Zugvögel aus Nigeria nisten bald in der Schweiz

publiziert: Samstag, 11. Feb 2006 / 14:29 Uhr

Bern - Zehntausende Hühner sind in Nigeria an der Vogelgrippe gestorben. Zugvögel aus dieser Region erreichen in drei Wochen die Schweiz. Deutschland und die Niederlande haben für Geflügel die Stallpflicht verfügt, die Schweizer Behörden warten zu.

Die Vogelwarte schätzt das Risiko einer Viren-Mitnahme als gering ein.
Die Vogelwarte schätzt das Risiko einer Viren-Mitnahme als gering ein.
15 Meldungen im Zusammenhang
Noch wisse man zu wenig über die Verbreitung des Vogelgrippe-Risikos in Afrika, sagt Marcel Falk, Sprecher des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET), im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Mittlerweile sei jedoch klar, dass der Virus-Stamm in Nigeria der gleiche ist wie derjenige in der Schwarzmeerregion.

Der Bundesrat hat demnach auf die Auswertung des Labors der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), einer UNO-Behörde, gewartet. Weitere Entscheidungen - zum Beispiel über eine Stallpflicht für Geflügel - wird er voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen treffen.

Dass hauptsächlich Wasservögel alle möglichen Arten von Vogelgrippeviren verbreiten, sei bekannt, sagt Lukas Jenni von der Vogelwarte Sempach. Dies schliesse aber noch nicht automatisch das für Menschen gefährliche H5N1-Virus ein. Und es sei auch nicht erwiesen, dass nigerianische Zugvögel überhaupt solche Viren übertragen haben.

Vogelwarte: Geringes Risiko

Darum schätzt Jenni auch das Risiko gering ein, dass die mehreren Tausend Enten und Gänse aus dem westafrikanischen Land auf ihrem Zug in den Norden im Frühjahr gefährliche Vogelgrippeviren in die Schweiz bringen. Mehrere Hundert dieser Zugvögel werden sich an Flussläufen und Seen niederlassen, um zu nisten und zu brüten. Als Beispiel gibt er den Herbstzug von Vögeln aus Russland in die Schweiz vom vergangenen Jahr an: Unter den Tausenden kontrollierten Vögeln in Westeuropa habe keiner etwas übertragen. Und in Ostasien lebten Mensch und Huhn seit Generationen auf engstem Raum zusammen, ohne dass es im Verhältnis zur Bevölkerungszahl je zu vielen Opfern gekommen sei.

Jennis Fazit: Es seien noch zu viele Fragen unbeantwortet, um die Ursachen des H5N1-Ausbruchs klar zu benennen. Zur Stallpflicht in der Schweiz wollte er dem Bundesrat nicht vorgreifen.

Genau zu dieser aber rät Christiane Bruschke von der OIE der Schweizer Regierung in Bern dringend. Die Weltorganisation für Tiergesundheit sieht in den Zugvögeln die Hauptquelle für die Übertragung des aggressiven H5N1-Virus auf Nigerias Hühner. Gerade weil das Virus unter den wilden Vögeln nicht kontrollierbar sei, müssten Massnahmen beim Geflügel ergriffen werden, so Bruschke. Und das heisse: Stallpflicht. Nur so sei der Kontakt von Schweizer Hühnern mit afrikanischen Zugvögeln vermeidbar. Und darauf komme es an.

Illegaler Hühnerhandel als Ursache?

Wetlands International, eine nichtstaatliche internationale Organisation (NGO) zum Schutz von Wasservögeln, sieht die Ursache des tödlichen Vogelgrippe-Ausbruchs in drei nordnigerianischen Provinzen im illegalen Handel mit infiziertem Geflügel.

Möglicherweise grassiere die Epidemie in Afrika schon seit Jahren, gibt Alex Kaat, Sprecher der NGO mit Sitz in den Niederlanden, zu bedenken. Bei der medizinischen Unübersichtlichkeit auf dem Schwarzen Kontinent mit seinen unzugänglichen Regionen wäre das nach seiner Einschätzung nicht erstaunlich. Eine Übertragung tödlicher Vogelgrippeviren durch Zugvögel sei jedenfalls nicht nachgewiesen, so Kaat.

(Von Thomas Paul, SDA/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Die Vogelgrippe hat alle grossen ... mehr lesen
Das Virus wird von Wildvögeln weitergetragen. Bild: Höckerschwan.
Bei in der Schweiz verendeten Vögel wurde das Virus bisher nicht festgestellt. Bild: Dr. Richard Hoop bei der Untersuchung am Zürcher Tierspital.
Bern - Die Schweiz bleibt weiterhin ... mehr lesen
Bern - In der Schweiz sind mindestens zwei tote Schwäne gefunden worden. Es handle ... mehr lesen
In der Schweiz wurden kürzlich zwei tote Schwäne gefunden.
Ab Montag heisst es wieder ab in den Stall für das Schweizer Geflügel.
Bern - Die Verbände der ... mehr lesen
Bern - Das Schweizer Geflügel ... mehr lesen
Die Stallpflicht wird mindestens zwei Monate dauern.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Hühner in den Stall: Das Virus hat Deutschland und Österreich erreicht.
Bern - Das Vogelgrippe-Virus hat ... mehr lesen
Auch mit allen Sicherheitsmassnahmen werde sich die Vogelgrippe weiter ausbreiten.
Bern/Athen/Rom - Laut Klaus Stöhr, ... mehr lesen
Bern/Atehen/Rom - In Südosteuropa ... mehr lesen
Das Bundesamt für Veterinärwesen will die Stallpflicht noch im Februar einzuführen.
Die Gefahr die vom baldigen Vogelzug ausgeht, wird viel geringer eingeschätzt als im Herbst.
Bern - Der Bund will auch im Frühling wieder Zugvögel auf Vogelgrippeviren untersuchen. Wo und in welchem Umfang, ist noch nicht entschieden. mehr lesen
Athen - Nachdem in Griechenland bei drei toten Schwänen das auch für den ... mehr lesen
Eine Überwachungszone von zehn Kilometern Radius wurde errichtet.
Noch gibt es keine Stallpflicht für Schweizer Hühner.
Rom - Die Schweiz trifft keine Sofortmassnahmen, obwohl das auch für den Menschen gefährliche Virus H5N1 mit Italien erstmals ein Nachbarland erreicht hat. mehr lesen
Zehntausende Hühner seien bereits verendet.
Kaduna - In Nigeria greift die ... mehr lesen
Washington - US-Wissenschafter ... mehr lesen
Der H5N1-Virus hat eine molekulare Besonderheit, die in menschlichen Grippeviren fehlt.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Alleine im US-Staat Iowa, dem grössten Eierproduzenten des Landes, wurden 25 Millionen Tiere gekeult, die meisten von ihnen Legehennen. (Symbolbild)
Alleine im US-Staat Iowa, dem grössten Eierproduzenten des Landes, ...
Versorgungslage angespannt  Washington - Zur Eindämmung der Vogelgrippe sind in den USA inzwischen fast 40 Millionen Hühner und anderes Geflügel gekeult worden. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums aus dieser Woche sind mehr als 39 Millionen Vögel von dem aggressiven Erreger H5N2 betroffen. mehr lesen 
Importverbot wegen Vogelgrippe  Bern - Nach dem Ausbruch der Vogelgrippe in Grossbritannien und in den Niederlanden hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) Geflügel-Importe aus Schutz- und ... mehr lesen  
Geflügelpest  London - Die Vogelgrippe hat sich bis nach Grossbritannien ausgebreitet. Nach Fällen in Deutschland und ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 2°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Basel 3°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
St. Gallen 0°C 8°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 1°C 11°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Luzern 2°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 3°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Lugano 6°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten