Abbas' Geheimdienstchef bei Anschlag verletzt

publiziert: Samstag, 20. Mai 2006 / 18:11 Uhr / aktualisiert: Samstag, 20. Mai 2006 / 18:53 Uhr

Gaza - Der palästinensische Geheimdienstchef Tarek Abu Radschab ist möglicherweise bei einem Anschlag in Gaza schwer verletzt worden.

Damit spitzt sich der offene Machtkampf zwischen der Hamas-Regierung und dem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu. Ein Leibwächter wurde getötet, als eine Bombe im persönlichen Lift Radschabs in seinem Hauptquartier explodierte. Nach Spitalangaben wurden acht weitere Menschen verletzt, zwei von ihnen schwer. Die meisten von ihnen waren Leibwächter des Geheimdienstchefs.

Die Ursache war zunächst unklar. Möglicherweise zündete einer der Leibwächter Radschabs versehentlich eine Handgranate. Nach Behördenangaben zeigt eine Videokamera im Lift, wie ein Handgranate zu Boden fällt und explodiert.

Gefährliche Eskalation

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas, der im ägyptischen Badeort Scharm-el-Scheich an einem Wirtschaftsforum teilnimmt, ordnete eine Untersuchung an. Sein Sprecher Nabil Abu Rudeina sprach von einer «gefährlichen Eskalation» der Gewalt.

Radschabs Sicherheitsdienst untersteht Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und nicht der von der radikal-islamischen Hamas-Bewegung geführten palästinensischen Regierung. Zwischen der zuvor regierenden Fatah von Abbas und der Hamas toben seit Monaten Machtkämpfe um die Kontrolle über die Sicherheitskräfte.

Schuldzuweisung an Hamas

Der Sicherheitschef im Westjordanland, Taufik Tirawi, sprach von einem Mordversuch. Auch das Leben von Abbas und anderen palästinensischen Amtspersonen sei bedroht. «Wir stehen vor einer Katastrophe», betonte Tirawi: «Manche sagen, dies ist kein Bürgerkrieg. Diese Leute scheinen die Realität nicht zu sehen.»

Bewaffnete Mitglieder der zur Fatah gehörenden Al-Aksa-Brigaden marschierten durch Ramallah zum palästinensischen Parlamentsgebäude. Mit Schüssen in die Luft gaben sie ihrer Bestürzung über den Zwischenfall in Gaza Ausdruck. Die Kämpfer machten die Hamas für den Anschlag auf Radschab verantwortlich.

Anschlag bereits 2005

Zur Schwere der Verletzungen Radschabs lagen unterschiedliche Angaben vor.

Er hatte seinen Posten im April 2005 angetreten. Erst vor sieben Monaten hatte Radschab einen Bombenanschlag überlebt.

(rr/sda)

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