Wirtschaftlicher Wert von Amazonas-Natur berechnet

publiziert: Dienstag, 24. Feb 2009 / 09:34 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 24. Feb 2009 / 09:58 Uhr

Frankfurt - Wissenschaftler haben den finanziellen Wert des Amazonas errechnet, wenn er geschützt und nicht abgeholzt wird. Das Ergebnis: Die Erhaltung von Amazonasflächen erbringt einen konkreten wirtschaftlichen Nutzwert.

Die Zuweisung eines wirtschaftlichen Geldwerts kann das Abholzen stoppen.
Die Zuweisung eines wirtschaftlichen Geldwerts kann das Abholzen stoppen.
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Allerdings wird dafür nicht angemessen bezahlt, weil es kein konkretes Vergütungssystem gibt, ergab die Studie, die im Auftrag des WWF Deutschland durchgeführt wurde. Die Zerstörung des Amazonasregenwaldes ist für Industrie und Bevölkerung deswegen meist rentabler als die nachhaltige Nutzung.

Nach den Berechnungen des WWF entspricht ein Hektar Amazonasregenwald einem wirtschaftlichen Gegenwert von rund 380 Euro pro Jahr. Darin schlägt die Vermeidung von Erosion mit 185 Euro pro Hektar und Jahr zu Buche. Vermeidung von CO2-Ausstoss wird mit 78 Euro in Rechnung gestellt. Die Verbreitung von Pollen durch Insekten ist 38 Euro pro Hektar und Jahr wert. Produkte wie Honig und Früchte bringen Einnahmen bis 80 Euro. Der Erholungswert sowie der Ökotourismus bringen bis 5,5 Euro pro Hektar und Jahr.

Holzschlag-Geld ersetzen

Die Gewinne, die durch den Verkauf geschlagenen Holzes und Intensivlandwirtschaft auf gerodeten Flächen erzielt werden können, sind selten höher, werden aber real bezahlt. So bringt der Holzverkauf erlöse bis 615 Dollar je Hektar und Jahr. Die Wertschöpfung durch die Kultivierung von Soja 230 bis 470 Euro pro Hektar und Jahr, die Rinderzucht 40 bis 115 Euro. Soja wird in grossen Mengen als Nahrung und Futtermittel nach Europa und Deutschland geliefert.

«Die Studie zeigt, dass nur durch eine angemessene finanzielle Entschädigung für den Erhalt von Amazonasflächen die Zerstörung des Regenwaldes aufzuhalten ist», so WWF Waldexpertin, Guénola Kahlert. «Es ist unter derzeitigen Rahmenbedingungen ökonomisch rational, den Regenwald abzuholzen, weil die Abholzung leider immer noch mehr wirkliches Geld bringt, als ihn zu erhalten. Nur die Zuweisung eines wirtschaftlichen Geldwerts und eine Bezahlung etwa für die Kohlenstoffspeicherung kann das Abholzen des Amazonas stoppen».

Der WWF drängt deswegen auf die schnelle Einigung auf ein Verfahren zur Entschädigung der grossen Waldnationen für den Erhalt ihrer Wälder im Rahmen des REDD-Mechanismus. REDD («Reduced Emissions from deforestation and forest degradation») ist einer der zentralen Punkte des internationalen Post 2012 Klimaschutzabkommens, das auf der Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember ausgehandelt werden soll.

Geldströme dank REDD-Mechanismus

Ziel ist, dass die Industrieländer für die Erhaltung des Regenwaldes einen finanziellen Beitrag leisten. Dieses Prinzip soll die CO2-Emissionen in tropischen Ländern langfristig vermindern. Durch REDD sollen grosse Geldströme für nachhaltiges Waldmanagement möglich werden, wovon auch die lokale Bevölkerung in der Amazonasregion profitieren wird.

«Wenn es nicht gelingt, die Zerstörung des Amazonasregenwaldes zu stoppen, hätte das fatale Auswirkungen auf das Weltklima», so Kahlert, «allerdings ist es ein Trugschluss zu glauben, wir könnten den Erhalt des Amazonas von Brasilien und den anderen Staaten für umsonst bekommen. Deswegen fordern wir Cash für Regenwald im Zuge eines wirkungsvollen Entschädigungsmechanimus für die Erhaltung des Regenwaldes».

Schlüsselrolle für das Weltklima

Internationale Experten vermuten, dass Amazonien eine Schlüsselrolle für das Weltklima einnimmt: Allein durch seinen immensen Wasserhaushalt hat das grösste Regenwaldgebiet der Welt einen enormen Einfluss auf die Erdatmosphäre. Dessen natürliche Vegetation und ihr Wolkendach schützen vor einer stärkeren Aufheizung unseres Planeten. Die Zerstörung der Regenwälder mindert nicht nur diesen Kühleffekt, sondern setzt auch Treibhausgase frei, die noch zusätzlich zur Erwärmung der Atmosphäre beitragen.

Der Schutz Amazoniens wird daher immer wichtiger – nicht nur für die Artenwelt der Pflanzen und Tiere, sondern auch für uns Menschen selbst. Seit 1971 arbeitet der WWF bereits auf den unterschiedlichsten Ebenen zum Schutz der Amazonas-Regenwälder. Auf Initiative der Partnerschaft des WWF mit der KfW Entwicklungsbank (KfW), dem Umweltfonds (GEF) und der Weltbank mit der Brasilianischen Regierung wurde 1998 das mit Abstand grösste und umfassendste Tropenwaldschutzvorhaben gegründet: das Amazon Region Protected Area Programme (ARPA).

Hauptziel: Bis 2016 sollen 60 Millionen Hektar brasilianischen Amazonas-Regenwaldes durch ein umfassendes Schutzgebietsnetzwerk gesichert werden – eine Fläche so gross wie Deutschland und England. Für eines der ARPA-Schutzgebietslandschaften hat der WWF Deutschland die Verantwortung übernommen: Seit Juni 2006 ist er für mehr als 10 Schutzgebieten zuständig, allen voran für den mehr als 1,9 Millionen Hektar grossen Juruena-Nationalpark.

(co2-handel.de/news.ch)

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