Zürcher Theaterhaus Gessnerallee: Erfolg mit Koproduktionen

Als weiterer Höhepunkt wurde an der Pressekonferenz vom Mittwoch die Operette «Der Aufstand der Schwingbesen» von Thomas Hürlimann (Libretto) und Daniel Fueter (Musik) angekündigt. Dies sei wohl die erste neu geschriebene Operette weltweit im neuen Jahrtausend, sagte Hans-Peter Frehner vom «ensemble für neue musik».

Konsolidierung nach Achterbahn-Fahrt
Mit der letzten Spielzeit ist die Gessnerallee-Direktion zufrieden, 33 000 Zuschauerinnen und Zuschauer hätten sich die 170 Vorführungen angesehen. Nach einer Achterbahnfahrt sei eine Konsolidierung erfolgt, sagte Ko-Chef Armin Kerber. Alle Koproduktionen seien bei Publikum und Presse gut angekommen. Auch in Zukunft sollen «nicht einfach spektakuläre Gastspiele» programmiert werden, sondern Koproduktionen das Programm prägen. Das Motto der neuen Spielzeit lautet gemäss Kerber: «Die roten Fäden halten und neue, überraschende Verknüpfungen vornehmen».

Monitoren, Leinwände und Rückspiegel
Einiges von seinem bisherigen Metier lässt der Filmer Samir in seine Theaterproduktion «Norman plays Golf» einfliessen, die am 29. September Premiere hat. Innerhalb des Zuschauerraums werden grosse Monitoren aufgehängt, sowohl hinter der Bühne wie auch hinter dem Publikum werden Texte und Bilder projiziert. Für jeden Zuschauer gibts einen Rückspiegel, um die assoziativen Bilder im Rücken mitverfolgen zu können.
Die Geschichte ist laut Samir eine böse Satire über den Medientycoon Ted (Wolfram Berger), der ein Exklusiv-Interview seiner Frau Jane (Tatja Seibt) mit General Norman (Norbert Schwientek) auf einem Golfplatz in der Wüste organisiert. Die TV-Show wird vom Terrorist Carlos (Andrea Zogg) unterbrochen.

Ungewöhnliches Genre
Mit «Der Aufstand der Schwingbesen» bringen das «ensemble für neue musik» und die «Szene Zürich» im Dezember ein in der heutigen Zeit eher ungewöhnliches Genre auf die Gessnerallee-Bühne: Eine Operette. Diese öffne «den Horizont für inner- und aussereheliche Verwicklungen und für neue musikalische Schwingungen», wird angekündigt.
«Noch mitten in der Entwicklung» ist das Projekt «Selbst- und andere Mörder» der Zürcher Theatergruppe «Hund in Hose», das im Februar 2001 programmiert ist, wie Regisseurin Barbara-David Brüesch sagte. Die Zürcher Theatergruppe «Hund in Hose» erforscht in ihrem Projekt Voraussetzungen und Hintergründe von Selbstmördern anhand literarischer Texte, wissenschaftlicher Dokumentationen, Abschiedsbriefen und persönlichen Interviews.
Gastspiele Athener, Basler und Berner Gruppen
«Agamemnon» von Aischylos, ein Gastspiel der freien Theatergruppe «Diplous Eros» aus Athen, sei als Kontrast zu Samirs Golfkriegs-Projekt zu sehen, hiess es an der Medienkonferenz. Das Mahagoni-Theater zeigt mit «Crashtest» den dritten Teil einer Trilogie.
Grundlage für die genreübergreifende Show «Carmen oder bin ich das Arschloch der Achtziger Jahre» der Basler «Cie. Be Willie?» ist ein Gedichtband von Wolf Wondratschek. Der Berner «Theater Club 111» bringt das Fassbinder-Stück «Anarchie in Bayern» nach Zürich, zu dem der Zürcher Journalist Constantin Seibt einen neuen Schluss schrieb, da die beiden letzten Szenen der Originalvorlage verschollen sind.
Auf der neuen Probebühne «P3» mit 50 Plätzen sind vier Projekte geplant, die Finanzierung sei jedoch noch nicht gesichert, sagte Kerber. Zum dritten Mal in der Gessnerallee wird Ende Oktober das internationale Jazzfestival «Jazznojazz» durchgeführt. Im «Tanzjanuar 2001» dominieren Zürcher und Schweizer Kompagnien das Geschehen.

(sda)