Wer wählt in Irak?

publiziert: Freitag, 28. Jan 2005 / 16:17 Uhr / aktualisiert: Freitag, 28. Jan 2005 / 16:37 Uhr

Bagdad - Rund 14 Millionen Iraker sind am Sonntag dazu aufgerufen, erstmals einigermassen frei über ihre politische Zukunft zu entscheiden. Die grosse Frage vor den Wahlen heisst: Wer wagt überhaupt den Gang an die Urne?

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111 Parteien, Wahlallianzen und Einzelkandidaten ringen um die 275 Sitze im künftigen Übergangsparlament, das eine neue Verfassung ausarbeiten soll.

Zudem werden 18 Provinzversammlungen sowie ein kurdisches Regionalparlament im Norden gewählt.

Spätes Ergebnis

Das Ergebnis will die irakische Wahlkommission in frühestens sieben bis zehn Tagen bekannt geben, vorläufige Ergebnisse eventuell Anfang nächster Woche.

Die Schwierigkeiten in dem unter Gewalt, Benzin- und Stromknappheit leidenden Land sind enorm. Hochrechnungen und Prognosen auf Grund von Wählerbefragungen wird es deshalb in der Wahlnacht keine geben.

Für viele stellt sich ohnehin weniger die Frage, wer gewinnt, sondern wie viele überhaupt mitmachen.

Einflussreiche sunnitische Kleriker riefen zum Boykott des Urnengangs unter amerikanischer Besatzung auf. Die wichtigste sunnitische Partei, die Irakische Islamische Partei (IIP), zog ihre Kandidatur zurück.

Mehrheit gegen Minderheit

Die Sunniten stellen nur 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung. Unter den rund 60 Prozent Schiiten und rund 15 Prozent Kurden herrscht die Auffassung vor, dass diese Wahlen, unabhängig von der Anwesenheit amerikanischer Soldaten, notwendig sind.

Sie betrachten sie als Vehikel, das ihnen nach Unterdrückung und Verfolgung unter der sunnitisch geprägten Diktatur von Saddam Hussein zur angemessenen (Führungs-)Rolle im neuen politischen System verhelfen wird.

Widerstand der Sunniten

Der bewaffnete Widerstand der Sunniten und die mit ihm mehr oder weniger eng verbundenen islamistischen Terrorgruppen, darunter der El-Kaida-Ableger des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi, haben den Wahlen den Krieg erklärt.

Die Demokratie sei ein "sündiges Prinzip", das die Menschen Gott entfremde, liess sich Al-Sarkawis angebliche Stimme neulich aus dem Untergrund vernehmen.

Es ist ein blutiger, schmutziger Kleinkrieg. Täglich fliegen in den Sunnitengebieten Wahllokale in die Luft, werden Polizisten, Verwaltungsbeamte, Wahlhelfer und Kandidaten ermordet.

Enorme Sicherheitsmassnahmen

Die irakischen Behörden wollen den Terror mit beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen stoppen. Die Grenzen sind seit Freitag geschlossen, es gelten nächtliche Ausgangssperren, am Wahltag ein allgemeines Fahrverbot.

Die Liste der Namen der meisten Kandidaten ist geheim, sie kann angeblich von den Wählern in den Wahllokalen eingesehen werden.

Diese irregulären Bedingungen lassen einige Beobachter befürchten, dass die Wahlen durch Druck und Manipulationen beeinträchtigt werden könnten.

Schiitische Einheitsliste

Allgemein wird erwartet, dass die schiitische Einheitsliste Vereinigte Irakische Allianz (UIA) den Sieg davon tragen wird.

Sie geniesst die indirekte Unterstützung des schiitischen Grossajatollah Ali al-Sistani, zum Teil Teheran-nahe Kleriker geben in ihr den Ton an.

Übergangspremier Ijad Allawi versucht mit seiner Irakischen Liste, weltliche Schiiten und wahlwillige Sunniten anzusprechen.

Die Kurdische Koalitionsliste der beiden regionalen Grossparteien KDP und PUK wird die meisten kurdischen Stimmen auf sich vereinen.

(Von Gregor Mayer/dpa)

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