Zerreissprobe

publiziert: Dienstag, 15. Feb 2005 / 10:10 Uhr

10 Meldungen im Zusammenhang
Der Vergleich hinkt zwar ein wenig - die Schweiz und der Libanon sind so unterschiedlich wie Feuer und Eis. Aber würde Bundesrat Christoph Blocher auf dem Bundeshausplatz ermordet, die Schweiz wäre ähnlich schockiert, wie jetzt der Zedernstaat nach dem Anschlag auf den Ex-Premier Rafik Hariri (61).

Für die nächsten drei Tage bleiben im ganzen Land Schulen, Universitäten und Geschäfte geschlossen. Die Menschen ziehen sich in ihre Häuser zurück und trauen sich kaum auf die Strasse. Sie wähnen sich wieder in den dunklen Achtzigerjahren, als über ein Jahrzehnt lang ein blutiger Bürgerkrieg das ganze Land zerriss.

Der ermordete Rafik Hariri war kein Wohltäter. Er war ein Vollblut-Politiker und ein gewiefter Geschäftsmann. Als enger Freund des saudischen Königshauses hatte er im Baugewerbe schon als Dreissigjähriger Millionen gemacht. Und diese Millionen hatte er seit Ende des Bürgerkrieges zu Beginn der Neunzigerjahre geschickt im Libanon investiert.

Wirtschaftlich war das Land so abhängig von diesem einzelnen Mann, wie andere Länder von ganzen Staaten: Libanon hat derzeit schätzungsweise 29 Milliarden US-Dollar Staatshaushalt-Schulden. 625 Millionen davon stellte Hariris Finanzgruppe Mediterrané Groupe als Gläubiger.

Auch in den USA war Hariri ein wichtiger Arbeitgeber. In der texanischen Hauptstadt hat die Mediterrané Groupe insgesamt zwei Millionen Quadratmeter Bürofläche an erstklassiger Lage.

Als Mann aus dem Baugewerbe war Hariri die treibende Kraft hinter vielen Wiederaufbau-Projekten in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Die sorgfältige Rekonstruktion der gesamten Innenstadt war eines seiner gewaltigsten Projekte - aber auch eines seines umstrittensten. Denn viele bezeichnen den billigen Kauf von der vom Krieg zerstörten Stadtteile als einen der ganz grossen Länderklaus der Geschichte.

Und genau in diesem Quartier wurde Hariri am Montagmorgen in die Luft gesprengt - und mit ihm der Nimbus des Unantastbaren, der sich als Geschäftsmann und Politiker über Grenzen und Religionsunterschiede hinwegsetzen konnte.

Was auch immer die Motive für den Mord an Hariri waren, eines wurde erreicht: Die Täter haben vier Millionen Libanesen mit 300 Kilogramm Sprengstoff den verdrängten Bürgerkrieg brutal in Erinnerung gerufen.

Werden die Täter schnell gefunden und bestraft, und sollten diese als eine "insignifikante" Terrorgruppe identifiziert werden, dann werden die Libanesen die Erinnerungen an den Bürgerkrieg wieder verdrängen können – vielleicht beginnen sie sogar mit der Verarbeitung.

Ist dies nicht der Fall, dann droht der einzige arabische Staat, der halbwegs auf dem Weg Richtung Demokratie war, erneut in einem blutigen Krieg zerrissen zu werden.

(von Barnaby Skinner/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Beirut - Tausende von Libanesen ... mehr lesen
Die Libanesen trauern auch ein Jahr nach dem Attentat um Rafik Hariri.
Auf Passagiersitzen wurden Spuren von TNT gefunden.
Beirut - Wenige Stunden nach dem ... mehr lesen
Beirut - Der libanesische Präsident ... mehr lesen
Emile Lahoud habe mündlich um die Entsendung von Schweizer Experten gebeten.
William Burns pocht auf Resolution 1559.
Beirut - Nach dem tödlichen ... mehr lesen
Washington - Die Massnahme kam ... mehr lesen
Baschar el Assad soll, so glaubt Bush, Terroristen Unterschlupf bieten.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Paris - Der französische Präsident ... mehr lesen
Jacques Chirac erweist Hariri die letzte Ehre.
Condoleezza Rice machte Syrien nicht direkt für den Anschlag verantwortlich.
Washington - Nach der Ermordung ... mehr lesen
Beirut - Nach der Ermordung des ... mehr lesen
Das libanesische Militär wurde in Alarmbereitschaft versetzt, um die Stabilität des Landes zu sichern. (Archiv)
Beirut - Der ehemalige libanesische Regierungschef Rafik Hariri ist bei einem Autobombenanschlag in der Hauptstadt Beirut getötet worden. Mindestens neun weitere Menschen kamen bei der Explosion um, mehr als 20 laut Spitalangaben verletzt. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Um der steigenden Verbreitung manipulierter Inhalte entgegenzuwirken, haben sich Google, Meta und OpenAI der C2PA angeschlossen. Ihr Ziel ist es, Standards zu entwickeln, um authentische Inhalte von solchen zu unterscheiden, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. mehr lesen 
Fotografie Das IPFO Haus der Fotografie präsentiert  Die legendäre amerikanische Strassenfotografin Vivian Maier kommt in die Schweiz. Ab dem 24. ... mehr lesen  
Vivian Maier im Selbstporträt.
Julien Day Lederstiefel, 2018. Im Stil von Mr. Freedom, mit goldenen Lederflügeln an beiden Seiten, hergestellt für den Film Rocketman 2019.
Der 76-jährige britische Popstar Elton John versteigert einen Teil seiner aussergewöhnlichen und beeindruckenden privaten Kunstsammlung. ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    ja, weshalb sollte man solches tun? Ist doch krank, Gott zu beschimpfen! Das hat etwas, ... So, 29.05.16 12:12
  • Gargamel aus Galmiz 10
    Warum sollte man überhaupt den Glauben an Gott beschimpfen oder verspotteten? Wie krank ... So, 29.05.16 10:11
  • jorian aus Dulliken 1754
    SRG: Eishockey & und der ESC Wer am Leutschenbach nicht gehorcht, muss den ESC oder die Eishockey WM ... Fr, 13.05.16 05:44
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Komiker... Böhmermann wird vermurlich, damit die Türkei-Deal-Marionetten in Berlin ... Di, 12.04.16 13:37
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Fazit: Ein hervorragender Schauspieler, der sein Mäntelchen wechselt, wie ein ... Sa, 19.03.16 09:05
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Auch nicht besser als ein Charakterloser in einer Stunde vom Oberguru Blocher vom Paulus zum ... Fr, 18.03.16 21:51
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Angelina Jolie... ist eine mittelmässige Schauspielerin, die engagiert wird, um an den ... Mi, 16.03.16 16:47
  • Pacino aus Brittnau 731
    Stimmt . . . Als Selbstständiger ist Polo definitiv auf jeden Franken angewiesen. Es ... Do, 21.01.16 17:26
Nick Jonas tourt diesen Sommer mit Devi Lovato durch Nordamerika.
FACES Nick Jonas hatte Angst um Demi Lovato Nick Jonas (23) gestand, dass er früher fürchtete, ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 1°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 9°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 7°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 3°C 18°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 15°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 10°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten