Wieder protestieren Tausende gegen Assad
Damaskus - Tausende Menschen haben in mehreren syrischen Städten mit neuen Protesten auf die jüngsten Bemühungen von Präsident Baschar al-Assad zur Besänftigung seiner Gegner reagiert. In der Hauptstadt Damaskus gingen die Sicherheitskräfte mit Gewalt gegen Demonstranten vor.
Nach den Freitagsgebeten strömten nach Angaben von Aktivisten auch in Deir al-Sor, Banias und Daraa tausende von Menschen auf die Strassen. Am Vortag hatte Assad die Regierung umgebildet und die Freilassung von kürzlich Festgenommenen angeordnet. Allerdings schränkte er ein, dass diejenigen, die «Verbrechen gegen die Nation und die Bürger» begangen hätten, in Haft bleiben müssten.
Da ausserdem die Regierung in Syrien de facto kaum etwas zu sagen hat, war damit zu rechnen, dass die Demonstranten sich mit den Schritten nicht zufrieden geben würden.
Notstandsrecht seit 1963
Die Macht ist seit Jahrzehnten fest in Händen der Assad-Familie und des Sicherheitsapparats. Seit 1963 gilt in Syrien das Notstandsrecht. Gottesdienste, Beerdigungen und Hochzeiten zählen zu den wenigen Anlässen, bei denen Syrer in grosser Zahl legal zusammenkommen dürfen.
Entsprechend kam es vor allem nach den Freitagsgebeten in den vergangenen Wochen zu regelmässigen Kundgebungen gegen die autoritäre Führung Syriens.
Assad reagierte auf die Protestwelle mit einer Mischung aus vagen Reformversprechen und einem harten Durchgreifen der Sicherheitskräfte, einschliesslich der gefürchteten Geheimpolizei.
Willkürliche Festnahmen und Folter
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf den Sicherheitskräften und Geheimdiensten vor, hunderte Demonstranten bei den zunehmenden Protesten der letzten Wochen festgenommen und gefoltert zu haben.
Die Organisation forderte die syrischen Behörden auf, umgehend die Folter einzustellen und alle Demonstranten, Aktivisten und Journalisten freizulassen.
Clinton fordert Ende der Gewalt
US-Aussenministerin Hillary Clinton rief die syrische Führung erneut zu einem Ende der tödlichen Gewalt gegen regierungskritische Demonstranten auf. Es sei «an der Zeit, die Unterdrückung der Bevölkerung zu beenden und auf ihre Forderungen einzugehen», sagte sie am Freitag nach einem Treffen der NATO-Aussenminister in Berlin.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte die syrischen Behörden auf, umgehend die Folter einzustellen und alle Demonstranten, Aktivisten und Journalisten freizulassen.
(bg/sda)
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