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Thema: Faktenbasierte Einstufung des Wahnsinns

Die KOBZUWI-SOSTRONE
Erfreulicherweise zeigen die meisten hier ein grosses Mass an Humor. Ich hoffe, auch die Autorin des Leitartikels durfte ein wenig über ihren Lapsus schmunzeln; Humor muss sein, auch und gerade dieser Tage und nichtsdestoweniger, nachdem ich vorderhand verbale Sieverts ausgeteilt habe. Ich hoffe, dass diese bei den Betroffenen nicht zur Kropfbildung geführt haben; iodiertes Kochsalz könnte sonst Abhilfe schaffen. Eines jedenfalls müssen Sie mir alle lassen: wenn schon meine Texte nicht Furore machen, so wenigstens mein Pseudonym. Zeit seiner Existenz ist es Thema, eignet sich offenbar hervorragend für sämtliche Assoziationen positiver und wenn nicht humorvoller dann immerhin nachdenklicher Art, ob als Schafskopf oder als simpler Blöker. Die Wahl dieses Pseudonyms müsste ich der mächtigen Atomlobby eigentlich noch separat verrechnen:-) Der Titel des Artikels hört sich an wie eine schlechte Kombination aus japanisch und italienisch; was es damit auf sich hat – Geduld.
Abrupt möchte ich nun zu einem wesentlich unangenehmeren Teil meines Beitrags kommen; diesen habe ich an den Anfang gestellt, damit ich nicht ein weiteres Mal ein schlechtes Bauchgefühl beim Leser hinterlasse, wenn der Beitrag dann auch zu Ende gelesen wird.
Sind wir Europäer und vor allem wir Alemannen eigentlich die undankbarste Völkergruppe der Welt? Diese Frage möchte ich Ihnen allen einmal stellen. Wir sitzen hier vor unseren Computern und schelten (ein Teil von uns jedenfalls) die Japaner oder zumindest ihre Behörden und ihre Kraftwerksbetreiber Schurken und Versager. Wir jammern darüber, dass wir möglicherweise ein winziges bisschen mitzuleiden haben, wenn unsere Umgebungsradioaktivität in völlig unbedeutendem Masse steigen könnte, während die Japaner im Elend sitzen, ihre Häuser und Habe, ihre Verwandten verloren haben (aufgrund eines Bebens!!) und ihre 4 grössten Kraftwerke durch eine gigantische Wasserwelle, die doppelt so hoch war, wie sie gerade noch hätte sein dürfen, zerstört worden sind. Während ihre Kami-Kaze-Truppen in Schutzanzügen im Reaktorwasser latschen, um wenigstens zu versuchen, noch schlimmeres zu verhindern. Was wir hier veranstalten, ist eigentlich widerlich – in höchstem Mass. Wir sollten nämlich, wenn wir uns etwas besinnen, den Japanern in aller Demut (kennt man dies Wort heute noch?) danke sagen, denn wir alle, jeder einzelne von uns, ist ein bisschen daran mitschuldig. Haben Sie zufällig einen Computer oder ein TV-, ein Radio-, ein DVD, ein VHS-Gerät, eine Stereoanlage? Steht dort drauf zufällig Technics, Panasonic, Sony, JVC, Motorola, Matsushita, Shinko? Oder handelt es sich gar um eines der noch billigeren „noname“-Geräte mit japanisch klingendem Fantasienamen? In jedem Fall ein japanisches Produkt, günstig eingekauft. Oder haben Sie als guter rechter Patriot oder als guter linker Sozialist die hiesige Industrie unterstützt und eine teure Revox gekauft? Eine deutsche Grundig? Macht nix, hilft Ihnen nicht aus der Patsche, denn die darin verbauten Halbleiter sind mit grösster Wahrscheinlichkeit mindestens zum grossen Teil japanischer Herkunft – die sind qualitativ top. Lautsprecher gefällig? Auch da stammen viele Teile aus japanischer Produktion. Oder fahren Sie gar eine „Reisschüssel“, wie man früher die japanischen Autos spöttisch nannte? Sagen wir es so: Fast jedes Gerät, das Elektronik in irgendeiner Form beeinhaltet, stammt entweder aus Japan oder aus dem noch billigeren China. Die Japaner machen’s möglich. Ohne Sie sässen wir nicht in unseren Büros und schrieben Texte. Wir stünden in der Fabrik und bedienten Hebel. Ohne die japanischen Arbeitspferde, liebe Frauen, käme es Euch gar nicht in den Sinn, livestyle-food anstelle von richtigem Essen zu verspeisen, um schlank zu bleiben, auch Ihr müsstet mehr körperlich arbeiten und diesen bequemen Technik-Wohlstand, wo jeder 7-jährige ein Natel und jeder 11-jährige einen eigenen Computer haben kann, wäre schlicht für den grössten Bevölkerungsanteil nicht machbar. Wenn nun also die Japaner, die wesentlich fleissiger sind als wir alle, uns durch Billigproduktion ein schönes Leben möglich gemacht haben (und das im übrigen noch als Dank für die Atombomben in Nagasaki und Hieroshima – haben Sie schon einmal einen vorwurfsvollen Blick irgendeines Japaners erhascht? Kaum!) und ihnen nun durch eine Naturgewalt die GE-Reaktoren um die Ohren geflogen sind, sollten wir uns alle ein bizzeli die Mitschuld geben und nicht nur über Tepco und Behörden fluchen. Oder wo bleibt da das Verursacherprinzip, das sonst in allen Bereichen immer beschworen wird?

Dezentrale Stromversorgungen
Nicht umsonst hat man in frühen Zeiten unsere Ortschaften an Gewässern gegründet. Fliessgewässer lieferten Trinkwasser und transportierten Abwasser. Ebenso trieben sie aber auch in recht frühen Zeiten schon einfache Gerätschaften wie Mühlsteine, Knochenstampfen oder Fleischhackmaschinen an. Mit dem Aufkommen der Elektrizität Ende des vorletzten Jahrhunderts wurde eine neue Form von Energie nutzbar; Energie, die sich leicht vom Ort der Gewinnung zum Verbraucher transportieren liess. Die Ortschaft, in der ich aufgewachsen war, könnte als Lehrbeispiel hierfür dienen, wie man in den Anfängen Strom für Industrie und Gewerbe produziert hat. In den 70er-Jahren des 19. Jh. und danach erfolgte in vielen Betrieben die Umstellung auf „Turbinenbetrieb“. Die Wasserkraft wurde nicht mehr DIREKT zum Antrieb von Maschinen genutzt, sondern durch Dynamos in elektrischen Strom gewandelt und damit wiederum Elektromotoren angetrieben. In der Blütezeit gab es nicht weniger als 22 Industrie- und Gewerbebetriebe, die über ein eigenes, privates Wasserkraftwerk mit eigenem Stauweiher und Wehr verfügten. Notgedrungen waren diese ein und demselben Bach angegliedert und versorgten Maschinenindustrien und Gewerbetreibende mit Strom, der damals ausschliesslich zum Antrieb von Maschinen genutzt wurde. (Es gab gerade EIN Hotel, dass sich den Luxus von elektrischem Licht leistete). Ueber Nacht, wenn die Maschinen stillstanden, wurden die Weiher aufgefüllt – schön der Reihe nach von oben nach unten. Tagsüber öffnete man die Schleusen und liess das Wasser durch die Turbinen fliessen. Zufälligerweise befand sich auch die Maschinenfabrik, die solche Turbinen (Dynamos mit Turbinenrad) produzierte und exportierte, ebenfalls in unserer Ortschaft. Ein Wasserrecht konnte beim Kanton erworben werden, dieses regelte auch die Menge, die den Nutzern zur Verfügung stand. (Im Mittelalter gab es in ländlichen Gebieten einst den Beruf des BAMERTs (=Bannwart). Dieser war u.a. dafür verantwortlich, dass jeder Berechtigte die ihm zustehende Wassermenge für die Felderbewässerung erhielt – bei Knappheit halt in bestimmter Reihenfolge. Dies nur so als Denkstütze für diejenigen, die immer so locker mit dem Begriff des „Sparens“ bzw. Kontingentierens um sich werfen, ohne sich zu überlegen, was das eigentlich bedeutet.) Liest man in den Historien, so waren die Betriebe nicht immer glücklich darüber, ihr eigener Stromversorger zu sein und damit den Launen der Natur ausgesetzt zu sein. Regnete es längere Zeit nicht, reichte das Wasser u. U. nicht aus, um über Nacht die Weiher zu füllen. Dieser Umstand führte schon wenige Jahre später zur Gründung der Kubli-Werke, aus denen danach die SAK hervorgegangen war. Es ist wichtig, dies zu wissen. Unsere heutigen Kraftwerksbetreiber entstanden auf Initiative der Industriellen und vor allem der Gewerbetreibenden, die auf die Verfügbarkeit von Elektrizität nicht mehr verzichten konnten. „Da war man am Sägen und auf einmal erstarb der hohe Ton der Fräse oder das Brummen der Hobelmaschine mitten in der Arbeit!“ Dies ein Orginalzitat eines Schreiners aus dieser Zeit.

echte Alternativen??
Elektrizität durch Wind zu produzieren, halte ich für einen für unser Land völlig ungeeigneten Weg. Die Gründe hierfür sind eigentlich allen bekannt. Zu laut, um sie in der Nachbarschaft neben sich haben zu wollen und viel zu laut, um sie einfach in unsere Wälder zu stellen. Wir brauchen nicht noch eine neue Baustelle mit vielen Unbekannten aufzumachen. 10 Jahre danach stellt man plötzlich fest, dass der Lärm gewissen Kleinlebewesen den Garaus gemacht haben und diese dummerweise vielleicht gerade die Hauptnahrung des einzigen natürlichen Feindes des Borkenkäfers waren (oder so). Rückbaubarkeit? Ach, ich bitte Sie!!! Was mal gebaut ist, ist bereits energiemässig budgetiert, sprich; jemand wird davon abhängig sein und nicht mehr so locker darauf verzichten wollen. Das ist genauso wie mit Steuersubstrat – ich höre schon die Debatten in den Räten. Zudem wäre die Errichtung derartiger Riesenturbinen ein Tropfen auf den Gesamtstromverbrauch.
Geothermie? Auch da wundert mich, wie locker vom Hocker man das einfach schon miteinkalkuliert, obwohl bisher inexistent. Einige Erfahrungen durften wir ja bei Probebohrungen machen. Ich meine, immerhin entzieht man den Erdschichten grosse Mengen an Wärme und dass das ohne längerfristige Auswirkungen bleiben soll, das glaubt der Storch. Wie würde denn ein GaU definiert? Keiner weiss wirklich, welche Auswirkungen das haben könnte und im Gegensatz zu havarierten Atommeilern kann man dann über Erdrisse, die quer durch Städte verlaufen oder unvorhersehbare seismische Aktivitäten keinen Sarkophag legen oder „einfach aufräumen“..
Wasserkraft? Auch da sind wir in unserem Land langsam an der Grenze des Machbaren, zumindest, was Grosskraftwerke betrifft. Kleinkraftwerke, wie oben beschrieben? Bei uns in der Nähe steht auch so eine Kraftwerksleiche, die seit einem halben Jahrhundert nicht mehr benutzt wird. Die Infrastruktur wäre sogar noch vorhanden, müsste aber komplett erneuert werden. Da sind schon einmal 1-2 Millionen fällig. Die Idee, dieses Kraftwerk wiederzubeleben, geistert schon längere Zeit in der Gegend herum, längst bevor die Antiatomdebatte angefangen hat. Doch bisher hat sich niemand daran gewagt, obwohl das Objekt in gar nicht so schlechtem Zustand wäre. Das Problem liegt nicht an den Investitionen allein. Der Wasserkanal, der einst dem Fluss Wasser zum Antrieb der Kraftwerksturbine entzogen hatte, liegt heute als Biotop für Moskitos, Anopheles und TseTse brach und könnte wohl in der bestehenden Form nicht mehr in Betrieb genommen werden. Da hätten die Fischer im Naherholungsgebiet gar keine Freude. Nun gut, die Fischer könnten als Minderheit entrechtet werden. Leider befindet sich auch ein malerischer Wasserfall auf dieser Strecke, auf dessen schönen Anblick irgendwie auch niemand so richtig verzichten möchte. Am allerwenigsten die Badenden, die weiter unterhalb und oberhalb im Sommer ihre Freizeit verbringen möchten. Kommt noch hinzu, dass weiter oberhalb am Flusslauf ein Industriebetrieb Salz in den Fluss einleiten will und da hat der Gewässerschutz bereits Konzessionen machen müssen. Viele Interessen verderben eben den Brei und ich muss gestehen, auch in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Zum einen finde ich schade, ein Kraftwerk brach liegen zu lassen, zum anderen ist es das einzige Naherholungsgebiet mit Bademöglichkeit in der Gegend. Wir sind zu viele geworden. Das Land ist zersiedelt und übervölkert. Ausserdem haben wir jetzt 2 Jahrzehnte lang ebendiese Gewässer für teures Steuergeld „renaturiert“ und jetzt das Ganze wieder rückwärts? Mir wackelt der Kopf.
Bliebe noch die Photovoltaik. Man hört oft von Kinderschuhen, andere munkeln über die Produzenten in China oder bemängeln den hohen Energieaufwand bei der Herstellung von Silizium. Silizium (Si) ist ein Halbmetall, das in gediegener Form (rein) in der Natur kaum vorkommt. Gebunden an Sauerstoff jedoch ist es buchstäblich wie Sand am Meer vorhanden, denn Siliziumdioxid (SiO2) ist nichts anderes als Quarzsand, der auch als Rohstoff zur Glasherstellung dient. Um das Silizium herauszulösen, ist relativ viel Energie vonnöten, deshalb hat Photovoltaik eine wesentlich schlechtere CO2-Bilanz, als Urandioxid (UO2), aus dem das für Kernkraftwerke dienliche Uran (U) gewonnen wird. Zwar wird auch dort zur Analyse Energie benötigt; Uran ist im Gegensatz zu Silizium aber ein Metall, daher sind die Bindungsenergien geringer. Das alles wäre eigentlich kaum ein Grund, der GEGEN Photovoltaik spricht. Der Wirkungsgrad heutiger Zellen ist gut und während des Einsatzes entstehen keine Geruchs-Emissionen, keine Geräusche und solange sie nicht gerade in Brand geraten, halte ich sie für gefahrlos. Das Problem dieser Technik liegt eigentlich ausserhalb der eigentlichen Photovoltaik. Diese erzeugt zum einen keine Bandenergie, sie funktioniert nur am Tage und auch nur bei einigermassen schönem Wetter. Das Problem der fehlenden Bandenergie könnte mindestens in der Theorie durch starke Ueberproduktion mit gleichzeitiger Speicherung (z.B. in einem Pumpspeicherkraftwerk) gelöst werden. Wie gross die Gesamtfläche dazu allerdings sein müsste, mag ich jetzt gerade nicht nachrechnen. Im Winter haben wir nur gerade 8 Stunden Sonne täglich, der Einfallswinkel des Sonnenlichts wird flacher (und damit steht weniger Leistung pro Fläche zur Verfügung) und die Einflüsse des Wetters sind dabei noch nicht eingerechnet. Um 40% des Gesamtstromverbrauchs zu ersetzen, wäre eine gigantische Fläche nötig. Wer am Aequator lebt, darf bei senkrechter Sonneneinstrahlung und wolkenlosem Himmel mit 1400 Watt Leistung pro Quadratmeter Fläche rechnen, in unseren Breitengraden fällt die Sonne flacher ein, wer Lust hat, darf gerne mit Pythagoras oder Winkelfunktionen die hiesigen (Sommer/Winter)-Werte berechnen. Diese Leistungsgrenze ist übrigens absolut – da helfen auch keine Forschungsgelder. Mehr gibt die Sonne halt nicht her; das sind die 3x 10^21 Photonen, die pro Sekunde und Quadratmeter auf unsere Erde prasseln. Ich weiss ohnehin nicht, was das Gerede über Forschungsgelder bringen soll. Photoelektrische Effekte sind bekannt. Ihre Entdeckung hat 1900 sogar zur Begründung der Quantenphysik durch Max Planck geführt. Die Verbesserung der Herstellungsverfahren ist Sache der Industrie. Wir brauchen nicht mit staatlichen Fördergeldern privaten Industrien die Forschungsabteilung zu finanzieren. Auch Aussagen wie „hätte man in dieser Zeit nach Alternativen geforscht statt das Geld für Kernphysiker auszugeben“ sind eigentlich eine Frechheit. Es genügt schon, dass heute Industrien den Hochschulen diktieren wollen, wonach sie zu forschen haben. Jetzt brauchen wir nicht auch noch die Politik, die der Wissenschaft vorschreibt, was sie zu wissen hat. Sonst kehren wir wieder ins Mittelalter zu ora et labora zurück.
Warum also nicht Photovoltaik?
Ja, warum eigentlich nicht? Ich halte sie aktuell für die einzig brauchbare Alternative, aber. Das ist Zeit meines Lebens der einzige Satz, der mit Komma aber endet. Denn was nach dem aber stehen sollte, dauert etwas länger, als nur einen Teilsatz lang. Schön wär’s, wenn jeder Leser das folgende verstehen könnte. Ich habe mich ausnahmsweise etwasbemüht, die Angelegenheit von der Basis aus zu beschreiben, damit Unkundige einigermassen folgen können. Es ist eine pure Gratwanderung zwischen ellenlangen Basics, die vielleicht keinen interessieren und Kurzfassungen, die das Folgen erschweren.

Der grösste Stromverbraucher im Land ist wohl die Bahn. Sie verfügt über ein riesiges Stromnetz, buchstäblich – wir können es sehen; gemeint sind die Fahrdrahtleitungen. Das Netz und der Verbrauch sind so hoch, dass mehrere Kraftwerke gleichzeitig die benötigte Leistung einspeisen müssen. Ich kenne die genaue Zahl nicht auswendig; der Einfachheit halber nehmen wir einfach 10 an. Nur wenn alle 10 in Betrieb sind, steht genügend Strom zur Verfügung. Tritt in einem unerwartet eine Störung auf, knallt der grosse Hauptschalter auf AUS, was dann zur Folge haben KANN, dass es zu einer Kettenreaktion im Netz kommt, wenn die verbliebenen Werke den Strombedarf nicht decken können. Im schlechtesten Fall gehen sämtliche Kraftwerke vom Netz – Totalzusammenbruch. Glücklicherweise kommt dies nur sehr selten vor und man könnte meinen, das sei halb so wild; braucht man schliesslich nur die einzelnen Schalter wieder einzuschalten, gegebenenfalls durch 10 Werksarbeiter, die mit Handy bewaffnet, alle gleichzeitig den „Saft“ wieder einschalten. Leider funktioniert das nicht. Die Wiedereinschaltung muss gestaffelt und koordiniert erfolgen. Kontakt zu den Lokomotiven, die auf offener Strecke stehengeblieben sind, muss zwingend aufgenommen werden. So eine Wiedereinschaltung kann Stunden benötigen. Warum ist das so?
Stellen wir uns das SBB-Netz als eine riesige, grobmaschige Strickleiter vor. An jedem Knotenpunkt sei ein weiteres kurzes Seil mit einem variablen Gewicht befestigt, das nach UNTEN zieht. An 10 Knoten befestigen wir je ein weiteres kurzes Seil mit einem Herkules, der mit seinem Bizeps das Netz nach OBEN ziehen kann. Diese Herkulesse seien die Kraftwerke, die nun die Aufgabe haben, genau so viel Muskelkraft einzusetzen, dass die gesamte Strickleiter auf konstanter Höhe bleibt, unabhängig davon, wie stark die einzelnen Gewichte (die Lokomotiven) nach unten ziehen. Jene verändern sich natürlich andauernd, denn Lokomotiven brauchen unterschiedlich viel Strom, je nach Geschwindigkeit und Last. Das ganze ist eine relativ einfache Regelaufgabe, wobei festzuhalten ist, dass die gesamte Regelaufgabe den QUELLEN zukommt. Die VERBRAUCHER allein bestimmen, wieviel Strom zu jedem Zeitpunkt zu liefern ist, die Quellen haben zu gehorchen, sonst funktioniert das nicht. Ist so ein Netz mal zu Boden gegangen, muss „sanft“ angehoben werden. Würden alle Herkulesse gleichzeitig mit voller Kraft nach oben ziehen, können Sie sich gut vorstellen, wie die Strickleiter sich verhielte; die würde springen und schaukeln und wäre nicht zur Ruhe zu bringen. Die einzelnen Kraftprotze würden zeitweise überlastet und es käme nach kurzer Zeit wieder zum Herausknallen der Hauptschalter; das Spiel müsste von neuem beginnen. Noch prekärer wird die Angelegenheit, wenn wir jetzt, um unser Modell zu verbessern, anstelle der Stricke Gummiseile verwenden, um dem Netz eine gewisse Elastizität zu verabreichen. In der Realität verhalten sich nämlich derart grosse Netze in solcher Weise. Schuld daran ist u.a. die Impulsgeschwindigkeit des elektrischen Stroms, die nicht unendlich hoch ist. Nicht zu verwechseln mit der Fliessgeschwindigkeit des Stroms, die in der Grössenordnung von etwa 0,3m/s liegt und unerheblich ist. Nehmen Sie ein Rohr von 1m Länge und füllen es mit kleinen Kugeln vollständig auf. Schieben Sie nun eine weitere Kugel hinein, muss gleichzeitig auf der anderen Seite eine Kugel herausfallen. Könnte man meinen. In Wahrheit gibt es eine geringe Verzögerung, denn der Impuls breitet sich nur mit Lichtgeschwindigkeit fort. Machen Sie das Rohr also 300000km lang, dauert es aufgrund der endlichen Lichtgeschwindigkeit eine ganze Sekunde, bis auf der anderen Seite die erwartete Kugel heraustritt. Bei elektrischem Strom ist das genau so. Und diese zwar geringe Verzögerung wirkt sich umso stärker aus, je grösser die Ausdehnung eines solchen Netzes ist. Dazu kommen weitere Effekte wie die Induktivität, die auf ähnliche Weise eine „Trägheit“ des Netzes verursachen. Daher die Gummiseile im Modell, die diesen Einfluss veranschaulichen sollen – eine weitere Schwierigkeit bei der Regelung.
Stellen wir uns nun vor, wir hätten ein Stromnetz für alle Verbraucher im Land, ohne Grosskraftwerke, nur mit dezentralen Quellen, bestehend aus Solardächern mit Photozellen. Wie sähe unser Modell dazu aus? Eine Gummi-Strickleiter mit mehreren Millionen variablen Gewichten (private Verbraucher, Gewerbe, Haushalte, usw.) und ebenfalls mehreren Millionen variabler Mini-Herkulesse, die dieses Gumminetz stabilisieren sollen. Können sie aber gar nicht, da diese eine Muskelkraft erzeugen, die ALLEIN von der aktuellen Sonneneinstrahlung abhängig ist. Sprich: die ohnehin schon sehr schwierige Regelaufgabe hat nirgends einen Regler. Jede einzelne Quelle zieht etwas am Netz nach oben, wenn gerade die Sonne scheint und lässt sich fallen, wenn diese gerade hinter einer Cumulus verschwindet. Einige liefern gerade soviel, wie sie selbst brauchen, andere liefern momentan etwas mehr, andere gerade deutlich weniger. Dieses Netz vollführte einen regelrechten Veitstanz und käme es einmal zu Boden, wäre ich gespannt auf das Wiedereinschaltprozedere. Der eine wird vielleicht gerade beim Rasieren unterbrochen, während ein anderer das Steak im erkaltenden Oel badet und die Tochter des Hauses flucht, weil sie mit dem Fön in der Hand im dunklen Badezimmer ihr Date verpasst. Jetzt käme eben die KOBZUWI-SOSTRONE zum Einsatz; die Koordinationsstelle des Bundes zur Wiedereinschaltung des Solarstromnetzes. Die müsste jetzt irgendwie (keine Ahnung wie) versuchen, mit den ungeduldigen Leuten nach Plan X wieder ans Netz zu gehen. Beim Elektromonteur kämen 2000 Anrufe von ratlosen Mietern an, die keine Ahnung von nix hätten, Oma Duck im Landhaus stirbt vor Aufregung und da ja die meisten Anlagen Privatbesitz wären, zeichnete sich auch niemand so wirklich verantwortlich für das Ganze. Ich möchte mir nicht vorstellen, wieviel entnervte Nutzer vor ihren Schalttafeln verzweifeln oder sich für alle Fälle noch einen Benzingenerator im Schuppen parat halten.
Dieses Problem kann man im übrigen auch nicht durch Dezentralisierung der Netze lösen. Man hätte dann anstelle eines grossen einfach viele kleine Problemstellen. Abhilfe schaffen da nur 2 Varianten: zum einen bräuchte jede Solaranlage eine gewisse Akkumulation, als „Stützbatterie“, welche dann gleichzeitig auch zur Deckung der sonnenfreien Zeit genutzt werden könnte. Solche Batterien wären extrem teuer und umweltschädigend. Zum Anderen könnte das Netz durch Grosskraftwerke gestützt werden. Diese Aufgabe können aber nur Brennstoff- (Holz/Kohle/Gas) oder Atomkraftwerke übernehmen. Eine „echte“ Alternative stellt Solarstrom also nicht dar. Ihre Applikation erfordert den gleichzeitigen Betrieb von Gaskraftwerken, wenn es keine AKWs mehr gibt.


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Die Redaktion wird sich den Kommentar ansehen und entscheiden, wie damit zu verfahren ist.


33 Kommentare
· hat's niemand gemerkt??
· ein Schaf hat´s gemerkt....
· Wieder mal Ggähn
· Platitüdendrescher
· Zu schwer?
· wenn und hätte ...
· Theiamus vs Atheismus
· Danke kuwilli
· wenn all die öffentlichen Gelder
· Geothermie
· Sie sagen es selbst
· schlecht informiert
· Tschuldigung, war nicht persönlich gemeint...
· dafür, dass Sie
· Die KOBZUWI-SOSTRONE
· besten Dank
· Ein Beispiel
· die Neuenburger Regierung
· und alle sitzen wir
· Ja und nein.
· einverstanden
· Patrik Etschmayer's
· quod erat demonstrandum!
· da haben Sie recht
· Zuvorgekommen
· und das ist ebenso falsch
· Zugabe!
· Bestrahlt
· beim Wort genommen
· Jeder sein eigener Kernphysiker
· Die Frage stellt sich
· Stufe 8
· Wem das Geld, der Mammon, wie ein Bächlein in und durch den ...
Mitreden
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