Weitere Niederschläge in Aussicht

Zwei Tote und ein Verletzter nach Erdrutsch im Tessin

publiziert: Sonntag, 16. Nov 2014 / 08:43 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 16. Nov 2014 / 19:02 Uhr
Hochwasser auch in Locarno: Eine Frau benutzt einen Not-Steg zur Überquerung der überfluteten Strasse.
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Lugano - Bei einem Erdrutsch in der Nähe von Lugano TI sind in der Nacht auf Sonntag zwei Frauen ums Leben gekommen. Ein 44-jähriger Italiener konnte schwerverletzt aus dem verschütteten Haus im Dorf Davesco-Soragno TI gerettet werden.

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Das Unglück wurde durch eine Kettenreaktion ausgelöst. Ein Unglück, das jede Ordnung zerstört: 500 bis 1000 Kubikmeter Schamm, Geröll und Häuserteile liegen auf der Kantonsstrasse bei Davesco verstreut. Eine entwurzelte Palme thront auf einem Haufen Elend, aus dem noch ein zerquetschtes Auto hervorlugt. Einzig der orangefarbene Bergungskran durchbricht die graue Trümmerszenerie.

Haus nicht in Gefahrenzone

Zwei Frauen - 34 und 38 Jahre alt - verloren in den Schlamm- und Geröllmassen ihr Leben, der 44-jährige Lebensgefährte einer der beiden Frauen wurde lebensgefährlich verletzt von Rettern aus den Trümmern geborgen. Drei weitere Personen wurden leicht verletzt.

Den Angehörigen der Opfer sprach Luganos Gemeindepräsident Marco Borradori (Lega) sein Beileid aus. Seines Wissens nach habe sich das Wohnhaus nicht in einer Gefahrenzone für Erdrutsche befunden, sagte Borradori am Sonntag vor Medienvertretern in Lugano.

Kettenreaktion führt zur Katastrophe

Die Mauer oberhalb des zerstörten Gebäudes in Davesco-Soragno sei durch die starken Regenfälle instabil geworden und schliesslich den Hang hinunter gestürzt. Der Einsturz habe eine Art Kettenreaktion hervorgerufen, sagte der mit der Untersuchung beauftragte Geologe Urs Lüchinger an einer Medienkonferenz in Lugano.

Die Mauer riss zusätzlich Schlamm und Geröll mit sich. Diese brachten dann das gesamte Gebäude am Hang zum Einsturz, wie Lüchinger weiter sagte. Damit handle es sich nicht um einen gewöhnlichen Erdrutsch, der aus «rein natürlichen Gründen» herbeigeführt wurde, sagte Lüchinger auf Nachfrage.

Der Erdrutsch in Davesco-Soragno und der Erdrutsch von vor zehn Tagen mit zwei Toten in Curio TI hätten damit nicht die gleiche Ursache: In Curio habe sich nach starkem Regen eine tödliche Schlammlawine gelöst; die Tragödie am Sonntag wurde dagegen durch eine instabil gewordene Mauer verursacht.

Drei Menschen gerettet

Zwei Menschen konnten sich nach Angaben der Tessiner Kantonspolizei bereits kurz nach dem Erdrutsch gegen 2.40 Uhr am Sonntagmorgen selbst aus den Trümmern befreien. Eine dritte Person konnte durch die Hilfe der insgesamt 140 Rettungskräfte sofort geborgen werde. Die drei Personen erlitten nur leichte Verletzungen.

Eine vierte Person habe sich am Unglücksort sofort den Behörden gemeldet. Er habe spätnachts nach Hause fahren wollen und habe das Wohnhaus zerstört vorgefunden, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren sieben Personen im Haus gewesen.

Die Tessiner Staatsanwaltschaft leitete inzwischen eine Untersuchung zum Unglück ein. Mit den geologischen Abklärungen wurde der Geologe Lüchinger beauftragt und nicht die Kantonsgeologen. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur sda sagte Lüchinger, er sei beauftragt worden, weil er das betroffene Gebiet besonders gut kenne. Die Kantonsgeologen wiederum seien nur im Notfall vor Ort. Sie hätten für eine langwierige Untersuchung schlichtweg nicht genug Zeit.

Erst am 5. November hatten im von Davesco-Soragno etwa 15 Kilometer Luftlinie entfernten Curio eine 31-jährige Frau und ihre kleine Tochter in einem Erdrutsch ihr Leben verloren. Gemäss dem Geologen zerstörten etwa 1000 Kubikmetern Erdreich das Rustico, in dem die Beiden vermutlich schliefen. Das rund 100 Jahr alte Gebäude war erst vor zwei Jahren renoviert worden.

Risiko von Hangrutschungen bleibt bestehen

Entwarnung konnten die Experten auch am Sonntag nicht geben: In den Tessiner Hauptniederschlagsgebieten seien weiterhin Rutschungen möglich, teilte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) am Sonntag mit.

Der Lago Maggiore und der Lago di Lugano haben nach dem erneuten Ansteigen am Sonntagvormittag ihre Höchststände erreicht - die Gefahrenstufe fünf bleib aber vorerst bestehen. Für den Alpensüdhang werden laut BAFU intensive Schneefälle vorhergesagt.

(ww/sda)

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