Tunis - Die Zahl der Todesopfer beim Anschlag auf ein Hotel in Tunesien ist weiter gestiegen. Der mutmasslich islamistische Schütze brachte in einem Hotel in Tunesien mindestens 38 Menschen um, bevor er selbst getötet wurde. Die IS-Miliz bekannte sich zu dem Anschlag.
Der Attentäter war am Freitag in das besonders bei europäischen Touristen beliebte Hotel Riu Imperial Marhaba in Port el Kantaoui bei Sousse eingedrungen. Nach Angaben von Sicherheitsstaatssekretär Rafik Chelly handelt es sich bei dem Täter um einen nicht polizeibekannten Studenten aus der Region von Kairouan.
Chelly sagte im Radio, der Attentäter habe ausgesehen, als sei er unterwegs zum Baden, doch dann habe er eine Waffe aus einem Sonnenschirm gezogen. Er wurde von Sicherheitskräften getötet.
IS übernimmt Verantwortung
In einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung übernahmen Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung für den Anschlag. Ein «Soldat des Kalifats» habe den «abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens» angegriffen, hiess es. Bei den von ihm getöteten Menschen handle es sich «zum Grossteil um Angehörige von Staaten, die gegen den IS kämpfen».
Der Anschlag in Sousse ist der schwerste in der jüngeren Geschichte Tunesiens. Laut dem tunesischem Gesundheitsministerium wurden 36 Menschen verletzt, die meisten von ihnen Briten, Belgier, Deutsche und Norweger. Einige schwebten in Lebensgefahr.
Hunderte Touristen verlassen das Land
Hunderte Touristen trafen in der Nacht zu Samstag am Flughafen von Enfidha ein, um das Land zu verlassen. Rund ein Dutzend Flüge war in der Nacht auf dem Flughafen zwischen Sousse und Tunis in Richtung Europa angesetzt. Zahlreiche Busse mit weiteren Touristen trafen am frühen Morgen ein. Touristen sagten, ihre Reiseanbieter hätten ihnen geraten, nach Hause zu fliegen.
Der Konditor des Hotels berichtete der Nachrichtenagentur AFP, der Attentäter habe auf die Gäste am Strand und an den Pools gezielt. «Ich sah jemanden auf ältere Touristen schiessen, sie sind tot», sagte er. Anschliessend habe der Täter eine Handgranate am Pool geworfen.
Massnahmen gegen Terrorismus beschlossen
Der nationale Sicherheitsrat Tunesiens beschloss bei einer nächtlichen Sitzung Massnahmen im Kampf gegen den Terrorismus. Unter anderem sollen innerhalb einer Woche bis zu 80 Moscheen geschlossen werden, in denen weiterhin «Gift zum Terrorismus» verbreitet werde. Daneben sollten verdächtige Parteien oder Vereine überprüft und eventuell aufgelöst werden.
«Wir mögen den einen Kampf gewinnen und den anderen Kampf verlieren, aber unser Ziel ist es, den Krieg zu gewinnen», sagte Ministerpräsident Essid. Er ordnete an, die Präsenz der Sicherheitskräfte an «sensiblen Orten» zu verstärken. Vom 1. Juli an würden «entlang der ganzen Küste und in Hotels» bewaffnete Sicherheitsleute postiert, erklärte er.
Essebsi fordert globale Anti-Terror-Strategie
Präsident Béji Caid Essebsi sagte AFP bei einem Besuch am Tatort, Tunesien könne der Bedrohung durch die Dschihadisten nicht allein widerstehen und forderte eine gemeinsame globale Anti-Terror-Strategie.
Neben dem Anschlag in Tunesien war es am Freitag auch in Kuwait und Frankreich zu mutmasslich islamistischen Anschlägen mit vielen Toten gekommen. Arabische Medien sprachen am Samstag von einem «schwarzen Freitag des Terrorismus». Ob die drei Anschläge in Zusammenhang stehen, war zunächst unklar.
(asu/sda)
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