Starker Herausforderer
Witali Klitschko bleibt WBC-Weltmeister
publiziert: Sonntag, 19. Feb 2012 / 00:27 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 19. Feb 2012 / 19:51 Uhr
«Sportlich hat Dereck Chisora eine gute Leistung gezeigt. ... Menschlich habe ich aber kein Respekt vor ihm.» (Archivbild)
Witali Klitschko verteidigte seinen WBC-Schwergewichts-WM-Titel gegen Dereck Chisora (Gb) in München mit Erfolg. Abseits des Rings setzte Chisora nach einem gutklassigen Kampf seinen skandalösen Auftritt fort; der Abend endete für den Briten auf dem Polizeiposten.
Im Ring boten der 40-jährige Klitschko und sein 12 Jahre jüngerer Herausforderer einen spektakulären Kampf. Nach den zwölf Runden sahen die drei Punktrichter den Titelverteidiger deutlich voran. Klitschko siegte vor 12'500 Zuschauern in der Münchner Olympiahalle einstimmig nach Punkten (zweimal 118:110, einmal 119:111). Es war jedoch ein hartes Stück Arbeit für den Ukrainer. Noch keiner seiner Herausforderer hatte ihn davor über die gesamte Distanz so unter Druck setzen können. Chisora erwies sich im Ring als ebenbürtiger Gegner, der unermüdlich den Erfolg suchte. Klitschko, der trotz einer lädierten Schulter ab der 4. Runde mit Präzision überzeugte, vermochte den Gegner dank seiner Routine auf Distanz zu halten.
Der Abend dürfte aber nicht in erster Linie wegen des Kampfes in Erinnerung bleiben. So überzeugend Chisora im Ring auftrat, so daneben verhielt er sich abseits. Den gröbsten Aussetzer leistete sich Chisora nach dem Kampf. Bei der Pressekonferenz prügelte er sich mit seinem Landsmann David Haye, der in München als Co-Kommentator für einen britischen TV-Sender im Einsatz stand und Chisora an der Medienkonferenz provozierte. Wegen gefährlicher Körperverletzung wurde Chisora anschliessend gar vorübergehend festgenommen. Auch gegen seinen Trainer werde ermittelt, teilte die Münchner Polizei am Sonntag mit. Chisora drohte Haye vor den Medien mit Mord: "David, ich erschiesse dich. Ich meine das ernst." Die Tumulte, bei denen Betreuer aus beiden Lagern involviert waren, forderten mehrere Verletzte. Chisora wurde an der Lippe verletzt. Auch Haye wurde polizeilich gesucht, er blieb aber vorerst unauffindbar. Er hatte Chisora offenbar mit einer leeren Flasche niedergestreckt.
Die Verhaftung war der unrühmliche Höhepunkt eines Abends, der wenig mit Sport zu tun hatte. Nachdem er Klitschko bereits am Freitag bei der Wiegezeremonie eine Ohrfeige verpasst hatte, machte Chisora am Samstag im selben Stil weiter. Erst griff er in den Minuten vor dem Fight Witali Klitschkos Bruder Wladimir an, als dieser als Offizieller des gegnerischen Camps vorschriftsgemäss die Bandagen beziehungsweise Boxhandschuhe des Briten kontrollieren wollte. Und im Ring spritzte Chisora Wasser aus seinem Mund in das Gesicht von Wladimir Klitschko.
Der skandalöse Auftritt dürfte nicht nur ein gerichtliches Nachspiel haben. Der Weltverband WBC hatte Chisora wegen des Eklats beim Wiegen schon eine Busse in der Höhe von 50'000 Dollar aufgebrummt (10 Prozent seiner WM-Börse). Und der britische Verband zieht eine Sperre von Chisora, der die dritte Niederlage in seiner Profikarriere und seit Juli letzten Jahres erlitt, in Betracht.
Der Abend liess auch die Klitschkos nicht kalt: "Sportlich hat Dereck Chisora eine gute Leistung gezeigt. Er marschierte unaufhörlich nach vorne. Ich musste wahnsinnig auf seine Schläge aufpassen. Menschlich habe ich aber keinen Respekt vor ihm", so der alte und neue WBC-Weltmeister Witali, der die Pressekonferenz irritiert und aus sicherer Distanz verfolgte. Und sein Bruder Wladimir sagte noch im Ring: "Ich schäme mich für solche Boxer wie Chisora."
Während des Kampfes schien der gegenüber Chisora um 15 Zentimeter grössere Witali Klitschko unerwartet oft in der Defensive. Dies dürfte aber nicht zuletzt mit der Schulterverletzung zu tun haben, die ihn ab der 4. Runde behinderte. Genauere Untersuchungen am Sonntag ergaben, dass sich Klitschko einen Teilanriss in der linken Schultersehne zugezogen hatte. Dadurch habe er seine linke Führhand nicht wie gewohnt einsetzen können. "Ich hatte richtig Angst, weil sich der linke Arm einfach nicht bewegt und nicht auf mich gehört hat", sagte Klitschko. Eine Operation ist nicht nötig.
Trotz des Handicaps sicherte sich Klitschko seinen 44. Sieg im 46. Kampf. Wie lange er seine Karriere im Boxring fortsetzt, hängt auch von den politischen Wahlen in seiner Heimat Ukraine ab. Im Oktober sind Parlamentswahlen angesetzt, zudem bewirbt sich der Schützling von Trainer Fritz Sdunek um das Amt der Bürgermeisters in Kiew. Bereits in 14 Tagen steigt Witalis jüngerer Bruder Wladimir Klitschko (35) in den Ring. Er verteidigt in Düsseldorf seine drei WM-Titel (IBF, WBO, WBA-Super-Titel) gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck.
München. WBC-WM im Schwergewicht: Witali Klitschko (Ukr/Titelverteidiger) s. Dereck Chisora (Gb) einstimmig nach Punkten (118:110, 118:110, 119:111).
Der Abend dürfte aber nicht in erster Linie wegen des Kampfes in Erinnerung bleiben. So überzeugend Chisora im Ring auftrat, so daneben verhielt er sich abseits. Den gröbsten Aussetzer leistete sich Chisora nach dem Kampf. Bei der Pressekonferenz prügelte er sich mit seinem Landsmann David Haye, der in München als Co-Kommentator für einen britischen TV-Sender im Einsatz stand und Chisora an der Medienkonferenz provozierte. Wegen gefährlicher Körperverletzung wurde Chisora anschliessend gar vorübergehend festgenommen. Auch gegen seinen Trainer werde ermittelt, teilte die Münchner Polizei am Sonntag mit. Chisora drohte Haye vor den Medien mit Mord: "David, ich erschiesse dich. Ich meine das ernst." Die Tumulte, bei denen Betreuer aus beiden Lagern involviert waren, forderten mehrere Verletzte. Chisora wurde an der Lippe verletzt. Auch Haye wurde polizeilich gesucht, er blieb aber vorerst unauffindbar. Er hatte Chisora offenbar mit einer leeren Flasche niedergestreckt.
Die Verhaftung war der unrühmliche Höhepunkt eines Abends, der wenig mit Sport zu tun hatte. Nachdem er Klitschko bereits am Freitag bei der Wiegezeremonie eine Ohrfeige verpasst hatte, machte Chisora am Samstag im selben Stil weiter. Erst griff er in den Minuten vor dem Fight Witali Klitschkos Bruder Wladimir an, als dieser als Offizieller des gegnerischen Camps vorschriftsgemäss die Bandagen beziehungsweise Boxhandschuhe des Briten kontrollieren wollte. Und im Ring spritzte Chisora Wasser aus seinem Mund in das Gesicht von Wladimir Klitschko.
Der skandalöse Auftritt dürfte nicht nur ein gerichtliches Nachspiel haben. Der Weltverband WBC hatte Chisora wegen des Eklats beim Wiegen schon eine Busse in der Höhe von 50'000 Dollar aufgebrummt (10 Prozent seiner WM-Börse). Und der britische Verband zieht eine Sperre von Chisora, der die dritte Niederlage in seiner Profikarriere und seit Juli letzten Jahres erlitt, in Betracht.
Der Abend liess auch die Klitschkos nicht kalt: "Sportlich hat Dereck Chisora eine gute Leistung gezeigt. Er marschierte unaufhörlich nach vorne. Ich musste wahnsinnig auf seine Schläge aufpassen. Menschlich habe ich aber keinen Respekt vor ihm", so der alte und neue WBC-Weltmeister Witali, der die Pressekonferenz irritiert und aus sicherer Distanz verfolgte. Und sein Bruder Wladimir sagte noch im Ring: "Ich schäme mich für solche Boxer wie Chisora."
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Trotz des Handicaps sicherte sich Klitschko seinen 44. Sieg im 46. Kampf. Wie lange er seine Karriere im Boxring fortsetzt, hängt auch von den politischen Wahlen in seiner Heimat Ukraine ab. Im Oktober sind Parlamentswahlen angesetzt, zudem bewirbt sich der Schützling von Trainer Fritz Sdunek um das Amt der Bürgermeisters in Kiew. Bereits in 14 Tagen steigt Witalis jüngerer Bruder Wladimir Klitschko (35) in den Ring. Er verteidigt in Düsseldorf seine drei WM-Titel (IBF, WBO, WBA-Super-Titel) gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck.
München. WBC-WM im Schwergewicht: Witali Klitschko (Ukr/Titelverteidiger) s. Dereck Chisora (Gb) einstimmig nach Punkten (118:110, 118:110, 119:111).
(fest/Si)
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