Zürcher Defizite und St. Galler Ärger

publiziert: Samstag, 28. Apr 2007 / 00:04 Uhr

Der (Fern-)Klassiker Zürich vs. Basel bleibt in der Axpo Super League das Dauerthema. Drei Tage nach dem bitteren 2:3 im Cup-Halbfinal gegen Luzern steht der FCZ in St. Gallen erneut unter Druck. Die Bebbi wollen sieben Runden vor Schluss in Thun ihre fünfmonatige Ungeschlagenheit verlängern.

Rolf Fringer missfiel die Niederlage Zürichs vor allem aus eigenem Interesse.
Rolf Fringer missfiel die Niederlage Zürichs vor allem aus eigenem Interesse.
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Donnerstagabend kurz vor Mitternacht im feucht-warmen und engen Presseraum des Hardturm-Stadions. Lucien Favre rang um glaubhafte Erklärungen, weshalb der FCZ gegen das eigentlich deutlich beherrschte Luzern ausgeschieden war.

«Sieben Tore haben wir jetzt in den letzen beiden Spielen kassiert. Und das mit der besten Abwehr», zuckte der Romand mit den Schultern. Sein Teint war noch fahler als sonst. Die Art und Weise des Outs machte ihm schwer zu schaffen. «Latte, Pfosten. Ach, es bringt alles nichts mehr. C´est fini.»

In der vergangenen Saison war das Glück in diverser Hinsicht ein verlässlicher Begleiter der Zürcher. Von Verletzungen blieben sie im Gegensatz zur aktuellen Saison (Dzemaili, Rochat, Alphonse, Stanic) praktisch verschont. Unruhe kam wegen Transfers (Top-Skorer Keita) oder möglichen Abgängen (Dzemaili, Margairaz) kaum je auf.

Und die spielerischen Defizite der Aussenverteidiger blieben angesichts der Qualität im Mittelfeld fast unbemerkt. Tempi passati. Gegen den FCL waren die Mängel nicht mehr zu kaschieren.

Geringer Vorsprung

An der Stabilität und Reife der Mannschaft ist mittlerweile zu zweifeln. Daran ändern die momentane Spitzenklassierung und der verhältnismässig geringe Vorsprung von fünf Punkten nichts. Beim 2:4 in Basel begingen die Zürcher erhebliche taktische Fehler, wie Lucien Favre selber betonte.

Im Duell mit Luzern stürmten sie trotz zweimaliger Führung kopf- und führungslos in die Enttäuschung. «Es fehlte eine Bremse vor der Abwehr», stellte Favre fest. Der FCZ produzierte zwar, aber keiner koordinierte.

Favres Warnungen vor den Kontern der Innerschweizer erreichten die Spieler offenbar nicht. In St. Gallen tun alle gut daran, ihrem Coach wieder besser zuzuhören und dessen Ideen genauer umzusetzen. Nicht nur die Präzision müsste aber das Thema sein, sondern auch die Leidenschaft. César, Margairaz und Eudis beispielsweise werden kaum ernsthaft behaupten können, das Mindestmass an Engagement überschritten zu haben.

Eine Begegnung, «in der etwas läuft»

Rolf Fringer teilte die Enttäuschung der Zürcher Anhänger, als er sich nach dem Luzerner Knock-out-Schuss in der 92. Minute in der Hardturm-Loge erhob. Dem St. Galler Trainer missfiel die Niederlage Zürichs vor allem aus eigenem Interesse.

Bei einer Final-Affiche FCZ - FCB hätte seinem Team der 4. Platz zur UEFA-Cup-Qualifikation gereicht. «Luzern kam eigentlich aus dem Nichts zum Sieg. Der FCZ wurde für seine Leistung sehr, sehr schlecht bezahlt», befand Fringer 48 Stunden vor dem Spitzenspiel im Espenmoos. «Ich sah eine bessere Zürcher Mannschaft als in Basel (2:4).»

Der St. Galler Coach erwartet eine Begegnung, «in der etwas läuft». Es ist demnach mit einem Spektakel zu rechnen. Vor eigenem Publikum pflegt Fringers Team «den Gegner an der Gurgel zu packen», wie es der frühere Nationalcoach gern selber burschikos formuliert. «Wir verstecken uns zu Hause vor keiner Mannschaft. Das werden wir auch gegen Zürich nicht ändern. Aber es ist an der Zeit, das in Tore umzumünzen.»

Die Ostschweizer sind im Ringen um Platz 4 auf Punktezuwachs angewiesen. Deshalb ist der Ärger über die 0:3-Forfaitniederlage gegen den FCZ noch immer beträchtlich. «Es ist doch einfach ein Witz, dass man sich auf die Angaben des Erstliga-Komitees nicht verlassen kann», grollt Fringer.

Basler Schubkraft und Berner Imagepolitur

Für das Forfait-Urteil der Liga im «Fall Muntwiler» fanden auch die mitbetroffenen Entscheidsträger in Basel nur kritische Worte. Zusätzliche Energie will die genervte rot-blaue Gemeinde aber deswegen nicht verschwenden. Viel eher soll die Schubkraft auf dem Rasen weiter angehoben werden.

Fünf Punkte, so sehen das nicht nur die Basler, sind angesichts der Formschwäche Zürichs aufzuholen. In Thun wollen sie die «Jagd auf Zürich» (Christian Gross) fortsetzen -- womöglich erstmals wieder mit Topskorer Mladen Petric in der Startformation.

Auf einer etwas tieferen Etage haben die Young Boys gegen die Grasshoppers eine weitere Imagepolitur im Sinn. In den vergangenen neun Runden überzeugte Martin Andermatts Equipe zwar nur selten wirklich restlos, verloren hat YB in dieser soliden Phase aber nie.

Im Hardturm ist die Lage gleichwohl so oder so unklar. Seit dem Führungswechsel muss das Gros der aktuellen Mannschaft mit der Trennung rechnen -- Trainer Krassimir Balakov inklusive, obschon er sich am Donnerstag ein erstes Mal mit dem designierten Sportchef Erich Vogel unterhalten hat.

In der hintersten Region der Tabelle sind der Letzte Schaffhausen und Aarau punktgleich klassiert. Unter Marco Schällibaum haben die Schaffhauser zwar die Passion wiederentdeckt, zwingend erfolgreicher sind sie deswegen aber nicht. Zupass könnte ihnen kommen, dass der FC Luzern nach dem schwer erkämpften Cup-Coup in Zürich nur mit halbvollen Batterien antritt und auf die gesperrten Fabian Lustenberger und Ivan Dal Santo verzichten muss.

(smw/Si)

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