Anschläge in Saudi-Arabien: 25 Stunden in der Hölle von Chobar

publiziert: Montag, 31. Mai 2004 / 19:46 Uhr / aktualisiert: Montag, 31. Mai 2004 / 20:26 Uhr

Chobar - Das endlose Warten war die Hölle. 25 Stunden lang versteckte sich der indische Computerexperte Baskar Venkataramani in seinem Badezimmer im Ausländer-Wohnkomplex 'The Oasis' in Chobar, während saudi-arabische Extremisten draussen Jagd auf Nicht-Moslems machten.

Vor dem Ausländer-Wohnkomplex 'The Oasis' wurde Jagd auf Nicht-Moslems gemacht.
Vor dem Ausländer-Wohnkomplex 'The Oasis' wurde Jagd auf Nicht-Moslems gemacht.
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"Es war traumatisch, ich konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder meine Familie zu sehen", sagte er der Tageszeitung "Gulf News". Zum Schutz vor Schüssen hatte er die Badezimmertür mit Matratzen gepolstert und kauerte in dem Raum, bis ein Spezialkommando nach 25 Stunden das Drama beendete.

Der Jordanier Nidschar Hidschasin erlebte die Ereignisse hautnah: "Neun (Geiseln) wurde von den Kidnappern die Kehle durchgeschnitten, nachdem sie versucht hatten, nachts durch das Treppenhaus zu fliehen."

Unklare Umstände

Insgesamt kamen bei den Angriffen und der anschliessenden Geiselnahme 19 Ausländer und drei Saudi-Araber ums Leben, 41 Geiseln wurden befreit. Warum nur einer der Täter gefasst wurde, während den drei anderen in einem gestohlenen Auto die Flucht gelang, wurde aus den offiziellen Verlautbarungen der Regierung nicht klar.

Ebenso unklar blieb, wie die bewaffneten Täter am Samstag in einer Art Amoklauf durch die Ölstadt Chobar stürmen und bei Überfällen auf Mitabeiter und Einrichtungen der Ölindustrie mehrere Menschen töten und dann die Geiseln nehmen konnten.

Krieg gegen El Kaida

Immer wieder geraten in letzter Zeit Ausländer ins Visier der El Kaida und ihrem ideologischen Anführer Osama bin Laden. Im vergangenen Jahr starben mehr als 50 Menschen bei Anschlägen auf Wohnkomplexe für Ausländer in Riad, und regelmässig liefern sich Sicherheitskräfte blutige Schusswechsel mit Terrorverdächtigen.

Die Herrscherdynastie des Hauses Saud sowie El Kaida berufen sich zwar auf die gleiche religiöse Lehre: den Wahhabismus, eine besonders konservativ-strenge Lesart des Islam, der in Saudi-Arabien Staatsreligion ist.

Die El-Kaida-Extremisten werfen den mehreren tausend Saud-Prinzen indes vor, die reine Lehre zu missachten und einen korrupten und ausschweifenden Lebenswandel zu verfolgen. Sie stören sich insbesondere daran, dass in Saudi-Arabien nicht-moslemische, vor allem also US-Soldaten stationiert sind.

Abschreckung

Mit der Terrorserie von Chobar verfolgten die Extremisten erklärtermassen das Ziel, Ausländer abzuschrecken. In einem im Internet verbreiteten Bekennerschreiben hiess es: "Wir werden die arabische Halbinsel von den Ungläubigen reinigen."

Überlebende des Geiseldarams berichteten, dass die Täter in der Wohnanlage von Chobar gezielt Nicht-Moslems als Opfer ausgewählt haben. "Am Samstagmorgen klopften zwei bewaffnete an unsere Tür und fragten, ob wir Moslems oder Christen seien", schilderte der Jordanier Hasem el Damen den Ablauf.

"Sie rieten uns, im Haus zu beiben, weil sie nur Amerikaner und Europäer rauswerfen wollten." Den makabren Auftritt hätten die Täter mit einer Ermahnung zur Frömmigkeit beendet: "Sie rieten uns, Bärte wachsen zu lassen und traditionelle islamische Kleidung zu tragen, um als gute Moslems zu gelten."

(Von Suleiman Nimr, afp/sda)

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