Richterin ohne Gnade

80 Jahre Haft für Guatemalas Ex-Diktator

publiziert: Samstag, 11. Mai 2013 / 08:09 Uhr / aktualisiert: Samstag, 11. Mai 2013 / 10:36 Uhr
Guatemalas Ex-Diktator Ríos Montt wurde zu 80 Jahren Haft verurteilt. (Archivbild)
Guatemalas Ex-Diktator Ríos Montt wurde zu 80 Jahren Haft verurteilt. (Archivbild)

Guatemala-Stadt - Der frühere guatemaltekische Diktator Efraín Ríos Montt ist wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu insgesamt 80 Jahren Haft verurteilt worden.

7 Meldungen im Zusammenhang
Ríos Montt sei während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 für Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung Tausender Maya-Indianer verantwortlich gewesen, sagte Richterin Jazmín Barrios in der Urteilsbegründung. Ziel sei die Vernichtung des Volksstamms der Ixil gewesen, der von der Militärjunta als Basis der linken Guerilla betrachtet wurde.

Mit ihrem Urteil ging die Richterin Jazmin Barrios über die von der Staatsanwaltschaft geforderten 75 Jahre Gefängnis hinaus. Ríos Montt habe die absolute Befehlsgewalt über die Armee gehabt, hatte Staatsanwalt Orlando López in seinem Schlussplädoyer am Mittwoch gesagt.

Ríos Montt hatte am Donnerstag jede Verantwortung für die Massaker an Maya-Ureinwohnern zurückgewiesen und sich als unschuldig bezeichnet. Zugleich warf er linksgerichteten Rebellen vor, Menschenrechtsverbrechen an Zivilisten begangen zu haben. Gegen das Urteil kann Ríos Montt Berufung einlegen.

Tumulte im Gerichtssaal

Nach der Urteilsverkündung brach im Gerichtssaal Unruhe aus, wie die Prozessbeobachter der Open Society Justice Initiative auf Twitter berichteten. Zahlreiche Menschen hätten applaudiert und gerufen: «Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!»

Die Anwälte von Ríos Montt versuchten demnach, ihren Mandanten aus dem Saal zu geleiten. Sicherheitskräfte hätten sie daran gehindert.

Massaker an 1770 Maya

Der Ex-Machthaber musste sich seit Mitte März wegen der Massaker vor Gericht verantworten. Bei den Verbrechen in der Region Quiche wurden mehr als 1770 Ixil-Maya umgebracht. Mehr als hundert Angehörige der Opfer sagten vor Gericht als Zeugen aus.

Das Urteil gilt unter Menschenrechtsaktivisten und Juristen als historisch. Nie zuvor wurde ein de facto Staatschef von einem einheimischen Gericht wegen Völkermordes verurteilt.

 

(fajd/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Guatemala-Stadt - Der ehemalige ... mehr lesen
Völkermord-Prozess im Jahr 2013 gegen Guatemalas ehemalige Führer Efraín Ríos Montt.
Der frühere Staatschef von Guatemala hat viele Kritiker.
Guatemala-stadt - Die Justiz in ... mehr lesen
Nach dem Schuldspruch gegen den ehemaligen guatemaltekischen Diktator Efraín Ríos Montt haben Menschenrechtsorganisationen und die Staatsanwaltschaft eine Entschädigung der Opfer gefordert.
Guatemala-Stadt - Nach dem Schuldspruch gegen den ehemaligen guatemaltekischen Diktator Efraín Ríos Montt haben Menschenrechtsorganisationen und die Staatsanwaltschaft eine ... mehr lesen 1
Guatemala-Stadt - Der frühere Machthaber von Guatemala, Efraín Ríos Montt, hat jede Verantwortung für die Massaker an Maya-Ureinwohnern während seiner Herrschaft zurückgewiesen. Er sei unschuldig, erklärte der 86-Jährige in seiner Stellungsnahme vor Gericht. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Guatemala-Stadt - Im Völkermordprozess gegen den früheren guatemaltekischen Machthaber Efraín Ríos Montt hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch eine Freiheitsstrafe von 75 Jahren gefordert. Dem Ex-General werden Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung Tausender Maya-Indianer während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 vorgeworfen. mehr lesen 
Guatemala-Stadt - Der frühere guatemaltekische Diktator Efrain Rios Montt muss sich seit Dienstag wegen Massakern an Maya-Ureinwohnern in den Jahren 1982/83 vor Gericht verantworten. Die Anklage gegen den 86-Jährigen vor dem Gericht in Guatemala-Stadt lautet auf Völkermord. mehr lesen 
Politiker wird in Guatemala wird zur Rechenschaft gezogen, in den USA sicher nie und nimmer
Der Ex-Diktator Efraín Rios Montt wurde in Guatemala wegen Völkermord zu 80 Jahren Haft verurteilt. Dieser Mann herrschte in der blutigsten Phase des Bürgerkriegs in Guatemala, der von 1960 – 1996 200‘000 Menschen das Leben gekostet hat. Bei diesem furchtbaren Krieg kamen auch Pilatus Flugzeuge zum Einsatz, wie unter anderem Jean-Marie Pellaux in seinem Buch «L’affaire Pilatus», 2008 (Université de Fribourg) dokumentierte. Am 25. September 1989 bestätigte Bundesrat Villiger vor dem Nationalrat zum ersten Mal, dass in Guatemala und Burma Pilatus-Flugzeuge gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden. Am 24. August 1993 gaben sogar die Pilatus Flugzeugwerke in einem «Weissbuch» zu, dass ihre Trainingsflugzeuge in Angola, Burma, Guatemala und dem Irak gegen unbewaffnete Personen eingesetzt wurden.
Heute werden weiter Pilatus Flugzeuge an Diktaturen geliefert, mit dem Segen der
Bundesrätinnen und Bundesräte, unter anderem an die Arabischen Emirate, obwohl dieses menschenrechtsverletzende Regime sich mit seiner Luftwaffe am Krieg in Libyen beteiligte. Zu Guatemala ist auch noch zu sagen: In diesem Bürgerkrieg mischten auch die USA mit. Sie wollten wie in Chile und anderswo verhindern, dass Politiker an die Macht kamen die nicht nach ihrer Geige tanzten. Auch die USA mit ihren Geheimdiensten tragen für das Blutbad in diesem mittelamerikanischen Land eine Verantwortung. Aber klar ist: Weder nach dem Vietnamkrieg mit drei bis fünf Millionen Toten in Vietnam, Laos und Kambodscha, noch nach den vielen geheimen
und offenen Interventionen der USA, noch nach dem Irak Krieg wurde in den USA je ein Präsident zur Rechenschaft gezogen, wie jetzt Efraín Rios Montt in Guatemala.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem eigenen Mofa frühzeitig viele Erfahrungen im Strassenverkehr.
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem ...
Publinews Jugendliche schätzen Aktivität und Mobilität. Statt ständig auf Eltern oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, lohnt es sich, über den Besitz eines eigenen Mofas nachzudenken. Schliesslich bietet es mehr Flexibilität und Unabhängigkeit. mehr lesen  
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte ... mehr lesen
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Für die Solarwirtschaft wurden die Berufe «Solarinstallateur/in EFZ», «Solarmonteur/in EBA» eingeführt.
Um den Anforderungen der Wirtschaft Genüge zu tun  Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat im Jahr 2023 insgesamt 50 neue oder überarbeitete Berufe genehmigt und ... mehr lesen  
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft ... mehr lesen  
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 3°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 3°C 10°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 1°C 5°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen starker Schneeregen
Bern 0°C 8°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 8°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 2°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten