Interview mit Marc Dietrich

Zu jung fürs Rentnerdasein

publiziert: Dienstag, 4. Nov 2014 / 09:34 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 4. Nov 2014 / 09:51 Uhr
«Ich bin sehr gespannt zu erfahren, wer unsere Lieder singen wird.»
«Ich bin sehr gespannt zu erfahren, wer unsere Lieder singen wird.»

Marc «Cuco» Dietrich, im Herbst 2015 kommt «IO SENZA TE - Das Musical mit den Hits von Peter, Sue & Marc» auf die Bühne im Theater 11 in Zürich. Freuen Sie sich? Marc Dietrich: «Wie'ne Moore. Sehr. Ich fühle mich vor allem geehrt.»

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Auf was freuen Sie sich - was erwartet Sie und uns?

«Ein schönes Musical über ein Trio, das in den Siebziger Jahren 'fei es bitzeli Furore gmacht het'. Es war eine ganz spezielle Zeit für uns, die mir im Rückblick wie ein Märchen erscheint. Dass eine Bilderbuch-Karriere, so wie wir diese erlebt hatten und die im Jahr 1968 am 'Zibelemärit' in Bern begann, nun in Musicalform wiedergegeben wird, das ist doch grossartig. Eine Zeit in den Siebziger Jahren, wo weltweit ein kultureller Aufbruch stattfand. Zu dem wir mit unserer Musik auch nachhaltig etwas beitragen konnten. Sonst gäbe es heute ja kein Musical. Und vor allem auch keine Investoren wie die Universal Music Schweiz AG und die Good News Productions AG, welche das grosse Produzenten-Risiko gemeinsam eingehen.»

Mit Peter Reber könnten Sie bei der Premiere 2015 wohl auch noch das 50-jährige Bühnenjubiläum feiern. Sue stiess ja erst später zu ihnen beiden.

«Tatsächlich. Den ersten gemeinsamen Fernsehauftritt mit Peter Reber hatten wir schon zwei Jahre bevor es das Trio gab, im Club 66. Peter spielte Klavier, ich war am Schlagzeug. Und da gab es einen jungen Mann der seine erste Fernsehsendung moderierte: Er hiess Kurt Felix. Verrückt ist das doch, nicht?»

Bedauern Sie, dass es bei «IO SENZA TE - Das Musical mit den Hits von Peter, Sue & Marc»im Musical nicht zum Bühnencomeback des Trios kommt?

«Nein, überhaupt nicht. Es ist nicht vorgesehen. Man soll das Trio dort lassen, wo es war. Aber es kommt zum Comeback von unserer schönen Musik. Mit einem neuen Trio. Ich bin sehr gespannt zu erfahren, wer unsere Lieder singen wird.»

Sie haben ja inzwischen selber Erfahrungen als Musical-Darsteller und Sänger gemacht. Sie waren beim Musical «Alperose» zu den Songs von Polo Hofer der Publikumsliebling schlechthin. Und Sie erhielten auch im letzten Jahr bei «1476, die Schlacht von Murten» regelmässig Sonderapplaus. Wird man wenigstens Sie bei «IO SENZA TE» auf der Bühne erleben können?

«Bis jetzt ist keine Rolle für mich vorgesehen. Aber wir werden im Verlauf der nächsten Monate ja dann sehen, wie der Regisseur Stefan Huber die Geschichte inszeniert und ob es da noch einen älteren Berner Heiri braucht. Ich wäre bereit. Eine Rolle würde mich sicherlich freuen. Denn ich bin noch zu jung fürs Rentnerdasein.»

Was ist mit den Kindern von Peter und von Ihnen? Die sind ja selber begabte Musiker und Sänger. Machen die im Musical mit?

«Ich kann mir weder Reto, noch meinen anderen Sohn Bruno im Musical vorstellen. Meine Söhne haben zwar grosse Freude an den Songs von Peter, Sue & Marc. Bruno, der ein sehr guter Musiker geworden ist, hat aber wie Nina, die Tochter von Peter Reber, keine schauspielerische Ausbildung. Ich bin aber überzeugt, dass unsere Jungen das Musical mit grossem und auch kritischem Interesse verfolgen werden. Aber aktiv wohl nicht daran teilnehmen wollen.»

Wenn Sie zurückblicken auf Ihre Zeit als Zwanzigjähriger: Was war Ihnen damals neben Peter, Sue & Marc wichtig?

«Die Familie. Ich hatte ja recht früh eine Familie und meine Söhne Bruno und Reto. Aus Bruno ist, wie gesagt, inzwischen ja ein sehr guter Musiker geworden. Was ich leider von mir nie sagen konnte. Ich war, im Vergleich zu ihm - aber vor allem auch zu Peter Reber - ja wirklich ein himmeltrauriger Gitarrist. Ich war Mittelmass. Übers Camping-Gitarren-Schrummeln kam ich nie heraus. Ich habe Klavier probiert, es war Mittelmass. Ich habe es am Örgeli versucht, es war Mittelmass. Als Schlagzeuger: Mittelmass. So wie aber die Stimme von Susan und mir zusammen gefunden haben, das war sicher ein Geschenk. Wir beide waren die Frontleute. Peter hat die Sache dahinter genial zusammen gehalten. Bis heute übrigens. Ohne ihn würden wir jetzt nicht hier sitzen und über ein Peter, Sue & Marc-Musical reden.»

Ist das Musical für Sie drei auch eine Form von Nostalgiebewältigung? Oder bösartiger, mit anderen Worten ausgedrückt: Pressen Sie jetzt einfach nochmals etwas Kohle aus dem Schlauch?

«Nein, Nostalgiebewältigung, das ist mir ein zu hartes Wort. Das müssen wir wirklich nicht. Es geht uns allen dreien gut. Mich überkommen auch keine wehmütigen Gefühle, wenn ich an die damalige Zeit denke, die nun so quasi aus nostalgischen Gefühlen wieder aufleben lassen würde. Man darf unsere eigene Geschichte in der Vergangenheit lassen. Natürlich ist die Geschichte im Musical da und dort an der Trio-Geschichte, an Peter, Sue & Marc, angelehnt. Es hätte ja auch so sein können, wie im Musical dann dargestellt wird.

Aber unsere Zeit wird im Musical weder geschönt, noch überzeichnet wieder gegeben. Das Musical-Libretto ist eine Geschichte, wie sie heute immer wieder junge Menschen erleben, welche mit ihrer Musik, ihrer Lebensfreude, die Menschen berühren möchten. Und davon auch leben wollen.»

Jeder Song erzählt eine eigene Geschichte. Hat aber danach als Song auch eine eigene Geschichte geschrieben. Erzählen Sie doch einmal eine.

«Das Lied «D Wält wär voll Blueme» war für mich zunächst ein nicht nach vollziehbares, unverständliches Phänomen. Warum? Es war unser einziger berndeutscher Titel. Wir, Susle und ich, wollten eigentlich nie im schweizerdeutschen Dialekt singen. Unsere Vorbilder waren damals Peter, Paul & Mary. Und mit Susie, sie ist ja halb Amerikanerin, oder mit Pesche, der die Matura in Englisch gemacht hatte, gab es für uns mit der englischen Sprache auch keine Probleme. Und nicht zuletzt war es auch unsere erklärte Absicht, dass wir als Trio unseren Kollegen vom Mundart getriebenen Trio Eugster keine Konkurrenz machen wollten. Der einzige berndeutsche Song wurde für die «Grün 80» aufgenommen. Das war eine populäre Blumenschau in Basel. Wir hatten dort fast ein halbes Jahr einen eigenen Stand. Das Verrückte aber eben: Ausgerechnet dieser Dialektsong entwickelte sich zu einem unserer grössten Hits.»

Wenn Sie den Song heute im Radio singen hören, würden Sie ihn heute gleich singen?

«Wenn ich es noch könnte, ja. Ich finde, ich habe die Songs damals verdammt gut gesungen. Heute kann ich das nicht mehr. Selbst wenn man mich mit zwei Ziegelsteinen zu den höchsten Tönen quetschen würde, ich käme nicht mehr hoch. Ich habe ja zu meinem 60. Geburtstag die CD «Bernblues» gemacht. Standards mit berndeutschen Texten. Der viele Rauch, die Mengen Flüssigkeiten nach der Trio-Zeit, das war für meine Stimme aber eben nicht so gut. Und ich habe mich nach dem operativen Entfernen von Knötchen auf meinen Stimmbändern, mit dem Rat der Ärzte, es etwas ruhiger angehen zu lassen, eher schwer getan. Das Leben war für mich schneller wieder eine Party. Ich habe es in vollen Zügen genossen.

Aber es freut mich natürlich noch immer, dass unsere Songs fast täglich am Radio zu hören sind. Es ist interessant, ich hatte schon damals ein ziemlich sicheres Gespür und gutes Ohr, welcher Song zu einem Hit werden könnte. Meistens kam es dann auch so. Mit eben dieser Ausnahme «D Wält wär voll Blueme».»

Wenn Sie erzählen, wie sie mit Vollgas durch Ihr Leben gerast sind, muss man froh sein, dass Sie überhaupt noch da sind? Kann man Sie in einem Atemzug mit Rolling Stones Urgestein Keith Richard zu den Überlebenden der Rockära zählen?

«Ja. Das kann man. Und ich bin übrigens auch froh, dass ich noch da bin. Ich bereue aber nichts. Ich habe gelebt. Natürlich mit allen Ups und Downs. Rückblickend auf all das was war und was wir erlebten, müssen wir alle drei dankbar sein: Alle haben ein Superleben hinter sich. Der eine hat so gelebt wie ich, der andere so wie Peter. Und Susie suchte und fand genauso ihren eigenen Weg. Jeder von uns dreien hat Geschichten zu erzählen, die für drei Leben reichen würden.»

In ihrer Generation galt der Spruch «Trau keinem über 30». Heute sind Sie alle drei schon über sechzig. Gewinnen Sie dem Älterwerden auch schöne Seiten ab?

«Absolut. Älter werden ist ein Privileg. So wie es ein Privileg ist, jung zu sein. Es ist doch toll, dass ich heute mehr oder minder machen kann, was ich will. Dass ich heute auf die Bank gehen kann, es ist die AHV, die Pensionskasse drauf, etwas von Alperose, etwas von der Schlacht bei Murten. Da muss man doch zufrieden sein. Und sich immer wieder sagen: Mensch, geht es mir gut. Die Anzahl der Wünsche reduziert sich aber mit zunehmendem Alter. Ich habe eigentlich nur noch einen wichtigen: Ich möchte diese Zugaben, die ich in den letzten Jahren zu meinem bisherigen reichen Leben erhielt, noch möglichst lange in guter Gesundheit geniessen können.»

Spüren Sie ab und zu noch Schmetterlinge im Bauch? Platz hätte es da ja genug.

«Je älter man wird, desto mehr gehen die Gedanken vom unteren Teil des Körpers langsam und stetig wieder nach oben. Und man merkt, wie die Welt auch durch den Kopf ganz schön zu befruchten ist.»

(Interview: Heier Lämmler/pd)

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