1:12-Initiative dürfte gemäss Trendumfrage abgelehnt werden
Bern - Etwas mehr als einen Monat vor der Volksabstimmung über die 1:12-Initiative der JUSO halten sich das Ja- und das Nein-Lager die Waage. Die Familieninitiative der SVP wird gemäss der ersten SRG-Trendumfrage derzeit von zwei Dritteln der Stimmberechtigten unterstützt.
Erfahrungsgemäss nimmt die Zustimmung bei Volksbegehren ab je näher der Abstimmungssonntag rückt. Folgt auch die 1:12-Initiative diesem Schema, ist am 24. November ein Nein zum Volksbegehren wahrscheinlich.
Westschweiz für Lohndeckel
In der Deutschschweiz stösst die JUSO-Initiative auf deutlich weniger Wohlwollen als in der lateinischen Schweiz. In der Romandie sind 50 Prozent der Befragten für die Vorlage und 31 Prozent dagegen, in der italienischsprachigen Schweiz sprechen sich gar 55 Prozent für die Initiative aus. In den deutschsprachigen Landesteilen hingegen haben die Gegner mit 47 zu 41 Prozent die Nase vorne.
Am meisten Unterstützung erhält die Idee, dass der höchste Lohn in einem Unternehmen in Zukunft höchstens das Zwölffache des tiefsten Lohns betragen soll, erwartungsgemäss im linken Lager. Bei den Wählern der Grünen sind vier von fünf Personen für das Anliegen, bei den SP-Wählern sind es drei von vier.
In der Wählerschaft der bürgerlichen Parteien ist die Ablehnung im Lager der FDP mit 71 Prozent am deutlichsten. Bei den SVP-Wählern sprechen sich 62 Prozent gegen die Vorlage aus. Bei der gewichtigen Gruppe der Parteiungebundenen liegen die Befürworter mit 45 zu 29 Prozent deutlich vorne, allerdings ist jeder Vierte von ihnen noch unentschlossen.
SVP-Initiative gut im Rennen
Sehr gut im Rennen liegt die SVP mit ihrer Familieninitiative, die ebenfalls am 24. November zur Abstimmung kommt: 64 Prozent der Befragten würden heute ein Ja in die Urne legen, nur 25 Prozent ein Nein. 11 Prozent waren noch unentschlossen.
Der Grund für die hohe Zustimmung liegt auch im Zuspruch aus dem linksgrünen Lager. Bei den SP-Wählern halten sich Befürworter und Gegner der Initiative die Waage, bei den Grünen überwiegen gar die Befürworter. Das Volksbegehren fordert, dass in Zukunft auch jene Eltern einen Steuerabzug geltend machen können, die ihre Kinder selber betreuen.
Bei der CVP-Basis sind die Befürworter mit 59 zu 27 Prozent klar in der Mehrzahl. Die Partei ist bei der Forderung nach einem Selbstbetreuungsabzug gespalten: Die Mehrheit der Bundeshausfraktion sprach sich für die Initiative aus, die CVP-Frauensektion hingegen engagiert sich im Gegenkomitee. Ihre Parole fasst die Partei an der Delegiertenversammlung von nächster Woche.
Besonders viel Zuspruch erhält die Initiative in ländlichen Gegenden, wo drei von vier Befragten zum Ja-Lager gehören. Die Initianten punkten insbesondere mit dem Argument, dass die Benachteiligung von Familien, die ihre Kinder selber betreuen, beseitigt werden müsse - 84 Prozent der Befragten stimmen dem zu.
Bei den Gegnern der Familieninitiative dominiert die Sorge vor den allfälligen Steuerausfällen. Diese werden vom Bund auf rund 1,4 Milliarden Franken pro Jahr geschätzt.
Derzeit Ja zu teurerer Vignette
Bei der dritten Vorlage, der Preiserhöhung bei der Autobahnvignette von 40 auf 100 Franken, befinden sich derzeit die Befürworter mit 53 zu 41 Prozent im Vorteil.
Die Ablehnung steigt mit der direkten Betroffenheit: Wer kein Auto besitzt, spricht sich zu 69 Prozent für die teurere Vignette aus. Bei der Gruppe mit einem Auto sinkt die Zustimmung auf 54 Prozent, bei zwei Autos in der Garage überwiegen dann die Nein-Stimmen.
Bei den Parteiwählern können sich vor allem die Grünen für die Preiserhöhung erwärmen. 79 Prozent wollen ein Ja einlegen. Dies, obwohl die Partei die Nein-Parole beschlossen hat. Nur die SVP-Wählerschaft spricht sich mit 58 zu 38 Prozent mehrheitlich gegen die Preiserhöhung aus.
Hohe Stimmbeteiligung wahrscheinlich
Die erste SRG-Trendumfrage, die am Freitag veröffentlicht wurde, deutet auf eine hohe Stimmbeteiligung am 24. November hin. 47 Prozent der Befragten gaben an, bestimmt abstimmen zu wollen. Bei den letzten Abstimmungen waren es zu diesem Zeitpunkt jeweils nur 41 Prozent.
Für die Umfrage im Auftrag der SRG befragte das Forschungsinstitut gfs.bern zwischen dem 7. und 12. Oktober 1215 Stimmberechtigte aus allen Landesteilen.
(tafi/sda)
- melabela aus littau 1
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