Ägypter fordern Brot und Freiheit

Ägypter protestieren am zweiten Jahrestag der Revolution

publiziert: Freitag, 25. Jan 2013 / 12:38 Uhr / aktualisiert: Freitag, 25. Jan 2013 / 21:08 Uhr
Bereits gestern Abend kam es in der Umgebung des Platzes zu Gewalt zwischen Polizisten und Regierungsgegnern. (Symbolbild)
Bereits gestern Abend kam es in der Umgebung des Platzes zu Gewalt zwischen Polizisten und Regierungsgegnern. (Symbolbild)

Kairo - Am zweiten Jahrestag des Volksaufstands in Ägypten haben sich am Freitag Demonstranten und Sicherheitskräfte in mehreren Städten Strassenschlachten geliefert. Behörden und Rettungskräfte berichteten von mindestens 110 Verletzten in Kairo, Alexandria, Suez und Ismailia.

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Zudem wurden Regierungsgebäude und Büros der islamistischen Muslimbruderschaft angegriffen. Dieser hatte Präsident Mohammed Mursi bis zu seinem Amtsantritt angehört. Zehntausende hatten zuvor in ganz Ägypten eine «neue Revolution» und «echte Demokratie» gefordert.

Die grösste Kundgebung fand in der Hauptstadt Kairo statt. Dort trafen mehrere Märsche auf dem zentralen Tahrir-Platz zusammen. Auf dem Platz hatten am 25. Januar 2011 die Proteste gegen den damaligen «Pharao» Ägyptens, Husni Mubarak, begonnen. 17 Tage danach wurde der Langzeitherrscher vom Militär gestürzt.

Die Proteste auf dem Tahrir-Platz blieben am Freitag weitgehend friedlich. Unter den Demonstranten waren der ehemalige Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, Friedensnobelpreisträger Mohammed el-Baradei und der populäre linke Oppositionelle Hamdien Sabbahi.

Auf zwei Zufahrtsstrassen zum Tahrir kam es aber am Nachmittag zu Scharmützeln zwischen Demonstranten und der Polizei. Später versuchten Demonstranten auf das mit Stacheldraht abgeriegelte Gelände vor dem Präsidentenpalast vorzudringen. Die Polizei setzte gemäss dem Staatsfernsehen Tränengas ein, die Demonstranten warfen Steine gegen die Polizisten.

Zudem versuchten Demonstranten gemäss den Muslimbrüdern, eines ihrer Kairoer Büros zu stürmen. Die Angreifer wurden von Anwohnern vertrieben. Es waren Schüsse zu hören, deren Ursprung blieb jedoch unklar.

Zusammenstösse in mehreren Städten

Auch in anderen Städten kam es zu Strassenschlachten. Demonstranten schleuderten Brandsätze, Steine und Feuerwerkskörper auf die Polizei, die ihrerseits Tränengas einsetzte.

In der Stadt Ismailia am Suez-Kanal zündeten Randalierer das Büro der Muslimbrüder-Partei an. Auch aus Port Said und Damiette am Mittelmeer wurden Zusammenstösse vor Regierungsgebäuden gemeldet.

In Alexandria am Mittelmeer, der zweitgrössten Stadt Ägyptens, kam es zu Unruhen. Demonstranten steckten Reifen in Brand. Die Polizei setzte Tränengas ein, Demonstranten antworteten mit Steinen. Proteste wurden auch aus der Touristenstadt Luxor und aus der Industriestadt Mahalla im Nildelta gemeldet.

«Brot, Freiheit, Gerechtigkeit»

Die liberale und linke Opposition hatte zu Protesten für «Brot, Freiheit, soziale Gerechtigkeit» aufgerufen. Dies war schon die Losung vor zwei Jahren.

Die Opposition wirft Mursi vor, die Ziele der Revolution verraten zu haben und mit den Muslimbrüdern Ägypten zu dominieren. Besonderer Streitpunkt ist die von den Muslimbrüdern und Salafisten ausgearbeitete Verfassung, die Kritikern zufolge die Demokratie schwächt.

Mursi: «Konterrevolution»

Mursi hatte am Donnerstag von einer «Konterrevolution» gesprochen und erklärt, die Proteste würden von «Überbleibseln des Mubarak-Regimes» gesteuert. Die Muslimbrüder werfen ihren Gegnern vor, die demokratischen Spielregeln nicht zu respektieren. Sie haben seit Mubaraks Sturz alle Wahlen gewonnen. Auch die neue Verfassung wurde vom Volk angenommen.

Zum zweiten Jahrestag der Revolution hatten die Muslimbrüder unter Hinweis auf drohende Gewalt auf Demonstrationen verzichtet. Beim ersten «Revolutionsgeburtstag» 2012 waren sie noch mit dabei gewesen. Damals war noch der Militärrat an der Macht.

Stattdessen starteten die Muslimbrüder am Freitag eine Wohltätigkeitskampagne. Etwa eine Millionen Ägypter sollen Medikamente und Nahrungsmittel erhalten. In diesem Jahr sind Parlamentswahlen geplant.

(bert/sda)

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