Elektrizitätsbedarf durch eigene Produktion decken

Zernez Energia 2020 - Transformation eines Bergdorfes

publiziert: Dienstag, 6. Mai 2014 / 12:27 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 6. Mai 2014 / 13:51 Uhr

Die Gemeinde Zernez plant, bis zum Jahr 2020 vollständig auf den Einsatz fossiler Energieträger für Heizung und Warmwasser zu verzichten und ihren Elektrizitätsbedarf durch eigene Produktion zu decken. Das Projekt mit dem Titel «Zernez Energia 2020» entstand anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Schweizerischen Nationalparks.

1 Meldung im Zusammenhang
Der Anteil des Schweizer Gebäudeparks am Endenergieverbrauch der Schweiz beträgt etwa 50 Prozent. Aufgrund der nach wie vor starken Verwendung fossiler Energieträger sind Gebäude auch unter den grössten Verursachern von CO2-Emissionen und mitverantwortlich für die Klimaerwärmung. Da die Neubaurate in der Schweiz lediglich rund 1 Prozent beträgt, kommt der energetischen Sanierung des bestehenden Gebäudeparks eine grosse Bedeutung zu. Die Sanierungsrate verharrt allerdings seit Jahren auf lediglich 1 bis 2 Prozent.

Sanierungstechnisches Grossprojekt

Um die Sanierung des Gebäudebestandes voranzutreiben, ist es sinnvoll, nicht nur einzelne Gebäude, sondern grössere Gruppen von Gebäuden, etwa Distrikte oder ganze Nachbarschaften, auf ökologische und ökonomische Sanierungspotenziale und Synergien hin zu untersuchen.

Die Gemeinde Zernez, Heimatort des Schweizerischen Nationalparks, hat sich zu dessen 100-jährigen Geburtstag das Ziel gesetzt, ihre Gebäude in absehbarer Zukunft emissionsfrei zu betreiben und mit lokaler Energieproduktion zu decken. Das Forschungsprojekt «Zernez Energia 2020» umfasst 309 Gebäude, die über einen Zeitraum von 400 Jahren gebaut wurden. Initiiert durch das Energy Science Center (ESC) der ETH Zürich fand sich ein interdisziplinäres Forschungsteam, das sich dieser Herausforderung zusammen mit verschiedenen Praxispartnern stellt. Das modular organisierte Projekt wird durch die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) unterstützt.

Unsere Aufgabe im Modul A ist, neue Methoden für die Erstellung von ökologisch und ökonomisch effektiven Sanierungsstrategien für grössere Gebäudebestände zu erforschen. Da die finanziellen Mittel der Gebäudeeigentümer und die Möglichkeiten der Unterstützung durch die Gemeinde begrenzt sind, geht es darum herauszufinden, welche Gebäude durch welche Massnahmen möglichst effektiv saniert werden können. Eine wichtige Anforderung an unsere Forschung ist, dass die resultierenden Sanierungsstrategien für die Gemeinde verständlich, realistisch und umsetzbar sind.

Ökonomisch sinnvolle Eingriffe

Für uns bietet das Projekt eine einzigartige Chance, einen «bottom-up»-Ansatz zu entwickeln, der im Gegensatz zu abstrakten, statistischen Daten auf realen Gebäudedaten basiert. Mit tatkräftiger Unterstützung der Gemeinde wurden für jedes Gebäude über 50 Parameter abgefragt und in einer georeferenzierten Datenbank erfasst, so zum Beispiel das Baujahr, das Heizsystem und dessen Einbaujahr, die Nutzung, der Zustand und frühere Sanierungen.

Für die mögliche künftige Sanierung der Gebäude wurde eine Reihe realistischer Massnahmen definiert, die in der Gemeinde bereits angewendet werden. Diese zielen sowohl auf die Einsparung von Heizenergie ab, beispielsweise durch bessere Dämmung der Aussenhülle oder den Austausch des Heizsystems, als auch auf die Nutzung lokaler, erneuerbarer Energiequellen, etwa Photovoltaik oder Solarthermie. Leitlinie für die Auswahl der Massnahmen ist dabei nicht das technisch machbare, sondern das ökonomisch sinnvolle.

Datenbank als Planungsgrundlage

Alle Massnahmen können für sämtliche Gebäude der Gemeinde, die in der Datenbank erfasst sind, durchgespielt werden. Mittels Datenanalyse lässt sich unter Berücksichtigung der individuellen Eigenschaften eines jeden Gebäudes herausfinden, welche Massnamen bei welchen Gebäuden die grösste Wirkung erzielen. In Kombination mit Kosteninformationen lassen sich Gruppen identifizieren, bei denen finanzielle Mittel besonders effektiv für die Reduktion von CO2-Emissionen im Gebäudebetrieb eingesetzt werden können.

Parallel dazu werden durch Modul B mögliche Varianten einer Versorgungsinfrastruktur für das Dorf, und durch Modul C die Integration in die ortsplanerische Entwicklung des Dorfes untersucht. Gemeinsam wollen wir Wege aufzuzeigen, wie das Ziel des emissionsfreien Gebäudeparks der Gemeinde Zernez möglichst schnell umgesetzt werden kann.

(Prof. Arno Schlüter/ETH-Zukunftsblog)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Zürich - Der Schweizerische Nationalpark (SNP), der erste Nationalpark der Alpen, ... mehr lesen
Der Schweizerische Nationalpark besteht schon seit 100 Jahren.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Mit Biogas betriebene Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) können fluktuierenden Solarstrom kompensieren und Gebäude beheizen.
Mit Biogas betriebene ...
Eine zentrale Herausforderung der Energiewende ist es, die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun für drei Schweizer Kantone auf, wie ein Verbund von Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen kurzfristige Engpässe überbrücken und Gebäude mit Strom und Wärme versorgen kann. mehr lesen 
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung. Damit die Big-Data-Welle den Bauer nicht vom Acker schwemmt, sondern ihn optimal ... mehr lesen
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung.
Wie werden Wasserkraftwerke wieder rentabel?
Die Schweizer Wasserkraft darbt. Die Ursache dafür sind letztlich Verzerrungen im europäischen Strommarkt. Nun diskutiert die Politik Subventionen für die ... mehr lesen  
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through. If indeed the human brain responds better to experience ... mehr lesen
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through.

Fakten und Meinungen zu Nachhaltigkeit

Der Zukunftsblog der ETH Zürich nimmt aktuelle Themen der Nachhaltigkeit auf. Er bietet eine Informations- und Meinungsplattform, auf der sich Expertinnen und Experten der ETH zu den Themenschwerpunkten Klimawandel, Energie, Zukunftsstädte, Welternährung und Natürliche Ressourcen äussern. Prominente Gäste aus Forschung, Politik und Gesellschaft tragen mit eigenen Beiträgen zur Diskussion bei.

Lesen Sie weitere Beiträge und diskutieren Sie mit auf: www.ethz.ch/zukunftsblog

Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 5°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten