2000 Koreaner konvertierten zu heissblütigen Senegal-Fans

Zugegeben, etwas eigentümlich und ungewohnt waren sie schon anzuschauen, die Anhänger Senegals im Fanblock hinter dem einen Tor. Ruhig und gesittet sassen sie zu Beginn dort, eingekleidet zwar in die gelben Farben des afrikanischen Landes, aber unverkennbar Leute mit asiatischem Aussehen. Das Temperament ging ihnen anfänglich ab, um mit den rund 100 echten senegalesischen Fans in ihrer Mitte mitzuhalten. Zwar hatten sie kleine Trommeln überreicht bekommen, womit sie wenigstens soundmässig in die Jubelgesänge der Afrikaner einstimmen konnten.

In Sachen Lärm war der Senegal-Block seinem Gegenüber auf französischer Seite deutlich überlegen, auch wenn er um mehrere tausend Einheiten minder bestückt war. Je länger das Spiel aber dauerte, desto ruhiger wurden die enttäuschten Frankreich-Fans, während auf der Gegenseite immer lauter die Post abging. Am Schluss machten selbst die mutierten Senegal-Anhänger aus Korea die Welle begeistert mit.

Noch vor wenigen Tagen hätte kaum einer dieser gelb gekleideten Koreaner gewusst, wo Senegal überhaupt liegt. Geschweige denn, was für Spieler im Team figurieren oder wie der Trainer des WM-Neulings heisst. Doch das ist Nebensache. Zwar hatten die meisten der freiwilligen Fans gewusst, welche Mannschaft sie unterstützen wollten, aber nicht jeder konnte seinen Wunsch verwirklichen. Schliesslich mussten aus den 70'000 Spontan-Supportern 45 verschiedene Gruppen geformt werden, weil die 15 Teams ihre Gruppenspiele je in drei verschiedenen Städten austragen.

Nicht nur Studenten oder einfache Arbeiter, sondern auch Anwälte, Professoren, Botschaftsangestellte und Unternehmer hatten sich auf den Aufruf der nationalen Fangruppen-Vereinigung gemeldet. Park Seung-joo, Direktor beim Innenministerium, wusste einen wichtigen Grund für seine Anmeldung: «Wenn das Volk in Senegal uns Koreaner am TV sieht, wie wir ihre Mannschaft anfeuern, dann bekommen diese Leute natürlich einen positiven Eindruck von unserem Land.»

Eher zufällig kam Lee Kuy-nam, ein 44-jähriger Telekommunikations-Angestellter, zu seinem Senegal-Engagement: «Ich wollte ein Team unterstützen, das in unserem Land noch nicht sehr bekannt ist. Als ich dann im WM-Stadion in Seoul erschien, um mich einzuschreiben, hatte Senegal die kürzeste Schlange vor dem Schalter. Also stand ich dort an und hier bin ich nun.»

Zu bedauern brauchte es keiner der rund 2000 Senegal-Anhänger. Sie haben nach dem Überraschungserfolg über Frankreich bereits etwas erreicht, worauf die Tausenden von einheimischen Fans seit vier Weltmeisterschaften vergeblich warten: Einen Sieg an einer WM- Endrunde.

(René Baumann, Seoul/sda)