Angst vor Wettbewerbsnachteilen

Zehn Prioritäten für Klimaschutz und Wirtschaftsentwicklung

publiziert: Dienstag, 2. Dez 2014 / 15:30 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 2. Dez 2014 / 16:15 Uhr

Massnahmen zum Klimaschutz sind dringend notwendig, werden aber zögerlich umgesetzt. Zu gross ist die Angst vor Wettbewerbsnachteilen und hohen Kosten. Eine Gruppe von Wirtschaftsexperten hat Massnahmen erarbeitet, die sich sofort umsetzen lassen und Emissionssenkungen wie auch eine bessere Wirtschaftsentwicklung ermöglichen.

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«Better Growth, Better Climate» lautet der Titel des neuen «Stern-Berichts», benannt nach dem Ökonom Nicholas Stern. Der Professor an der London School of Economics leitete die Entstehung dieses Reports, an dem hochkarätige Wirtschaftswissenschafter mitwirkten, unter anderem zwei Nobelpreisträger, Experten der Weltbank, der IEA und OECD, erfahrene Politiker und eine Vielzahl von Forschungsinstituten.

Aufbauend auf den Berichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) haben die Autoren zehn schnell umsetzbare Massnahmen mit dem aus volkswirtschaftlicher Sicht besten Kosten-Nutzen-Verhältnis ausgewählt. Neben den Kosten einzelner Technologien bezogen die Experten unter anderem auch mögliche Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Export- und Import-Abhängigkeiten, Gesundheitskosten und eventuelle Fehlinvestitionen mit ein.

Die zehn Massnahmen, welche der Stern-Bericht vorschlägt, stammen aus den Bereichen Städtebau, Land- und Forst-Wirtschaft und Energie, und beinhalten im wesentlichen bekannte Forderungen wie hohe, vorhersagbare CO2-Preise oder den Umstieg von Kohle zu erneuerbaren Energiequellen. Neu ist eine umfassende und vertiefte Kostenrechnung, für welche die Autoren Erfahrungen der letzten Jahre sowohl mit den neuen als auch mit den traditionellen Energien auswerteten.

Der Kohle-Ausstieg lohnt sich

Bezieht man zum Beispiel. die hohen Gesundheitskosten der Kohleverbrennung ein, die in China inzwischen bei extremen zehn Prozent des Bruttosozialprodukts liegen, sowie Betriebs-, Abschreibungs- und Finanzierungskosten, dann ist der Ausstieg aus der vermeintlich billigen Kohle innerhalb der nächsten 20 Jahre mit einem finanziellen Gewinn verbunden.

Aus der Summe solcher Detailanalysen werden die Investitionskosten für alle zehn Massnahmen zusammen mit 90 Billionen Dollar etwa gleich hoch abgeschätzt wie diejenigen, die ohnehin für Ersatz und Ausbau der Infrastruktur nötig wären. Bei etwa gleichen Kosten können wir uns zwischen einem Einschwenken aufs 2-Grad-Ziel oder einer durch gefährliche Klimaveränderungen bedrohten Entwicklung entscheiden. Diese Wahl haben wir jedoch nur noch für etwa 15 Jahre.

Goldene Zeiten für Innovationen

Ein «Weiter wie bisher» kann es nach Ansicht der Autoren aber sowieso nicht geben. Der wirtschaftliche Aufstieg von 500 Millionen Menschen in den letzten Jahren war erst der Anfang einer zukünftigen noch viel dramatischeren Umwälzung. Eine Milliarde Menschen werden in den nächsten 15 Jahren in Millionenstädte umsiedeln, der Energiebedarf wird um 20 bis 35 Prozent steigen, die Nahrungsproduktion um 2 Prozent pro Jahr. Vor allem werden Innovationen und neue Technologien die Wirtschaft tiefgreifend umgestalten. Die erneuerbaren Energien weisen ein mit der Informationstechnologie vergleichbares Innovationspotential auf, was sich zum Beispiel an ihrem ?knowledge-spillover?, also der Befruchtung benachbarter Forschungsgebiete und in Patentanalysen zeigt.

Erneuerbare Energien, IT und Materialwissenschaften stimulieren sich gegenseitig und könnten zu einem Umbruch mit vergleichbarer Dramatik führen wie in der zweiten industriellen Revolution, der «goldenen Zeit» anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Siegeszug von Elektrizität, Automobil, Flugzeug, Radio und Telefon.

Die Autoren verhehlen nicht, dass die Umsetzung der Massnahmen, die sich vor allem an die Politik wenden, grosse Überzeugungsarbeit erfordern wird. Anlässlich des Klimagipfels im September wurde der Bericht als Grundlage für die Pariser Klimaverhandlungen an Ban-Ki Moon übergeben.

( Klaus Ragaller/ETH-Zukunftsblog)

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