Wolfgang Rihms «Eroberung von Mexico» feierte in Frankfurt Premiere

Echte Begeisterung kam zwar nicht auf, doch insbesondere der anwesende Komponist, die Musiker mit Dirigent Markus Stenz und die beiden Hauptdarsteller Annette Elster und David Pittman-Jennings wurden mit «Bravo»-Rufen bedacht. Das 1992 in Hamburg uraufgeführte Musiktheaterstück ist eine Textmontage nach Texten von Antonin Artaud und Octavio Paz. Thematisch greift die Oper die blutige Eroberung des Aztekenreiches im 16. Jahrhundert durch die Spanier unter Cortez auf. Für die Inszenierung zeichnete Nicolas Brieger verantwortlich.

Rihm, der auch das Libretto geschrieben hat, ging es jedoch nicht darum, die historischen Ereignisse mit Hilfe von Musik nachzuerzählen. Vielmehr ist sein Thema das Aufeinanderprallen zweier Kulturen, die Entdeckung des Fremden in der Aussenwelt wie in der eigenen Person: das Erkennen männlicher Aspekte im weiblichen Wesen und umgekehrt. Weiblicher Montezuma Entsprechend wurde der aztekische Herrscher Montezuma mit Annette Elster (Sopran) weiblich besetzt. Pittman-Jennings agierte als ihr Gegenpart Cortez (Bass-Bariton). Da Rihm die Musiker nicht nur im Orchestergraben, sondern auch auf Podesten, den Rängen und in einer Art Gondel positionierte, wurden spezielle räumliche Klangerlebnisse wie das Wandern von Tönen durch den gesamten Saal möglich. Allen Beteiligten wurde ein Höchstmass an Konzentration und Präzision abverlangt. Das raffiniert mit Licht-, Feuer- und Filmeffekten spielende Bühnenbild von Hermann Feuchter sowie die Kostüme von Jorge Jara waren eine gelungene visuelle Ergänzung der Höreindrücke. Nach Adriana Hölszkys gefeierter Oper «Die Wände» im Januar 2000 ist Rihms «Eroberung von Mexico» das zweite Projekt der Frankfurter «Klangfiguren»-Reihe mit modernen Opern.

(la/sda)