Nymphen, Kentauren und Tritonen

100. Todestag des Schweizer Malers Böcklin

publiziert: Sonntag, 7. Jan 2001 / 13:35 Uhr

Zürich - In der Nähe von Florenz starb am 16. Januar vor hundert Jahren der Schweizer Maler Arnold Böcklin. Er zählt zu den markantesten und einflussreichsten Künstlern des 19. Jahrhunderts.

1827 in Basel geboren, wurde Arnold Böcklin Zeuge einer Epoche, die mit Stichworten wie «Industrialisierung», «Demokratisierung», «Verbürgerlichung» in die Geschichte eingegangen ist. Allerdings findet der gesellschaftliche Wandel in seinem Werk unmittelbaren Niederschlag. Vielmehr wird es dominiert von einer eigenwilligen Bildsprache mit Motiven aus der klassischen Mythologie.

Neben Hans von Marées und Anselm Feuerbach gehörte Arnold Böcklin zum Kreis der Deutsch-Römer, deren Kunst aus dem Gedankengut der Romantik und des deutschen Idealismus hervorging. Ausgebildet wurde Böcklin zunächst an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Johann Wilhelm Schirmer und später in Genf bei Alexandre Calame. Neben Basel hielt sich der Künstler immer wieder in Rom, München, Florenz und Zürich auf.

Arnold Böcklin - sein Werk ist in zahlreichen Kunstsammlungen präsent, schwergewichtig in Basel, Berlin, München, Winterthur und Zürich - zählt zu den populärsten Malern des 19. Jahrhunderts.

Einige seiner bekanntesten Bilder, allen voran fiktive Landschaften wie die «Toteninsel» (1880-1886), strahlten ins 20. Jahrhundert aus und inspirierten Komponisten, Literaten und Kunstschaffende wie Sergej Rachmaninow, Stefan George oder Salvador Dalí zu eigenen Werken.

Dass Böcklin insbesondere im Kreis der Symbolisten und Surrealisten - neben Dalí hielten auch Max Ernst und Giorgio de Chirico grosse Stücke auf ihn - grosse Bewunderung fand, verdankte er seinem phantastisch-visionären Realismus. Kunst sei Abbild der Wirklichkeit: Diese Meinung wies er früh in die Schranken und ersetzte sie durch das Primat der Vorstellungskraft.

Zwar blieb Böcklin sein Leben lang einer realistischen Malerei treu. Jedoch realisierte er schon bald keine Naturbeobachtungen mehr, sondern mit Vorliebe in seinem Innern geschaute, aus seiner Psyche aufgestiegene, zuweilen höchst turbulente Bilder mit beklemmend übernatürlicher Atmosphäre.

Dass Böcklin maltechnisch seiner Zeit voraus war, zeigt ein Vergleich von zwei Ende der 1880-er Jahre entstandenen Porträts Gottfried Kellers. Im Gegensatz zum Berner Maler Karl Stauffer-Bern porträtierte Böcklin den desillusionierten Schriftsteller nicht fotografisch genau. Vielmehr malte er mit diffusen Strichen einen zerfallenden Menschen, dessen Inneres offensichtlich in gefährliches Ungleichgewicht geraten ist.

Die Freundschaft mit Gottfried Keller begann 1885 während Böcklins Zürcher Jahren. Hier pflegte er zudem Umgang mit dem Maler Johann Rudolf Koller, dem Bildhauer Richard Kissling und dem Architekten Alfred Friedrich Bluntschli. 1889 wurde Böcklin Ehrendoktor der Universität Zürich.

Neben seiner Kunst bemühte sich Böcklin während Jahren, einen Flugapparat zu entwickeln. Diese Pläne gab er erst 1894 in Florenz auf. Seine letzten Lebensjahre, während denen er an seinen grossen Bildern «Der Krieg» und «Die Pest» arbeitete, verbrachte der Künstler in der Nähe der toskanischen Hauptstadt, in San Domenico bei Fiesole, wo er am 16. Januar 1901 73-jährig starb.

(sda)

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