Zorn und Empörung über Behandlung in US-Militärspital

publiziert: Montag, 5. Mrz 2007 / 07:34 Uhr

Washington - In den USA tobt ein Sturm der Empörung. Medien werden seit Tagen von E-Mails zorniger Bürger überflutet, Präsident Bush kündigte eine Untersuchungskommission an, auch der Kongress will ermitteln, und Verteidigungsminister Robert Gates liess Köpfe rollen.

Das Walter-Reed Militärhospital in Washington galt einmal als ein medizinisches Aushängeschild.
Das Walter-Reed Militärhospital in Washington galt einmal als ein medizinisches Aushängeschild.
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US-Präsident George W. Bush selbst hatte nach Angaben seines Sprechers Tony Snow wie die meisten seiner Landsleute auch erst durch einen Bericht der «Washington Post» vom Skandal erfahren - und fiel aus allen Wolken.

Danach lebten viele Dutzende, wenn nicht Hunderte von US-Soldaten, die im Irak oder in Afghanistan verwundet oder gar verstümmelt worden waren, während ihrer medizinischen Behandlung im führenden US-Militärspital unter haarsträubenden Bedingungen.

Kakerlaken und Mäuse als Mitbewohner, Schimmel und Löcher an Decken und Wänden, vergammelte Sofas, kaputte Möbel - so hatten sich die insbesondere von Bush immer wieder als Helden bezeichneten Heimkehrer ihre Genesungszeit gewiss nicht vorgestellt.

Vorzeigespital

Im Mittelpunkt steht ausgerechnet das Walter-Reed-Klinikzentrum des Heeres in Washington, oft als «Kronjuwel der Militärmedizin» bezeichnet. Zehntausende Kriegsverletzte, aber auch US-Spitzenpolitiker sind hier betreut worden, seit das Spital 1909 eröffnet wurde.

Dank stets modernster Behandlungsmethoden konnten im Laufe der Jahre immer mehr Soldaten gerettet werden. Bush selbst stellte sich wiederholt in der Abteilung für Amputierte mit verstümmelten Irakkriegsveteranen den Kameras - Soldaten, die sich dankbar über ihre Erste-Klasse-Behandlung äusserten.

Was Bush nicht wusste und erst die «Washington Post» ans Tageslicht brachte: Es gibt auch ein «anderes Walter Reed», wie das Blatt titelte.

Unwürdige Zustände

Gemeint sind damit die Lebensumstände für einen Teil der Patienten, die kein Spitalbett mehr benötigen, aber eine langfristige ambulante physische oder psychische Betreuung.

Derzeit sind es etwa 700 Männer und Frauen. Da das Hospital selbst aus den Nähten platzt, wurden nahe dem Klinikgelände Gebäude zur Unterbringung der ambulanten Patienten angemietet.

Darunter ist ein früheres Hotel, in dem die «Post» auf die menschenunwürdigen Bedingungen von Moder, ranzigem Geruch und fleckigen Teppichen bis hin zum Mäusedreck stiess.

Reparaturen

Hier lebten Patienten zum Teil bis zu zwei Jahre lang - wie etwa der junge Jeremy Duncan, der mit einer schweren Nackenverletzung und zerfetztem Ohr im Hospital eintraf. In seinem Zimmer war die Decke so verschimmelt, dass er durch ein Loch die Badewanne im darüber liegenden Raum sehen konnte, schilderte das Blatt.

Inzwischen laufen die Reparaturarbeiten auf Hochtouren, auch auf politischer Ebene. Erst wurde der für das Zentrum zuständige Kommandant abgelöst und nur einen Tag später auch dessen Nachfolger, der - wie sich herausstellte - seit längerem von den Missständen wusste.

Dann feuerte Gates Heeresminister Francis Harvey. Bush selbst gab die Einsetzung einer Kommission bekannt. Auch will er das Budget für die Versorgung der Veteranen massiv aufstocken.

Dass Bush aufrichtig betroffen ist, bezweifeln auch seine Gegner nicht. Aber jenseits davon gibt es auch offensichtliche politische Gefahren für ihn: Die Veteranen-Gruppen gehören zu den wenigen starken Irakkrieg-Unterstützern, die Bush noch geblieben sind.

(Gabriele Chwallek/dpa)

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