Wildtiere schaden Wald nicht

Entgegen bisheriger Annahmen ist aber nicht allein das Wild schuld. Auch der Kampf der Pflanzen ums Licht sowie Trockenheit tragen ihren Teil dazu bei. Mitarbeiter der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf ZH haben den Ruf von Reh, Hirsch und Gämse wieder aufpoliert. Im Rahmen eines Nationalfondsprojekts wiederlegten sie die Annahme, dass Wild im Wald die Sterblichkeit junger Bäume massiv erhöht, indem es den Wald frisst.

Der von der WSL untersuchte Anteil an Weisstannen im Schweizer Gebirgswald sei auch auf die Konkurrenz zwischen den Pflanzen um Platz und Licht zurückzuführen, heisst es in einer Mitteilung. Auch Trockenperioden während der Keimung können einer gesunden Waldverjüngung und Artenzusammensetzung im Wege stehen.

Mäuse haben Schuld

Am Verlust eines grossen Teils von Weisstannen-Keimlingen sind auch Mäuse schuld. Dass Weisstannen bis in die Höhe von zehn Zentimetern angeknabbert werden, ist die Arbeit von Mäusen und nicht von behuftem Wild.

Die Forscher weisen in ihrem Projekt auch darauf hin, dass die Waldentwicklung in der Schweiz weit ins 20. Jahrhundert wildfrei war. Hirsch und Reh waren vor 100 Jahren ausgestorben. Der Anteil der Weisstannen nahm zugunsten der Fichte ab.

Chance für «Verbissene»

Die Forschenden widersprechen auch der Annahme, dass verbissene junge Baumtriebe a priori todgeweiht sind. «Unsere Experimente haben ergeben, dass unter günstigen Lichtverhältnissen ein verbissener Trieb innert zwei Jahren kompensiert werden kann», wird WSL-Forscher Josef Senn in der Mitteilung zitiert. Der Verbiss beeinflusst deshalb oft nur die Wachstumsgeschwindigkeit.

(ht/sda)