Ammann strahlt Zuversicht aus
Die Skispringer brechen erneut mit der Tradition und fliegen vor dem gemeinsamen Auftakt der Nordischen in Kuusamo über Klingenthal (De) eine Extra-Schlaufe. Am vorgezogenen Wochenende des Weltcup-Winters 2014/15 nimmt die Schweizer Equipe auch am Teamspringen teil.
Die Windprognosen fallen im Gegensatz zum Vorjahr günstig aus, der erste Kräftevergleich dürfte eine hohe Aussagekraft haben. Künzle erwartet Ammann mindestens in den Top Ten. «Noch besser wäre es, wenn er gleich ganz vorne dabei sein könnte», fügte er hinzu. Ammann habe zuletzt im Trainingskurs in Oberstdorf, wo auch die Polen, die Slowenen und die Deutschen sprangen, überzeugt.
Zu den Besten aufschliessen
Der vierfache Olympiasieger will fünf Wochen vor dem Start zur Vierschanzentournee - der Gewinn des Klassikers über die Neujahrstage bildet noch die einzige Lücke in seinem überragenden Palmarès - seine Erwartungen nicht allein über die Resultate definieren. «Ich will möglichst rasch zu den besten Springern aufschliessen», sagte der Toggenburger. «Zuletzt in Oberstdorf bin ich stark gesprungen», bestätigte er Künzles Aussagen. Gleichzeitig mag Ammann diesen Eindruck nicht überbewerten. Vielleicht traten die Konkurrenten mit einem harten Training in den Beinen an oder sie haben für den Winter im Materialbereich noch einen Pfeil im Köcher. «Wir sprangen alle in den Trainingsanzügen», erwähnte der 33-Jährige. «Ich bin gespannt auf das Wochenende in Klingenthal.»
Gregor Deschwanden traut sich in seiner zweiten vollen Saison einen Schritt nach vorne zu. «Ich will mich im Gesamt-Weltcup um Position 20 halten. Um dies zu erreichen, brauche ich die Exploits mit Klassierungen in den Top Ten», sagte der Luzerner. Er sei diesen Sommer hindurch konstanter gesprungen als üblich. «Technisch bin ich besser geworden, ich bin näher an der Weltspitze dran», meinte der 23-Jährige. Die Anstellung als Zeitsoldat verbesserte seine Rahmenbedingungen, auch finanziell. «Ich bin jetzt ein fliegender Beamter», witzelte Deschwanden.
Neue Bakken
Die nacholympische Saison kennt mit der Vierschanzentournee und den Weltmeisterschaften in Falun (Sd), dem Wohnort der Schweizer Skisprunglegende Walter Steiner, zwei Höhepunkte. Reizvolle Ziele bilden auch der Heimweltcup in Engelberg vor Weihnachten und die Premiere auf der neuen Flugschanze in Planica (Sln) zum Saisonfinale. «Und einmal in Österreich zu gewinnen, ist auch ein heisses Ziel», fügte der 21-fache Weltcupsieger Ammann an. Die Skispringer machen diesen Winter nicht nur in Planica Bekanntschaft mit einem neuen Bakken. Nischni Tagil (Russ), die Station im Ural, taucht erstmals im Weltcup-Kalender auf. Auch die Normalschanze in Falun kennen die Athleten nur vom Hörensagen.
Die Änderungen im Materialbereich betreffen die Anzüge gleich in zweierlei Hinsicht. Einerseits ist das Federkleid der Adler nicht mehr so eng geschnitten, andererseits dürfen die Sportler auf freiwilliger Basis einen Rückenprotektor einnähen lassen. «Mit dem neuen Reglement gibt der Anzug wieder das tragende Gefühl», sagte Walter Hofer (Ö), der Renndirektor Skispringen des FIS. Die Balance zwischen Aerodynamik und Athletik sei nun besser abgestimmt. In den vergangenen Jahren hatte die FIS die Anzugspassform stets verkleinert, um die Sprungkraft der Athleten wieder höher zu gewichten. Ob der Rückenprotektor von den Athleten eingesetzt wird, bleibt eine offene Frage. Aerodynamisch bringt er kaum Vorteile, zudem verändert er den Schwerpunkt des Skispringers.
Neue Gesichter
Die Favoriten für die nächsten vier Monate sind schwer auszumachen. Im Sommer-Grand-Prix tauchte mit Philipp Sjöen ein neues Gesicht auf. Der 18-jährige Norweger belegte in der Sommerserie den zweiten Gesamtrang. Er muss seine Leistungen nun bestätigen. Gegen die Konkurrenz aus Polen um den Doppel-Olympiasieger Kamil Stock, aus Slowenien um Peter Prevc und Deutschland um Severin Freund wird dies kein einfaches Unterfangen.
Im Fokus stehen auch die Österreicher. Heinz Kuttin löste nach dem Olympia-Winter Alexander Pointner als Cheftrainer ab. Nach zehn erfolgreichen Jahren hatte sich Pointners Stil insbesondere in der Zusammenarbeit mit Ausnahmekönner Gregor Schlierenzauer abgenutzt. Durch die Rücktritte von Thomas Morgenstern und Martin Koch rücken einige Youngsters in der Hierarchie auf. Michael Hayböck, Stefan Kraft und der Tourneesieger Thomas Diethart verkörpern die neue Generation.
(bg/Si)
- kurol aus Wiesendangen 4
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