Ahnunglos an Medaille vorbei geschlittert

publiziert: Sonntag, 15. Aug 2004 / 14:26 Uhr

Athen - Nach dem 7. Schuss kratzte sie erstmals an der Bronzemedaille. Der 8. Schuss von Cornelia Froelich im Luftpistolen-Final war miserabel. Angst vor dem Siegen?

Ansicht auf die olympische Schiessanlage.
Ansicht auf die olympische Schiessanlage.
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So sah es aus. Doch Froelich winkt ab: "Ich habe davon nichts mitgekriegt."

Am Ende gabs für die 40-jährige Zürcher Apothekerin Cornelia Froelich ein olympisches Diplom für Rang 7, mit dem drittbesten Finalergebnis aller acht Finalistinnen.

Um den Hauch von 0,2 Punkten hinter der Dritten lag sie (als Fünfte) nach dem siebten, ihrem besten Treffer (10,4) in dem über 10 Schüsse ausgetragenen Final - so weit vorne wie nie in diesem Wettkampf. Die meisten Konkurrentinnen machten eine Schwächephase durch. Und dann folgte eine 8,6 für Froelich, ihr einziger echter Fehlschuss.

Nichts gewusst

"Ich wusste gar nicht, wo ich stand. Es wäre gar nicht möglich, die Übersicht über die Rangierungen zu behalten", sagte sie.

"Darum hatte ich auch kein Nervenflattern. Im Tennis ist es anders. Wenn dort jemand Angst bekommt und Mühe hat, den Matchball durchzubringen, dann weiss er ganz genau, wie der Match steht. Im Moment bin ich sehr zufrieden, vielleicht werde ich mich später ärgern, dass ich keine Medaille geholt habe."

Verbands-Sportchef Michel Ansermet, der vor vier Jahren in Sydney Silber gewonnen hatte, bestätigte: "Cornelia musste ihren Weg gehen, Schritt für Schritt, Schuss für Schuss, immer konzentriert. Sie darf gar nicht zusammenzählen und dem letzten Schuss nachstudieren. Der 7. Rang ist ein schöner Erfolg."

Trotzdem bekam Cornelia Froelich mit, dass Bundesrat Samuel Schmid im Publikum weilte. Er gab ihr vor Beginn aufmunternde Handzeichen.

"Und als die Schussresultate einzeln angesagt wurden, hörte ich stets Klatschen aus seiner Ecke. Ich dachte, bildete es mir vielleicht auch nur ein, der Beifall komme vom Bundesrat. Das war ein schönes Gefühl."

Sportminister gratulierte als Experte

Als ihr der Sportminister, als guter Schütze selbst ein Experte, gratulierte und sie zu ihrem Wettkampf befragte, gestand sie ihm "zu meiner Schande, dass ich Final nicht ein einziges Mal absetzen konnte."

Das heisst für Laien: Sie hob die Pistole in den zur Schussabgabe freigegebenen 75 Sekunden stets nur einmal hoch und hielt sie so lange oben, bis der Schuss abgegeben war, "selbst wenn ich wackelte".

Die Waffe hinunternehmen und neu ansetzen, wie dies etliche Konkurrentinnen taten, lag für Froelich aus "mentalen, aus psychischen Gründen in diesem Final nicht drin. Das schaffe ich mit meinem relativ langen Bewegungsablauf noch nicht."

Umso schöner wäre es, wenn Cornelia Froelich nach dem "eindeutig grössten Erfolg" ihre Karriere fortsetzen würde. Seit 18 Jahren schiesst das Mitglied der Schützengesellschaft der Stadt Zürich, seit zehn Jahren international.

Zu 80 Prozent arbeitet sie als Apothekerin im Flughafen Zürich-Kloten, 20 Prozent gehören normalerweise dem Sport - bei den sieben Final-Konkurrentinnen war dies (zumindest) umgekehrt. In den letzten zwei Monaten hatte sie mehr Zeit zur Olympiavorbereitung, "auch weil wir wegen des Umbaus im Flughafen vorher Überstunden gemacht hatten."

Im Markopoulo Olympic Shooting Center in Athen stand Cornelia Froelich erstmals in diesem Jahr in einem bedeutenden Final, nachdem sie an den Schweizer Meisterschaften wegen der Olympiavorbereitung auf die Verteidigung ihres achten Titels verzichtet hatte. Dabei stellt ein solcher Final spezielle Anforderungen, in die Schüsse einzeln "befohlen" werden.

"Dadurch ist es nicht möglich", so Froelich, "einen eigenen Rhythmus zu entwickeln." Das gilt es noch zu trainieren, "aber auch im Hauptprogramm (das sie ex-aequo als Sechste beendete) gäbe es noch einiges herauszuholen." Allerdings nur dann, wenn sie ihre Karriere fortsetzt.

(von Peter A. Frei/Si)

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