Ein Praktikum im Leichenkeller

Zeichnen in der Pathologie

publiziert: Sonntag, 15. Jul 2007 / 21:00 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 15. Jul 2007 / 21:38 Uhr

Zwei Chirurgenhandschuhe, ein Skalpell, in der Mitte ein grünes Tuch auf dem ein Herz liegt. Wer sich genauer auskennt, sieht, dass es sich um ein menschliches Herz handelt.

Was nach dem Set für einen Gerichtsmedizinkrimi aussieht, ist das Ergebnis eines Praktikums einer angehenden wissenschaftlichen Illustratorin. Sabine Freiermuth hat während vier Wochen eine Schulung für Medizinstudenten in fein ausgearbeiteten Zeichnungen dokumentiert.

Sabine gehört zu der Hand voll Studierenden, die in Luzern in der Illustration mit Vertiefung Non Fiction aufgenommen wurden. Dieser Studiengang wird erst seit diesem Jahr an der HGK Luzern angeboten, neu ist er jedoch nicht, in Zürich ist er schon seit längerem als Scientific Visualization bekannt.

Im Gegensatz zu den freien Illustratoren, die unter anderem für Magazine, Werbungen und Kinderbücher zeichnen, konzentriert sich diese Ausbildung vor allem auf die Visualisierung didaktisch-wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Sachverhalte. In der Praxis arbeiten wissenschaftliche Illustratoren für Universitäten, Institute oder im Auftrag von Fachpublikationen.

Das Zeichnen im kleinen Schulzimmer war Sabine aber nicht genug. Ihre Mutter arbeitete im Kantonsspital und erzählte manchmal von der Pathologie. Das interessierte Sabine, und deswegen bewarb sie sich für ein Zeichen-Praktikum: «Ich habe einfach ein Gesuch geschrieben. Es hat sofort geklappt, ich musste mir nur die Erlaubnis holen, in der Pathologie für mich zeichnen zu dürfen.»

Ein «eigenes» Herz

Ihr erster Tag war ein kleiner Sprung ins kalte Wasser. «Die anderen Studenten haben sich gleich im Fachjargon unterhalten, ich habe natürlich nichts davon verstanden», erzählt Sabine, «an das musste ich mich erst gewöhnen. Sie haben mich behandelt, als würde ich auch Medizin studieren». Nach einer kurzen Einführung ging es dann auch schon los. «Zuerst habe ich den Medizinern zugesehen, wie man ein Herz für die Untersuchung vorbereitet, dann habe ich mein eigenes Herz bekommen.»

Nichts für empfindliche Gemüter

Hatte sie denn kein Problem damit? «Nein, schlecht geträumt habe ich nie. Zugegeben, einmal war es schon ziemlich unheimlich, als eine Leiche auf dem Nebentisch lag. Ich bildete mir ständig ein, sie würde sich im nächsten Moment bewegen», erzählt sie und schüttelt sich.

«Mit richtigen Toten hätte ich auch Mühe, vor allem, wenn sie nicht zugedeckt sind. Bei einem Organ ist das anders.» Auch das Arbeitsumfeld hat sich darauf eingestellt, täglich mit dem Tod konfrontiert zu werden. Die Pathologen hätten ihren eigenen Humor, der zuweilen sehr makaber sei, berichtet Sabine. «Aber ich glaube, dass muss man in diesem Beruf haben, sonst kann man gar nicht mit dem Ganzen umgehen. Irgendwie muss man eine dicke Haut entwickeln.» Wer sensibel ist und schnell emotional wird, sollte gar nicht erst daran denken, einen solchen Beruf ergreifen.

Die beste Technik um Gewebe zu zeichnen

Den Arbeitstag verbrachte Sabine in der Pathologie, hauptsächlich zeichnend und zwischendurch fotografierend. Bevor sie sich an die endgültige Dokumentation machte, probierte sie zuerst verschiedene Techniken aus, um zu sehen, mit welcher ein bestimmtes Gewebe am besten darzustellen ist. Genau diese Frage wird sie durchs Studium und im späteren Berufsleben begleiten: Wie setze ich das um, damit es auch ein Laie versteht?

Wissenschaft und Fantasie

Sabine könnte sich vorstellen, in Zukunft sich weiter in der medizinischen Illustration zu vertiefen, auch wenn ihr manchmal das klinische Umfeld ein bisschen zu steril gewesen sei. Langweilig findet Sabine das genaue und analytische Abzeichnen jedoch nur selten. Oft muss sie sich anhören, dass ihr Studiengang doch überhaupt nicht kreativ sei, aber das sieht sie anders: «Im Prinzip machen wir auch ziemlich viel Fiction. Wir können uns zum Beispiel einen Dinosaurier aufgrund eines Skeletts ausdenken. Wenn da nicht auch viel Fantasie dahinter steckt!»

(Von Si-Yü Steuber)

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