, um noch mehr Geld zu verdienen.

Das Schreiben von Postkarten kostet Zeit. Das limitiert die Zahl der Teilnahmeversuche automatisch. Mehrfachteilnahme war verpönt. Es gab Sportschau-Sendungen, in denen vor der Ziehung des Gewinners demonstrativ einige Teilnahmekarten weggeschmissen wurden, mit dem Hinweis, dass es sich hier um die Karten solcher Zuschauer handelt, die mehrfach an derselben Wahl teilgenommen hätten.

Die Zahl der Teilnehmer wurde genannt. Damit konnte sich jeder selbst ausmalen, dass seine Gewinnchancen nicht hoch sind. Die Wahl, nicht das Spiel, stand im Mittelpunkt der Sendung. Es wurden nicht unnötig Emotionen geschürt. Nach einer Wahlrunde stand das "Tor des Monats" fest. Anders als bei den diversen Casting-Shows, in denen Woche für Woche über fast dieselben Kandidaten neu abgestimmt wird.

Ziel: Jackpot knacken

Das Hauptargument der Spieleveranstalter ist, dass die 0137 heute mit 49 Cent in etwa so viel kostet, wie die Postkarte damals. Es greift jedoch aus den oben genannten Gründen zu kurz. Es ist einfach etwas anderes, ob 1 Million Zuschauer aus Spaß an der Sache beim "Tor des Monats" mitwählen, oder ob 1000 gewinnsüchtige Zuschauer jeweils krampfhaft 1000 mal versuchen, bei derselben Nummer durchzukommen, um endlich den Jackpot zu knacken.

Übrigens: Heutzutage ist die Teilnahme an der Wahl zum "Tor des Monats" per Internet sogar kostenlos möglich.

Limits und Fazit

Ohne großen technischen Aufwand wäre es möglich, die Anrufzahlen zu 0137 zu begrenzen. So könnte man z.B. ein Limit von zehn Anrufen pro Tag und Anschluss einführen. Die Veranstalter würden die Auflage bekommen, für einen Zweck (z.B. ein bestimmtes Gewinnspiel) nicht mehr als eine Rufnummer zu verwenden.

Eine weitere Sicherungsmaßnahme wurde auch im Zusammenhang mit Dialern oft diskutiert: Die diversen Sondernummern wie 0137 oder 0190 könnten bei der Installation des Anschlusses grundsätzlich gesperrt werden. Nur auf ausdrücklichen Wunsch würden sie freigeschaltet.

Jedoch ist es eher unwahrscheinlich, dass es hier zu Besserungen kommt. Von einem geplanten Gesetz bezüglich des Verbots der Gewinnspiele ist nichts mehr zu hören. Und so werden Hütchenspieler weiterhin von der Polizei gejagt werden, während Fernsehsender mit gerade noch legalen Gewinnspielen ihre Umsätze weiter steigern. Und die Telefongesellschaften sind ebenfalls drauf und dran, in den lukrativen Markt einzusteigen.

Künftig wollen sie nicht nur die Leitungen bereit stellen, sondern auch gleich die zugehörigen Sendungen produzieren.

(rp/teltarif.ch)

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