Klänge jenseits der Erinnerung

18. Taktlos-Festival in Basel und Zürich

publiziert: Sonntag, 1. Apr 2001 / 10:59 Uhr

Basel/Zürich - Unbekannte Klänge hörbar machen: Dies ist die Devise auch der 18. Ausgabe des Taktlos-Festivals von kommendem Wochenende in Basel und Zürich.

Fragt man das australische Trio «The Necks» nach der Machart ihrer skurrilen Musikgemälde, sprechen sie von «Klängen jenseits der Erinnerung». Eine nicht nur schön sich anzuhörende, sondern auch passende Umschreibung ihrer filigranen Melodielinien, die sich in intensiver Kollektivarbeit zu komplexer Kunstmusik entwickeln.

Jenseits der Erinnerung im Sine von ungebunden und unbekannt ist eigentlich alles, was an den Taktlos-Festivals geboten wird. Dieses Mal von fünf Trios, drei Quartetten und einem Septett aus ganz Europa, Nordamerika und Ozeanien. Dominierten letztes Jahr elektronische Tüftelarbeiten, so sind heuer vermehrt konventionelle Spielweisen auszumachen.

«Klaxon Geule» aus Kanada kramen in der musikalischen Geschichtenkiste, montieren die gefundenen Erinnerungsfetzen - Freejazz, Noise und elektronischen Ambient - aber zu einer Melange von theatralischer Ausgelassenheit. Und dies mittels «normaler» Instrumente (Gitarre, Bass und Schalgzeug). Noch traditioneller gebärdet sich das «Monitor Trio» (NL/USA), dessen sphärische Kammermusik als Hommage an Jazzmonument Sun Ra erklingt.

Ganz anders die französische Bassistin Joëlle Léandre (F), die dem Festival einen besonderen - weiblichen? - Stempel aufdrückt. Im «Collective Trio SJS» mit Pianistin Sylvie Courvoisier (CH) und Drummerin Susie Ibarra (USA) pfelgt sie das Kollektiv im Sinne des interaktiven Zusammenspiels von Komposition und Improvisation. Im «Quartet Noir», wo Léandre auf die Schweizer Urs Leimgruber (Sax) und Fritz Hauser (Drums) sowie die US-Pianistin Marilyn Crispell trifft, entstehen aus den individuellen Erfahrungen mit zeitgenössischer Musik Werke von höchster Komplexität. Zuweilen fragil, dann wieder expressiv, versuchen die vier Topmusiker, ihre schwarze Seite (musikalisch verstanden) zum Klingen zu bringen.

Weiblich dominiert ist auch das Projekt «Speechwater» (NL/CH/I). Bassistin Cristin Wildbolz aus Bern und Vokalistin Hester Boverhuis aus Amsterdam haben den italienischen Turntabel-Artisten Riccardo Massari-Spiritini aufgeboten, um ihren lautmalerischen Miniaturen melancholische Klangbögen zu unterlegen.

Der ursprünglichen Taktlos-Idee der Freien Improvisation am nächsten kommen dieses Jahr aber die beiden Quartette «Supersilent» (N) und «Four in One» (D/NL). Während die Norweger ihre mit Trompete, Drums und Synthesizer erzeugten Improvisationen vom Elektroniker Helge Sten alias Deathprod verfremden lassen, stellt sich das deutsch-holländische Kollektiv zum spontanen Instant Composing auf die Bühne.

Eine besondere Art freier Musik gestaltet schliesslich das Septett «Die Regierung» (CH). Diese Formation setzt sich zusammen aus «fünf körperlich und geistig unterschiedlichst und zwei normal behinderten Männern», so die augenzwinkernde Selbstdefinition. Landesweit bekannt geworden durch CD-, Theater- und Filmprojekte, beschert «Die Regierung» dem diesjährigen Taktlos-Festival einen speziellen Auftakt. Das Festival - 1984 erstmals in Zürich ausgetragen - wird von «Fabrikjazz» in der Roten Fabrik in Zürich und «à suivre Basel» in der Kaserne Basel organisiert. Das identische Programm findet in beiden Städten um jeweils einen Tag verschoben statt. Das Berner Taktlos-Festival - die einstigen Partner von «Jazz Now Bern» haben sich 1998 selbständig gemacht - steigt am 14./15. September in der Dampfzentrale.

(sda)

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