125 Jahre Telefonie in der Schweiz

publiziert: Samstag, 1. Okt 2005 / 09:17 Uhr / aktualisiert: Samstag, 1. Okt 2005 / 10:11 Uhr

Zürich - Am 2. Oktober 1880 fragt das «Fräulein vom Amt» zum ersten Mal «Was beliebt?»: In Zürich geht das erste Telefonnetz des Landes in Betrieb.

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Telephonica
Das Telefonmuseum in Islikon TG.
www.telephonica.ch

Anfangs als unnütze Spinnerei abgetan, ist das Telefon aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken.

«Das Pferd frisst keinen Gurkensalat» soll 1861 der erste Satz gewesen sein, der jemals über ein Telefon gesprochen wurde. Was der deutsche Physiker Johann Philipp Reis damit meinte, fragte sein Freund am anderen Ende allerdings nicht.

Die Menschen wussten nicht, dass wechselseitige Gespräche möglich waren, sagt Kurt Stadelmann vom Museum für Kommunikation in Bern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Handhabung und Technik des Telefons überstiegen ihre Vorstellungskraft, die Pioniere galten als Spinner und Träumer.

Vergessene Pioniere

Reis hatte 1861 das erste Telefon entwickelt, doch bedeutende Wissenschafter liessen sich nicht davon überzeugen. Nicht besser erging es dem Pariser Telegrafenbeamten Charles Bourseul. Er hielt 1854 einen Vortrag über elektrische Sprachübertragung - und galt als «harmloser Irrer».

Während die Telefonpioniere Bourseul und Reis in Vergessenheit gerieten, eroberte Alexander Graham Bell damit die Welt. Zwei Stunden vor seinem Konkurrenten Elisha Gray meldete er 1876 in Boston das Patent an.

Auch der Gehörlosenlehrer Bell musste kämpfen: «Ich kann einen Taubstummen reden machen, ich werde auch Eisen zum Sprechen bringen», entgegnete er seinen Kritikern. Am 5. April 1877 wurde die erste Telefonlinie eröffnet.

Test am Sängerfest

Ende 1877 führte die Schweizer Telegrafendirektion erste Telefonversuche durch, blieb aber trotz Erfolgen skeptisch. Die Wende brachte der Test, das Sängerfest in Zürich nach Basel zu übertragen: Der Gesang sei klar und deutlich vernommen worden, schrieb die «Neue Zürcher Zeitung».

Start mit 98 Abonnenten

Nach vielen Diskussionen erteilte der Bundesrat der privaten «Zürcher Telephon-Gesellschaft» die Konzession, in Zürich eine «Central-Telephon-Station» zu betreiben.

Am 2. Oktober 1880 wurde das erste Stadtnetz mit 98 Abonnenten in Betrieb genommen. Den Luxus eines Telefons konnten sich neben wenigen Privatpersonen Banken, Juristen, Hotels, städtische Ämter, der Verlag Orell Füssli oder die «NZZ» leisten. Der Anrufer kurbelte an seinem Wandapparat die Zentrale an, wo eine Klappe herunterfiel, beschreibt Stadelmann die Anfänge der Telefonie. Das «Fräulein vom Amt» stöpselte sich ein, fragte «was beliebt?» und verband mit dem gewünschten Gesprächspartner, der mit Name und Adresse genannt wurde. Nummern gab es noch nicht.

Das Lausanner Telefonverzeichnis von 1883 war hierzulande das erste mit zweistelligen Nummern, erklärt Stadelmann. Zum Standard seien Telefonnummern erst in den 1890er Jahren geworden.

Grosse Nachfrage

In der Zentrale arbeiteten tagsüber sechs Frauen und nachts ein Mann. Die Bevölkerung war «entzückt von diesem Wunder der Welt»: 1881 wurden täglich 600 Verbindungen hergestellt, 1882 waren es 2000. Kaum war das Zürcher Stadtnetz eingerichtet, wurden Begehren nach weiteren Konzessionen laut. Der Bundesrat aber wollte keine privaten Gesuche mehr bewilligen, sondern eigene Netze bauen und betreiben. 1885 kaufte der Bund die Zürcher Telephon-Gesellschaft zurück.

Ab 1881 folgten Netze in Basel, Bern, Genf und weiteren Städten. 1883 ging die erste interurbane Linie zwischen Zürich und Winterthur in Betrieb. 1982 zählte die damalige PTT drei Millionen Anschlüsse. Heute sind es 3,9 Millionen Festnetz- und 6,3 Millionen Handy-Anschlüsse.

(Petra Stöhr Bellingen/sda)

 
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