Wo sind die grünen Schleifen?

publiziert: Donnerstag, 2. Jul 2009 / 10:58 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 2. Jul 2009 / 11:44 Uhr

1 Meldung im Zusammenhang
Es gibt Momente, an denen man froh sein sollte, wenn seine Befürchtungen doch nicht einzutreffen scheinen. So zum Beispiel im Irak. Nach Jahren des Pfuschens und Murksens ohne Konzept, hat der Strategiewechsel, der im Jahr 2007 unter General David Petraeus durchgeführt wurde, tatsächlich zu Fortschritten geführt, auf die man nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.

Wenn alles weiterhin gut geht, könnte der Irak tatsächlich noch zu einem späten Erfolg für George W. Bush werden... auch wenn es ein Erfolg ist, für den viele Leute unnötigerweise mit ihrem Leben zahlen mussten, da der Feldzug und die Besatzung während 4 Jahren unglaublich dilettantisch geführt worden sind.

Trotzdem haben viele Kriegsgegner immer noch aus ideologischen Gründen grösste Probleme damit, einzugestehen, dass die Lage besser geworden ist. Der Wunsch vieler war und ist, die USA scheitern zu sehen. Auch wenn dies bedeuten würde, dass tausende unschuldiger Menschen sterben würden. Man wäre also Willens, auf dem Altar der ideologischen Selbstbefriedigung, die Bevölkerung ganzer Städte zu Opfern.

Die ideologischen Scheuklappen betreffen aber nicht nur den Irak. Direkt angrenzend an das Zweistromland liegt ja der Iran, in dem es auch ganz schön brodelt, seit an den Präsidentenwahlen mit allergrösster Wahrscheinlichkeit massiv betrogen wurde. Dafür gibt es viele Hinweise, welche zum Teil sogar vom teheraner Regime eingestanden werden: Drei Millionen Stimmen, die nicht von wirklichen Wählern sein können, Unregelmässigkeiten an diversen Wahllokalen und Berichte über sich widersprechende Ergebnisse in der Nacht nach der Wahl. Danach die brutale Repression gegen das Volk, das wissen wollte, wo seine Stimmen hingekommen sind, der Hausarrest gegen prominente Gegner von Ahmadinedschad, die Informationssperre zum Ausland hin und die hysterischen Anschuldigungen des Regimes gegen den Westen, den Aufstand organisiert zu haben. Alles Zeichen dafür, dass ein diktatorisch herrschender Geistlicher, der Religionsführer Chamenei, mit aller Kraft versucht, sich an der Macht zu halten.

Die Handy-Filme, die nach dem Presseverbot noch in den Westen drangen, waren schockierend: Hemmungslos prügelnde Polizei, blutende Demonstranten und sogar sterbende, scheinbar von Scharfschützen nieder gestreckte Opfer schnürten einem die Kehle zu. Und man fragte sich, wann die erste Solidaritätsdemonstration stattfinden würde, in der Fussgängerzone.

Doch nichts passierte. Nein, im Gegenteil konnte man sogar von weit links und weit rechts unfassbare Kommentare hören, in denen Ahmadinedschad zum Wahlsieg gratuliert und das vorgehen gegen die Demonstranten gelobt wurde. Wobei diese Idioten wenigstens zu ihrer kranken Meinung standen, während jene, die sonst bei jeder Gelegenheit irgendwelche Fahnen auf den Balkon stellen und Solidarität für die Unterdrückten einfordern, einfach untätig blieben und so eine stillschweigende Billigung für die Grausamkeit der Mullas ausdrückten.

Ein Faktor dürfte der in vielen Köpfen fest verankerte Anti-Amerikanismus und Israel-Hass sein. Und da das iranische Regime ja gegen Israel und auch gegen die (seit Obama nicht mehr ganz so) böse USA steht, kann man sich ja nicht gegen dieses wenden. Oder?

Doch das ist eine kranke Art der Solidarität, grundsätzlich falsch und verwerflich. Nehmen wir mal an, man kämpfe gegen die angebliche Umweltverschmutzung durch eine Chemiefabrik. Und dann stellt sich heraus, dass einer der prominentesten und lautstärksten Mitstreiter ein Kinderschänder ist. Würde man weiterhin mit so einem Verbrecher Solidarität zeigen oder auch nur gleichgültig sein und nicht gegen seine Taten Stellung beziehen? Kaum. Doch das iranische Regime ist keinen Deut besser: Es prügelt, mordet und unterdrückt ohne Hemmung.

Viele Exil-Iraner raten dem Westen von Sanktionen und Einmischungen ab und vermutlich sollte man auf sie hören. Aber wie wäre es, eine grüne Armbinde oder eine grüne Schleife als Zeichen dafür zu tragen, dass einem der Kampf eines Volkes für seine Freiheit nahe geht? Und man könnte sicher sein, dass die Iraner über ihre vielen im Ausland lebenden Volksgenossen davon erfahren und sich in ihrem Kampf um Demokratie und Gerechtigkeit gestärkt fühlen würden. Ist das nun zu viel verlangt? Es sieht fast danach aus...

(von Patrik Etschmayer /news.ch)

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Von den insgesamt rund 1000 Festgenommenen seien inzwischen 600 wieder auf freiem Fuss.
Viel zu wenig
wird dem iranischen Volk signalisiert, dass man es in Gedanken unterstützt und darauf hofft, dass die Mulllahs endlich in der Versenkung verschwinden.

Zitat
"Aber wie wäre es, eine grüne Armbinde oder eine grüne Schleife als Zeichen dafür zu tragen, dass einem der Kampf eines Volkes für seine Freiheit nahe geht?"
Hier hab ich da Problem, dass grün als die Farbe des Islam gesehen wird. Ich kann nicht eine Gruppe der islamistischen Eiferer durch eine weniger stark ausgeprägte Schattierung ersetzen wollen.

Ich hoffe, die Iraner kriegen 's irgendwann wieder auf die Reihe und schaffen es, die Bassidsch und die Revolutionswächter aufzulösen und in die Wüste oder zurück in ihre Dörfer zu schicken.
Ich habe mir vor zwei Tagen "Persepolis" angesehen. Der Film hat mir die Menschen näher gebracht.
An die Redaktion!
Zitat P.Etschmayer: "Nein, im Gegenteil konnte man sogar von weit links und weit rechts unfassbare Kommentare hören, in denen Ahmadinedschad zum Wahlsieg gratuliert und das vorgehen gegen die Demonstranten gelobt wurde. Wobei diese Idioten wenigstens zu ihrer kranken Meinung standen, während jene, die sonst bei jeder Gelegenheit irgendwelche Fahnen auf den Balkon stellen und Solidarität für die Unterdrückten einfordern, einfach untätig blieben und so eine stillschweigende Billigung für die Grausamkeit der Mullas ausdrückten."

Diese Zeilen beweisen Eure schlimme HEUCHELEI. Mir wird immer vorgeworfen, zu beleidigende Wörter zu verwenden, wenn ich Anhänger der "kranken Meinung" beim Namen nenne und diese in ihrem verkehrten Denken blossstelle. Der "hauseigene Kolumne-Verfasser" braucht aber paradoxerweise genau die selbe Sprache! Natürlich gebe ich dem Herrn Etschmayer in dieser Sache recht. Aber Sie sollten wohl ein bisschen mehr darauf achten, Ihre Glaubwürdigkeit und Ihr Gesicht nicht zu verlieren, indem Sie Alle gleich behandeln. Das dies leider nicht der Fall ist, sollte eigentlich jeder schon längst gemerkt haben!
Grüne Schleifen
Wo waren denn die "grünen Schleifen" vor dem Holocaust? Vor dem grausamen judenfeindlichen Hitler-Regime hat auch die ganze Welt weg-, und noch schlimmer; zugeschaut. Kranke Leute gibt es aus einer kranken Gesellschaft, das sollte wohl allgemein verständlich sein.
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