Alex Zülle gewinnt Tour de Suisse-Prolog

(Si) Solche Prologzeitfahren seien für ihn eine obligatorische Übung, die in den meisten Fällen für den Ausgang einer Rundfahrt keinerlei Bedeutung hätten, meinte Zülle noch vor der Einkleidung ins Leadertrikot. Mit dieser Ansicht liegt der Ostschweizer richtig. Aber solche Prüfungen gegen die Uhr sind ein Stück weit auch aussagekräftig über den Formstand. Und in dieser Hinsicht braucht sich der St. Galler in diesen Tagen sicherlich nicht zu verstecken.

Bei diesem Prolog in Luzern kam hinzu, dass Alex Zülle seinen Einsatz klug einteilte. Bei der Zwischenzeitnahme nach 2,5 km am höchsten Punkt der Strecke wurde für den Captain des Coast-Teams mit drei Sekunden Rückstand auf Giuseppe Di Grande (It) der drittbeste Wert gestoppt. Aber im Gegensatz zum Giro-Sieger Paolo Savoldelli (It) beispielsweise war Alex Zülle nach dem Kulminationspunkt in der Lage, wieder zu beschleunigen, noch bevor die Abfahrt richtig einsetzte. Hier holte der Ostschweizer seinen Vorsprung heraus, denn die Kurven bei der Abfahrt ins Ziel fuhr er eher vorsichtig.

zu warm für Lokalfavorit Nuttli
br> Bei seinem sechsten Erfolg dieser Saison hat Alex Zülle unter den Anwärtern auf den Gesamtsieg den stärksten Eindruck hinterlassen. Nicht ganz unerwartet wartete auch Laurent Dufaux mit einer guten Leistung auf. Das Trainingslager im Oberengadin mit ausgedehnten Passfahrten zahlt sich aus. Paolo Savoldelli (It, 7. mit 10 Sekunden Rückstand) und Francesco Casagrande (It, 9., 12 Sekunden zurück) brauchen sich keine grossen Gedanken zu machen. Pawel Tonkow hingegen missglückte dieser Prolog völlig. 37 Sekunden Rückstand auf einer solch kurzen Strecke stellen ein unerklärliches Handicap dar. Der Lokalfavorit Jean Nuttli (38., 22 Sekunden zurück) scheiterte an den Rhythmuswechseln und an der Wärme, die die Leute verständlicherweise ins Schwimmbad statt an die Prologstrecke lockte.

Neuauflage des Duells Zülle-Tonkow?

Tonkow war vor sieben Jahren zum grossen Gegner Zülles geworden, als dieser das Prologzeitfahren in Bellinzona um 0,78 Sekunden vor Tony Rominger gewonnen und das Leadertrikot während sieben Tagen getragen hatte. Die Fehleinschätzung der Stärke Tonkows im Aufstieg zum Albula-Pass kostete Zülle damals den TdS-Gesamtsieg, den er in den kommenden Tagen mit neuem Elan anstrebt. Von seinen nunmehr 65 Profi-Siegen hat Zülle 31 gegen die Uhr erzielt, davon aber nur wenige bei Prologen. Erwähnenswert sind die Prologzeitfahren in Paris - Nizza (1993), der Tour de France (1996 in s´-Hertogenbosch/Ho) und im Giro (1998 in Nizza).

Alex Zülle und seinen Helfern stellt sich die Frage, ob sie heute Mittwoch und morgen Donnerstag das Leadertrikot verteidigen und dabei Kräfte vor den entscheidenden Bergetappen verschleudern. Der Rennverlauf werde über die Wahl der Taktik entscheiden, meinte Zülle, womit er sich sämtliche Optionen offen hält.

Resultate

66. Tour de Suisse. Prolog, Einzelzeitfahren in Luzern (5,7 km):
1. Alex Zülle (Sz) 7:37 (44,901 km/h). 2. Giuseppe Di Grande (It) 0:05. 3. Laurent Dufaux (Sz) 0:06. 4. Davide Rebellin (It) 0:07. 5. Tobias Steinhauser (De), gleiche Zeit. 6. Uwe Peschel (De) 0:10. 7. Paolo Savoldelli (It), gleiche Zeit. 8. Bobby Julich (USA) 0:12. 9. Francesco Casagrande (It). 10. Daniel Schnider (Sz).

11. Sergej Iwanow (Russ). 12. Ruslan Iwanow (Mold), alle gleiche Zeit. 13. Alexander Winokurow (Kas) 0:13. 14. Steve Zampieri (Sz). 15. Alexandre Moos (Sz), beide gleiche Zeit. 16. Gerhard Trampusch (Ö) 0:14. 17. Kim Kirchen (Lux), gleiche Zeit. 18. Andrea Noé (It) 0:16. 19. Martin Elmiger (Sz). 20. Rubens Bertogliati (Sz). 21. Georg Totschnig (Ö), alle gleiche Zeit. 22. Rob Hunter (SA) 0:17. 23. Santos Gonzalez (Sp), gleiche Zeit. 24. Massimo Giunti (It) 0:18. 25. Piotr Wadecki (Pol). 26. Reto Bergmann (Sz). 27. Olaf Pollack (De), alle gleiche Zeit. 28. Fred Rodriguez (USA) 0:19. 29. Marco Fertonani (It). 30. Ronny Scholz (De), alle gleiche Zeit.

(sda)