Zeugenaussagen und Satellitenbilder veröffentlicht

Amnesty wirft Boko Haram schwere Verbrechen bei Angriff in Baga vor

publiziert: Donnerstag, 15. Jan 2015 / 07:36 Uhr
'Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit' - Untersuchung wird verlangt.
'Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit' - Untersuchung wird verlangt.

Lagos - Amnesty International hat der Islamistengruppe Boko Haram schwere Verbrechen während eines blutigen Angriffs auf die Stadt Baga im Nordosten von Nigeria vorgeworfen. Die Kämpfer hätten unter anderem eine Schwangere während der Entbindung erschossen.

7 Meldungen im Zusammenhang
Das erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag unter Berufung auf einen Augenzeugen. Boko Haram hatte am 3. Januar Baga und umliegende Ortschaften angegriffen und nach Einschätzung von Amnesty mehrere hundert Menschen ermordet. Die Organisation sprach von der «grössten und zerstörerischsten Attacke», die Boko Haram je ausgeführt habe.

Die vorsätzlichen Tötungen von Zivilisten und die Zerstörung ihres Eigentums seien «Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit und verlangen eine Untersuchung», erklärte Amnesty. Boko Haram will in Teilen des Landes ein Kalifat errichten. Der Angriff vom Januar galt offenbar zivilen Selbstverteidigungsmilizen, die das Militär im Kampf gegen die Gruppe unterstützen.

Mehrere Zeugenaussagen veröffentlicht

Amnesty International veröffentlichte mehrere Zeugenaussagen, die das brutale Vorgehen der Kämpfer dokumentierten. Ein Bewohner berichtete, dass eine Schwangere erschossen wurde, als sie gerade ihr Kind zur Welt brachte. «Das Baby, ein Junge, war schon halb geboren», sagte er, «in dieser Position ist sie gestorben». Auch seien viele Kinder von den Kämpfern getötet worden.

Ein rund 50-jähriger Zeuge erzählte, er habe allein in Baga hundert Tote gesehen. «Ich bin in den Busch gerannt», erzählte er Amnesty. «Und während wir rannten, haben sie weiter geschossen und gemordet.» Ein anderer Bewohner versteckte sich erst drei Tage lang, dann floh er fünf Kilometer durch den Busch. Überall hätten Leichen gelegen, sagte er. Die Namen der Zeugen nannte Amnesty nicht.

Satellitenbilder veröffentlicht

Die Organisation veröffentlichte auch mehrere Satellitenbilder, bei denen es sich um Aufnahmen von Baga und Umgebung handeln soll. Amnesty schätzt, dass im Zuge der Angriffe mehr als 3700 Gebäude beschädigt oder komplett zerstört wurden. Örtliche Vertreter hatten bereits erklärt, dass Baga sowie mindestens 16 umliegende Siedlungen zerstört und 20'000 Menschen zur Flucht gezwungen worden seien.

In Nigeria finden Mitte Februar Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Die Welle der Gewalt durch Boko Haram wird auch als Versuch gewertet, diese Wahlen zu gefährden.

(jbo/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
N'Djamena - Der Tschad entsendet ... mehr lesen
Der Tschad blieb bislang verschont. (Symbolbild)
Yaoundé/Abuja - Die nigerianische Armee hat Berichten zufolge einen Vorstoss der Terrororganisation Boko Haram auf die Stadt Biu im Nordosten des Landes abgewehrt. Dabei seien am ... mehr lesen
Abuja - Die Wahlen in Nigeria werden im Februar wie geplant in allen Bundesstaaten stattfinden. Allerdings sorgt sich die Wahlkommission um die Möglichkeit der Abstimmung in Gebieten, die von der Extremistengruppe Boko Haram kontrolliert werden. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Maiduguri - Eine junge Selbstmordattentäterin hat auf einem Markt im Nordosten ... mehr lesen
Lagos - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der nigerianischen Armee «massive Verletzungen der Menschenrechte» im Kampf gegen die islamistische Gruppe Boko Haram im Nordosten des Landes vor. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft schnell an Aufmerksamkeit, nur um später wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Peppr, einst ein heisses Thema unter Technikbegeisterten, ist ein Beispiel für diesen Trend. Was zeichnete Peppr also aus, und welche Herausforderungen führten zu seinem Niedergang? mehr lesen  
Menschliche Beteiligung ist unerlässlich für KI-generierte Kunstwerke ohne US-Copyright  In zunehmend mehr Bereichen wird die KI-Technologie eingesetzt, jedoch hat ein US-Gericht bestätigt, dass Kunstwerke, die von dieser Technologie erstellt wurden, keinen Urheberrechtsschutz geniessen. mehr lesen  
Die New York Times prüft eine Urheberrechtsklage gegen OpenAI, ein KI-Forschungslabor, das ChatGPT entwickelt hat, einen Chatbot, der Texte ... mehr lesen  
Wehrt sich gegen das KI-Training von OpenAI mit ihren Texten: The New York Times.
Knister, knister.
Grosse Musikkonzerne machen jetzt Druck vor Gericht  Das gemeinnützige Internet Archive wurde von sechs grossen Musiklabels verklagt, weil es Aufnahmen von 78rpm-Schallplatten, die bis etwa in die 1950er ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 11°C 24°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 15°C 25°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
St. Gallen 14°C 23°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Bern 9°C 23°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Luzern 12°C 25°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 13°C 24°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Lugano 15°C 25°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten